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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aufschnappen. Sie hielt den Finger hoch, um das Mädchen zum Schweigen zu bringen.
    Petronius Longus legte die Hände flach auf die Oberschenkel und atmete langsam. »Sind Sie dabei, etwas Nobles zu tun, Popillius?«
    »Ich bin nicht so dämlich, wie Sie zu glauben scheinen«, erwiderte der Anwalt friedfertig.
    Der Anflug eines Grinsens erschien auf Petros Gesicht. »Sie haben den Sklaven beschattet!«
    »Natürlich«, bestätigte Popillius mit leicht verändertem Ton. »Wenn Gesetzesvertretern anonym Klienten angeboten werden, ist das die übliche Praxis.«
    Petronius zuckte zusammen. »Und zu welchem Haus kehrte der Sklave zurück?«
    »Zu dem von Norbanus Murena.«
    Petronius und ich lehnten uns zurück und stießen langsame Pfiffe aus. Popillius schaute nachdenklich. Seine Stimme war leise, fast traurig, als er über die verderbte Welt nachsann. »Der perfekte Nachbar, wurde mir gesagt. Ein anständiger Mann mit einer alten Mutter, die er abgöttisch liebt. Sie ist nicht bei ihm in Britannien, falls es die Dame wirklich gibt. Was ich übrigens für unbewiesen halte.«
    Petronius und ich schüttelten beide erstaunt den Kopf.
    »Und warum erzählen Sie uns das?«, fragte ich.
    »Das sollte doch offensichtlich sein«, erwiderte der Anwalt scheinheilig.
    »Sie hassen und verabscheuen Gangster?«
    »Genau wie jeder andere.«
    »Aber Sie nehmen ihr Geld?«
    »Wenn es juristisch gerechtfertigt ist.«
    »Warum verraten Sie Norbanus dann?«
    Jetzt sah Popillius etwas verlegen aus, aber nur für einen flüchtigen Moment. »Ich wurde engagiert. Ich habe den Fall übernommen.« Ich kapierte immer noch nicht, worauf er hinauswollte.
    »Sie haben mir erzählt, dass Pyro von diesen Gangstern vergiftet worden ist«, erklärte Popillius. Dann zeigte er uns, dass das Gewissen eines Anwalts ein zartes Pflänzchen ist. »Ich bin für meine Dienste bezahlt worden, und ich werde seine Interessen verteidigen. Die Sache mit Pyro ist eine Ungeheuerlichkeit. Ich kann nicht zulassen, dass jemand meine Klienten umbringt und damit durchkommt.«

XLVIII
     
     
     
    Florius war also eine Partnerschaft mit Norbanus Murena eingegangen.
    Es gab eine vernünftige Vorgehensweise (nach Hause gehen, Statthalter informieren, trockene Tuniken anziehen und die Füße hochlegen, während Statthalter das Risiko übernimmt). Dann gab es die Vorgehensweise, die Petronius und ich wählten.
    Das war Helenas Schuld. Sie erinnerte mich daran, dass Norbanus ebenfalls im Nordteil der Stadt wohnte, ganz in der Nähe. Popillius teilte uns die Adresse mit. Er lieh uns seinen Tragestuhl, der Helena und Albia in die Residenz zurückbringen würde. Als er anbot, sie selbst zu begleiten, lehnte ich ab.
    »Ich mag also ein ehrlicher Anwalt sein – aber Sie vertrauen mir nicht!«, meinte er mit einem Zwinkern.
    »Nicht, wenn es um meine Frau geht«, erwiderte ich.
     
    Die Wegbeschreibung des Anwalts führte uns zu einem gepflegten Haus am Ufer des Hauptwasserlaufs. Dort standen mehrere Schreine der drei Muttergöttinnen, dickbäuchige britannische Gottheiten, die zwischen Obst und Körben mit Wolle saßen und so aussahen, als würden sie jedem Respektlosen ordentlich eins hinter die Löffel geben. Ein paar andere Gebäude in der Nähe nutzten den Wasserlauf für ihr Gewerbe, unter ihnen eine Töpferei und eine Werkstatt für dekorative Metallarbeiten. Dort mussten die Nachbarn wohnen, die Norbanus für einen so netten Mann hielten.
    Petronius und ich näherten uns leise. Wir gingen einmal außen herum. Alles war ruhig. Niemand war da, das konnten wir sehen. Aber wenn das hier das Hauptquartier einer großen Verbrecherbande war, konnten sich bewaffnete Angestellte überall auf dem Grundstück befinden und darauf warten, uns in einen Hinterhalt zu locken. »Klopf du an die Tür«, sagte ich. »Mich kennt er.«
    »Mir ist er auch schon begegnet.«
    Wir benahmen uns wie ungezogene Schuljungs, die vorhatten, dem Pförtner einen Streich zu spielen und dann wegzurennen. Aber wir unternahmen nichts. Wir sondierten erst mal die Lage. Norbanus hatte zwar noch keinen Grund zu der Annahme, dass wir ihm auf die Schliche gekommen waren, aber sein Haus lag in der Nähe der Arena und nicht weit von der Hütte mit dem Wasserrad entfernt. Möglicherweise hatte Florius sich hier versteckt. Wenn wir ihn nur schon früher mit Norbanus in Verbindung gebracht hätten, dann hätten wir dieses Haus rechtzeitig durchsuchen können.
    Jetzt war die Frage jedoch nicht, ob Florius nach dem Kampf

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