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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ihn intelligent und wohlerzogen.« Hilaris hielt inne. Ich konnte nicht erkennen, ob er solche Qualitäten guthieß oder Immobilienspekulanten generell. Vielleicht nicht. »Beunruhigt?«, murmelte er leise.
    Das war ich tatsächlich, aus irgendeinem Grund. »Warum fühle ich mich unter Druck gesetzt, Gaius?«
    Für einen Moment legte er mir die Hand auf die Schulter und murmelte: »Ich bin sicher, du reagierst zu heftig.«
    »Meine Schwester kann auf sich selbst aufpassen«, sagte ich, als läge es daran.
    »Dann behalten wir den Musiker doch für eine Weile, wenn Maia das möchte.« Das hatte er zu bestimmen, da es sein Haus war. »Hast du einen Moment Zeit, Marcus?«
    Er wollte mit mir über das Treffen mit dem König sprechen. Tja, das hier war auch seine Provinz. Und wenn es ein Problem gab, dann war es sein Problem.
     
    Während wir durch einen bemalten Flur gingen, in der vagen Richtung eines Büros, hatten wir ein kurzes, effizientes Gespräch. Hilaris gab jetzt zu, dass Londinium das Ziel von Schutzgelderpressern geworden war. Er sagte, das passiere überall und dass sich die Provinzangestellten damit als einem normalen Fall von Recht und Ordnung befassen würden. Ich solle weiter an der Aufklärung von Verovolcus’ Tod arbeiten. Er war ein brillanter Bürokrat. Es gab mir das Gefühl, als hätten wir gerade ein Kommuniqué zu wichtigen Themen ersonnen. Doch es hatte sich nichts Wesentliches geändert.
    »Ich bin froh, dass wir einer Meinung sind«, sagte Flavius Hilaris in seiner Diplomatenmanier.
    »Ich bin froh, dass du das glaubst«, erwiderte ich, immer noch der Privatermittler.
    »Wir werden dieses Unkraut ausrotten«, fuhr er fort.
    Er lächelte, ich nicht. Wie gesagt, nichts hatte sich geändert. Die Herrschenden mochten sich einreden, dass gesellschaftliche Korruption etwas war, das sich auf praktische Weise bekämpfen und durch Erlasse brandmarken ließ. Der Bäcker Epaphroditus, der sich zur Wehr gesetzt hatte, aber dann angesichts sicherer Vergeltung geflohen war, kannte die Wahrheit.
    »Da ist noch was, Gaius – ihr schickt nachts das Militär auf die Straßen, aber werdet nicht zu selbstgefällig. Ich will nicht behaupten, dass irgendjemand in diesen Bruchbuden, die bei euch als Militärlager durchgehen, bestochen worden ist, aber ihr solltet sie sorgfältig unter Beobachtung halten.«
    Hilaris sah mich erschrocken an. »Der Kommandeur ist ein ausgezeichneter Offizier …«
    »Ach, wirklich?« Ich warf ihm einen Blick zu, der ihm sagte, Frontinus müsse dem Kommandeur mal den Marsch blasen.
    »Ich notiere: Falco empfiehlt, ein vernünftiges Kastell einzurichten – kommandiert von einem Zuchtmeister! Wie kommt es, mein lieber Marcus, dass wir, wenn du da bist, immer mit einem kleinen Problem anfangen – oder überhaupt keinem Problem – und am Ende ein ausgewachsenes Chaos haben?«
    »Ihr hattet das Chaos schon die ganze Zeit«, erwiderte ich. »Ich hab es nur aufgedeckt.«
    »Vielen Dank!«, gab Hilaris mit einem wehmütigen Grinsen zurück.
    Dann bogen wir um eine Ecke und gerieten in eine andere Art Aufruhr.
     
    Albia, Helenas wildes Mädchen, hatte gerade eine Vase mit Karacho zu Boden geschleudert.
    Hilaris und ich tauchten wie Theatergeister durch eine Falttür auf, was zu sofortiger Stille führte. Kinder, einige von meinem Gastgeber, eins von Maia und eins von mir, erstarrten und erwarteten das Schlimmste. Hilaris und ich hielten nur inne, weil wir gegenseitig hofften, dass der andere Vater wie ein guter römischer Zuchtmeister durchgreifen würde.
    Er räusperte sich und fragte, was hier los sei. Vorsichtig sammelte ich die zerbrochenen Scherben aus feinem, türkisfarbenem Glas auf. Die zerschmetterte Vase stammte aus einem neuen Schaukasten in einem Zimmer, dessen Tür offen stand; der Glasbläser vom gestrigen Abendessen hatte Aelia Camilla ein paar Musterstücke zum Geschenk gemacht. Ich zupfte an den Tuniken von Julia und Hilaris’ Tochter Gaia, die den Scherben am nächsten standen, um alle verstreuten Glassplitter abzuschütteln. Dann bedeutete ich allen Kindern, von den zerbrochenen Fragmenten auf dem schwarzweißen Mosaik zurückzutreten.
    Flavia erzählte ihrem Vater leise, dass Albia in die Küche gehen wollte, um sich etwas zu essen zu holen. Aelia Camilla hatte das verboten. Gestern Abend hatte es Krach gegeben wegen fehlender Rosinen; Albia hatte einen ganzen Teller voll verschlungen, der für das offizielle Abendessen gedacht war. Es hatte die Nachspeisenfolge

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