Mord in Londinium
Sonnenbrand knallrot gestreift. Er zuckte zusammen und bewegte sich steif, ertrug seine Strafe jedoch philosophisch.
»Sie sollten mehr im Schatten bleiben«, warnte ich ihn.
»Oh, ich genieße die Sonne, so lange es geht.« Er musterte mich, erkannte sofort, dass ich mit Seefahrt nichts am Hut hatte. Na ja, zumindest hoffte ich das. Ich habe durchaus meine Maßstäbe.
»Mein Name ist Falco. Ich suche nach meinem guten Freund Petronius Longus. Jemand sagte mir, er sei gestern hier im Gespräch mit Ihnen gesehen worden.« Keine Reaktion, also beschrieb ich Petro sorgfältig. Immer noch nichts. »Das enttäuscht mich.« Der Zollbeamte sah mich weiterhin ausdruckslos an. So leicht ließ ich mich nicht abwimmeln. »Er ist ein schwer zu fassender Typ. Ich wette, er hat Sie angewiesen ›Wenn irgendjemand nach mir fragt, sagen Sie nichts‹.« Ich zwinkerte ihm zu. Der Zollbeamte zwinkerte zurück, aber dieser fröhliche Kerl mit dem rot glänzenden Gesicht hatte vielleicht automatisch reagiert.
Ich steckte ihm die sprichwörtlichen Münzen zu, die Zungen lösen. Obwohl er ein Beamter des öffentlichen Dienstes war, nahm er sie an. Das tun sie immer. »Na gut, wenn Sie diesen Mann sehen, der nicht hier war, sagen Sie ihm bitte, Falco müsse ihn dringend sprechen.«
Er neigte fröhlich den Kopf. Das ermutigte mich nicht.
»Wie heißen Sie?«
»Firmus.« Geld hatte zwischen uns den Besitzer gewechselt. Ich fand, ich hatte das Recht zu dieser Frage.
»Gut zu wissen. Möglicherweise kann ich meine kleine Gabe von der Steuer absetzen.«
Er öffnete seine Hand und schaute auf die Münzen. »Die Sache ist also geschäftlich? Obwohl Sie sagten, er sei ein Freund?«
»Ist er. Der beste. Trotzdem kann ich ihn in die Kosten aufnehmen.« Ich grinste. Mit jemandem gemeinsame Sache zu machen führt immer zu neuen Freundschaften.
»Und welchen Beruf haben Sie, Falco?«
»Lebensmittelüberwachung für die Regierung«, log ich, mit einem weiteren Zwinkern. »Da habe ich übrigens eine Frage an Sie, Firmus: Einige der Eintopfverkäufer in den Cauponas scheinen Schwierigkeiten zu haben. Haben Sie zufällig mitgekriegt, dass örtliche Schenken unter Druck gesetzt werden?«
»O nein, ich doch nicht«, versicherte mir Firmus. »Ich gehe nie in Schenken. Für mich heißt es, nach der Arbeit direkt nach Hause zu Hühnchen Frontinus und dann ab ins Bett.« Wenn er so enthaltsam war, fragte ich mich, wie er zu seinen Speckrollen kam. »Frontinisches Hühnchen hat mir zu viel Anis«, vertraute ich ihm an. »Ein gutes Vardanes ist mir lieber. Und was Petro betrifft, der hat wirklich einen furchtbaren Geschmack. Der ist glücklich wie ein Sandfloh, wenn man ihm geschmorte Rüben oder dicke Bohnen vorsetzt … Was erzählt man sich denn auf den Kais so über den toten Briten aus dem Brunnen?«
»Dass er jemanden in die Quere gekommen sein muss.«
»Und sagt man auch, wem?«
»Dazu schweigen sie sich aus.«
»Aber sie wissen es alle, wette ich!«
Firmus neigte wissend den Kopf, deutete Zustimmung an. »Werden in letzter Zeit ziemlich viele Fragen deswegen gestellt.«
»Wer stellt sie? Langhaarige Briten aus dem Süden?«
»Was?« Firmus sah mich erstaunt an. Die Männer, die König Togidubnus ausgeschickt hatte, waren offenbar noch nicht bis zu den Kais vorgedrungen.
»Wer dann?« Ich trat einen Schritt näher. »Doch wohl nicht mein alter Freund, der, den Sie nicht gesehen haben?« Firmus antwortete nicht. Petronius musste ihm mehr zugesteckt haben als ich. »Was könnten Sie denn dieser unsichtbaren Person erzählt haben, Firmus?«
»Angeblich waren es Leute, die nicht von hier stammen«, sagte Firmus sachlich, als sollte ich das bereits wissen. »Ich meine, von sehr weit weg. Es gibt eine Gruppe, die ein Interesse am Gesellschaftsleben von Londinium hat.«
»Wo stammt die her? Und wer ist der dicke Fleischklops?«
»Was?«
»Derjenige, der das Sagen hat.« Aber Firmus wurde wortkarg. Obwohl er es genossen hatte, als Experte der örtlichen Situation zu erscheinen, wurde ihm jetzt irgendwas zu viel.
Er wusste vielleicht, wer die örtlichen Schutzgelderpresser anführte, aber er würde es mir nicht sagen. Ich erkannte den Ausdruck in seinen bisher freundlichen Augen. Es war Furcht.
XX
Ich ging an den Lagerhäusern vorbei und in die nicht sehr viel versprechenden Straßen der Innenstadt, wo die Gangster anscheinend tätig waren. Ich hatte Hilaris zugestimmt: So was passiert überall. Doch dass professionelle
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