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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Hotelzimmer beim Frühstück, als es an die Tür klopfte. Wir dachten, es sei das Zimmermädchen, und ich rief herein.
    Die Tür ging auf.
    Der Kriminalbeamte trat ein. Hinter ihm sah ich einen Polizisten in Uniform, der draußen stehen blieb.
    Der Beamte war in Zivil, wie damals trug er wieder seinen grauen Lodenmantel, aber diesmal sah er nicht aus wie ein freundlicher Familienvater.
    »Ich muß Sie verhaften, Herr Roeder. Bitte machen Sie keine Dummheiten. Ziehen Sie sich an und nehmen Sie Wasch- und Rasierzeug mit.«
    Ich konnte mich nicht erheben. Wie angenagelt blieb ich sitzen. Aber Karin war aufgesprungen.
    »Um Gotteswillen!« rief sie. »Was ist denn geschehen? So hören Sie doch, Herr Kommissar, geben Sie doch Antwort! Was soll das denn bedeuten?«
    Der Beamte wandte sich an sie, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    »Das wird sich alles klären, Fräulein Uhlmann.« Er schaute mich finster an. »Und jetzt machen Sie sich bitte fertig.«
    Nur mit äußerster Anstrengung gelang es mir, aufzustehen.
    »Warum... weshalb soll ich verhaftet werden?«
    »Vermutlich wissen Sie das ganz genau. Würden Sie sich jetzt bitte anziehen.«
    Ich suchte Karins Blick. Er war angstvoll auf mich gerichtet. Mit dem kläglichen Versuch zu lächeln, sagte ich zu ihr diesen alten, blöden Satz, den jeder Verhaftete sagt:
    »Es muß ein Irrtum sein, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich bin bald wieder zurück.«
    Sie verließ das Zimmer durchs Bad, damit ich mich anziehen konnte. Ich hatte im Pyjama am Frühstückstisch gesessen.
    Der Kommissar beobachtete jede meiner Bewegungen. Ich versuchte es nochmals mit ihm.
    »Bitte sagen Sie mir doch, was man mir vorwirft.«
    »Dazu bin ich nicht befugt. Man wird Ihnen das in München sicherlich erklären.«
    Ich erschrak nochmals.
    »In München?«
    »Ja, in München. Wir führen nur die Festnahme durch und überstellen Sie nach München.«
    München! Hilda...
    Während ich mich mechanisch anzog, arbeitete mein Hirn wie im Fieber. München... Hilda... ich war ein Idiot gewesen! Natürlich hatte Hilda Freundinnen gehabt, das hatte sie mir ja oft genug erzählt. Eine davon wird auch von ihrem Verhältnis mit Carl Weynert gewußt haben, und dann hat sie die Sache in Davos gelesen und ist zur Kripo gelaufen...
    Was sollte ich tun? Fliehen?
    Die Zimmertür stand noch offen, und davor wartete der Polizist. Ein Fluchtversuch hätte wenig Aussicht gehabt. Vielleicht auf der Fahrt nach München? Den bewachenden Polizisten niederschlagen und aus dem Zug springen? Und wohin dann, ohne Geld?
    Ich versuchte mir einzureden, daß eine Verhaftung noch keine Verurteilung sei. Das Tonband war vernichtet, das Gerät ausgetauscht, ich hatte den Briefträger als Zeugen, daß Hilda noch sang, als ich die Wohnung verließ. Die Zeit meiner Ankunft im Büro war eindeutig festgestellt, ich konnte also auch nicht umgekehrt sein und Hilda dann umgebracht haben. Man würde mir einfach nichts nachweisen können.
    Dieser Gedanke beruhigte mich ein wenig. Nur nichts sagen, nicht sprechen... abwarten, was man mir zu sagen hat.
    Ich war fertig angezogen und hatte meinen Waschbeutel gepackt.
    »Darf ich mich von Fräulein Uhlmann verabschieden?«
    Statt einer Antwort öffnete der Kommissar die Badezimmertür und rief Karin herein.
    Sie hatte Tränen in den Augen, nahm sich aber tapfer zusammen. Lächelnd sagte sie:
    »Laß den Kopf nicht hängen, Stefan. Ich kenne einen Rechtsanwalt, ich werde ihn nachher sofort anrufen. In ein paar Tagen bist du wieder da.«
    »Man überstellt mich nach München. Leb wohl, Karin.«
    Ich küßte sie, und sie gab mir den Kuß zurück. Dann sagte sie leise:
    »Nicht leb wohl, Stefan. Auf baldiges Wiedersehen.«
    Der Kommissar ließ mich vorausgehen. Er und der Polizist nahmen mich in die Mitte. Ich sah noch die großen Augen des Hotelportiers, dann mußte ich mich neben den Polizisten hinten in den Wagen setzen.
    Etwa um fünfzehn Uhr hielt unser Mercedes vor dem Rasthaus Leipheim dicht neben einem grünen BMW mit Münchner Nummer. Zwei Polizisten in schwarzen Lederjacken und ein Mann in Zivil erwarteten uns.
    Und da geschah es. Die beiden Polizisten legten mir Handschellen an!
    Der Mann in Zivil setzte sich diesmal hinten neben mich.
    »Ich bin Kriminalkommissar Weber. Sie wissen, daß Sie von der Staatsanwaltschaft in München festgenommen worden sind.«
    »Das hat man mir gesagt. Aber ich möchte nun endlich wissen, weshalb.« Ich hob meine gefesselten Hände. »Und noch dazu in

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