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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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klotzen, wo selbst der Statthalter für sein eigenes Hauptquartier nur über ein paar frisch ausgehobene Baugruben verfügte, wäre indiskret gewesen.
    »Norbanus besitzt flussabwärts auch noch eine Villa, oder? Weißt du, ob er sie gemietet hat oder ob sie ihm gehört?«
    »Die Villa wird nur für ihn gebaut.« Da wurden also einige der Gewinne investiert.
    »Befindet sie sich auf dem Südufer?«, fragte Petro.
    »Ja, Herr. In der Nähe des religiösen Heiligtums auf dem Hügel direkt vor der Stadt.«
    Petronius kannte es; sein Gesichtsausdruck wurde sardonisch. »Das ist der neue Komplex für die Tempel des Kaiserkults, Falco. Unser Freund Norbanus hat seine Zelte gleich daneben aufgeschlagen, um es sich beim Kaiser gemütlich zu machen!«
    »Nein, seine Villa ist unten am Fluss«, verbesserte ihn der Sklave hochnäsig. »Das höher gelegene Gelände befindet sich ausschließlich in kaiserlichem Besitz.«
    Stattdessen würde Norbanus Zugang zum Wasser und dessen Annehmlichkeiten haben. Ich wette, das passte ihm gut. So konnte er rasch abhauen, wenn es Schwierigkeiten gab.
    »Und wo ist er heute?«, fragte ich unschuldig. »In seiner Villa?«
    »Das kann ich leider nicht sagen, aber wir halten das Haus für ihn bereit. Er übernachtet meist hier.«
    Inzwischen waren wir zum Ausgang zurückgeführt worden und wollten gehen. »Was ist mit seinem Freund?«, fragte Petronius. Ich merkte, dass er ein Wagnis einzugehen gedachte. »Ist Florius oft hier?«
    Der Sklave zögerte, wenn auch kaum merklich. Vielleicht wurde sein Blick schärfer, aber er antwortete glattzüngig. »Ja, er kommt öfter, aber ich habe ihn seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen.«
    Tja, das bestätigte die Partnerschaft der Gangster. Doch es verriet ihnen ebenfalls, dass wir beiden auf der Spur waren. Der Sklave würde zweifellos berichten, was wir gesagt hatten.
    Petronius wollte jetzt unbedingt Ergebnisse sehen. Er war ein verdammtes Risiko eingegangen; das hier war sein Fachgebiet, aber mir war nicht wohl dabei. Durch das Aufheben der Geheimhaltung setzte er vielleicht mehr in Gang, als er beabsichtigt hatte.
     
    Die Tür war offen. Wir wurden abgeschoben.
    Als wir hinausgingen, traten wir beide zur Seite, um Neuankömmlinge durchzulassen. Die beiden waren uns bekannt: der blinde Harfenist und sein Junge. Der Junge warf mir finstere Blicke zu und bedachte Petronius dann mit einem noch übleren.
    Petro und ich nickten ihnen kühl zu und gingen weiter. Nach ein paar Schritten drehte ich mich um und sah, dass der Junge uns unfreundlich nachschaute. Besonders Petronius schien sein Interesse zu wecken. Das beunruhigte mich. »Unsere Anwesenheit wird gemeldet werden. Norbanus könnte das Gefühl haben, wir seien ihm zu nahe auf den Pelz gerückt.«
    »Gut!«, knurrte Petro.
    Ich gestand nicht, dass ich mitbekommen hatte, wie der Harfenist Maia gestern nachspioniert und beim Betreten von Petros Zimmer gesehen hatte. Meine eigene Rolle bei dem Vorfall würde schwer zu erklären sein. Aber ich sagte: »Ich mache mir Sorgen um Maia. Man muss sie wegen Norbanus warnen.«
    »Gute Idee.«
    Nach einer Weile fragte ich ihn direkt: »Läuft da was zwischen meiner Schwester und dir?«
    Petronius sah mich von der Seite an. Dann zuckte er die Schultern. »Da fragst du besser sie. Und wenn sie dir zufällig ihre Absichten mitteilt, könntest du mir ihre Antwort weitergeben!«
    »Oh, sie verhält sich also wie immer«, bemerkte ich dumpf. Dann wagte ich es: »Bist du in Maia verliebt?«
    Petronius Longus schlug mir auf die Schulter. »Mach dir darüber keine Sorgen«, war seine angespannte Antwort. »Was ich empfinde, ist schon seit langem da. Das hat nie für jemanden eine Rolle gespielt. Ich sehe keinen Grund, warum es jetzt eine Rolle spielen sollte.«
    Aber ich fand, dass es, um ihrer beider willen, für mich eine Rolle spielte.
     
    Schweigend gingen wir durch die vom Regen aufgeweichten Straßen in dieser ungeformten, ungefüllten, verletzlichen Stadt. Es war Abend geworden. Der dunkle Himmel drohte mit weiterem Regen. Die aufgekratzten Einwanderer, Unternehmer und verrückte Ausgeflippte, die hier ihr Glück machen wollten, hockten zu Hause. Die mondgesichtigen Briten, die von hier stammten, saßen an ihren rauchigen Feuerstellen und versuchten herauszufinden, wie man einen Stiefelriemen schnürt. Ich hoffte, der Justizlegat hatte diesen Neubürgern beigebracht, dass man sehr nasses Leder langsam trocken lassen muss, ausgestopft mit Lumpen, um die Form zu

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