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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Wurde ich von der Kripo beschattet? Wartete man, bis ich mich ganz in Sicherheit wiegte, um dann urplötzlich zuzuschlagen?
    Aber weshalb? Wegen Hilda? Oder wegen Carl Weynert?
    Erschrocken drehte ich mich um, als Karin eintrat.
    »Wie siehst du denn aus?« fragte sie erstaunt. »Ist dir nicht gut? Setz dich doch, soll ich dir Tee kochen?«
    Ich setzte mich und winkte müde ab.
    »Nein, danke, es ist nichts. Meine Nerven... manchmal, weißt du... es war doch ein bißchen viel... «
    Sie setzte sich mir gegenüber. Noch nie waren ihre Augen so ernst auf mich gerichtet wie in diesem Augenblick.
    »Stefan! Hast du kein Vertrauen zu mir?«
    »Aber... ich vertraue dir doch. Was soll denn schon sein?«
    Ihr Blick blieb toternst.
    »Stefan, sag mir doch die Wahrheit. Was ist in Davos geschehen?«
    Mir stockte der Atem. Auf eine so direkte Frage war ich nicht gefaßt gewesen.
    »In Davos?« stammelte ich. »Was soll schon... ja natürlich, in Davos... das hab’ ich dir doch schon erzählt... dieser Carl Weynert ist...«
    Zum ersten Mal unterbrach sie mich.
    »Das meine ich nicht. Aber ich kenne dich doch lange genug, Stefan. Früher warst du still, manchmal auch ein bißchen bedrückt. Aber seit... ich meine jetzt bist du wie ein gehetzter Mensch. Du kannst es mir doch sagen, Stefan! Hast du noch Schulden, die dich so bedrücken?«
    Ich mußte mich zusammennehmen, um nicht laut hörbar aufzuatmen. Ehe ich eine Antwort fand, fuhr sie fort:
    »Weißt du, es ist mir gleich sonderbar vorgekommen, daß du ausgerechnet nach Davos gefahren bist. Das mußte einen ganz bestimmten Grund haben, dachte ich. Wahrscheinlich ist dort jemand, dem du Geld schuldest, der ungeduldig geworden ist. Habe ich Recht?«
    Ich schüttelte den Kopf und zwang mich zu lächeln.
    »Nein, Liebling, du bist völlig auf dem Holzweg. Du lieber Gott, ich hatte ja keine Ahnung, worüber du dir den Kopf zerbrichst. Ich habe keine Schulden in Davos, das schwöre ich dir.«
    Aber Karin ließ sich nicht so leicht beruhigen. Sie ergriff meine Hände, streichelte sie und sagte:
    »Schau, Stefan, es hat doch keinen Sinn, wenn du versuchst, vor mir Verstecken zu spielen. Ich fühle es zu deutlich, daß da etwas zwischen uns steht. Was ist es?« Leise, sehr behutsam, fragte sie: »Ist es... wegen Hilda?«
    Ja, zum Teufel, es war wegen Hilda und wegen Davos. Aber das konnte ich ihr doch nicht sagen! Oder sollte ich doch? War jetzt nicht die beste Gelegenheit dazu? Ich war überzeugt davon, felsenfest überzeugt, daß Karin alles verstanden hätte.
    »Du darfst nicht böse sein, Stefan«, hörte ich sie eindringlich sagen. »Ich will mich in nichts einmischen, was mich nichts angeht. Aber... wenn es doch wegen... deiner Frau ist... weißt du, auch da habe ich mir schon Gedanken gemacht. Vielleicht... ich weiß doch, daß deine Ehe nicht glücklich war... vielleicht hattest du Streit mit ihr, es hat böse Worte gegeben, kurz vor ihrem Tod... und jetzt belastet dich das, du machst dir Vorwürfe. Ist es das?«
    Wie ahnungslos sie mich quälte!
    »Nein!« rief ich verzweifelt. »Das ist es nicht. Es ist überhaupt nichts. Herrgott, kannst du denn nicht begreifen, daß mich das alles durcheinandergebracht, aus der Bahn geworfen hat? Laß mir doch Zeit und bohre nicht dauernd herum.«
    Erschrocken schaute sie mich an. Dann senkte sie den Blick.
    »Verzeih, Stefan, du hast recht. Sprechen wir nie mehr davon.«
    Ich kramte in meiner Tasche, fand die Schachtel mit den Zigarillos, aber sie war leer. Ich stand auf.
    »Ich gehe noch hinunter und hole mir was zu Rauchen.«
    Ob der Kerl immer noch unten stand und mich beobachtete? Ich trat zum Fenster und schaute verstohlen hinunter. Die Dämmerung hatte begonnen, den Mann konnte ich nirgendwo entdecken. War auch er nur Einbildung? Warum schließlich sollte ein Mann nicht auf der Straße auf irgend etwas warten.
    Ich spürte Karins Hand auf meinem Arm.
    »Bleib hier«, sagte sie. »Ich muß ohnedies noch Tee und ein paar Kleinigkeiten für’s Abendessen besorgen. Da bringe ich dir deine Zigarillos gleich mit.«
    Ich half ihr in den Mantel, umarmte sie und flüsterte:
    »Laß mir Zeit, Karin, es wird alles gut werden, ich weiß es.«
    Sie küßte mich lange und innig, ohne eine Wort zu sagen.
    Als sie gerade gegangen war, klopfte es an meine Zimmertür.
    »Ja, herein!«
    Es klopfte nochmals. Und schon wieder schlug mein Herz wie verrückt. Wer mochte diesmal vor der Türe stehen?
    Ich öffnete.
    Ein Herr, mittelgroß und mittleren

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