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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gefühle für ihn, und er gehört mir nicht.«
    »Gut. Ich kann ja mit vielem umgehen«, witzelte ich, »aber wenn du mit einem Rechtsverdreher durchbrennst, dann war’s das, mein Mädchen!«
    »Wirklich?«, fragte sie in leichtem Ton.
    »O ja.« Ich runzelte die Stirn. »Liebste, du weißt, dass ich Anwälte nicht ausstehen kann.«
     
    Der Tag schien besser zu werden. Popillius war vermutlich gewieft – behaupten sie das nicht in ihren Geschäftsreferenzen alle? –, aber ich traf ihn dabei an, geschröpft zu werden.
    Helena musste mich aus dem Haus lassen, um diese nächste Befragung durchzuführen. Sie begleitete mich jedoch. Ich wartete geduldig, während sie zuerst Favonia stillte, was mir die Chance gab, hochnäsige Bemerkungen darüber zu machen, dass ich wünschte, meine Töchter würden ein ruhiges häusliches Leben führen und nicht an unpassende Orte geschleppt werden wie gestern Abend. Das gab Helena die Möglichkeit, zu sagen, sie wünschte sich, ich würde ihnen ein gutes Beispiel sein. Nach diesem, wenn auch heiteren, Schlagabtausch dampften wir ab in einen Morgen, der immer noch gut und heiß war, zu einem kleinen gemieteten Haus, in dem der Anwalt seine Kanzlei eröffnet hatte. Trotz der auffälligen Schilder draußen, auf denen die beste Anklagevertretung nördlich der Alpen und taktvolle, billige Verteidigungsreden versprochen wurden, mussten Klienten erst noch ihren Nutzen aus den Diensten ziehen, die er anbot. Ich hielt Ausschau nach einer Anmerkung, dass für verlorene Prozesse kein Honorar zu zahlen sei, fand sie aber natürlich nicht.
    Popillius nahm ein Sonnenbad in einem Innenhof, wo er auf all die Leute wartete, die unverschämte Entschädigungen für jegliches ihnen angetane Unrecht erstreiten wollten. Während er beschäftigungslos war, hatte ein britannischer Unternehmer ihn gefunden. Ein schüchtern wirkender Optimist war von der Straße hereingewandert. Er hatte buschiges Haar und weit gespreizte kurze Beine, und er hatte ein großes flaches Tablett mit Schmuck und anderen Kinkerlitzchen aus Jett vor Popillius ausgebreitet.
    Von diesen Jett-Verkäufern gab es mehr als Flöhe auf einer Katze, das war schon immer so gewesen. In Wirklichkeit hatten die Soldaten aus den Legionen, die Geschenke für ihre Freundinnen suchten, die besten Stücke längst im Grenzgebiet aufgekauft. In den meisten Teilen des südlichen Britanniens war die Chance, das echte, vom Meer angespülte schwarze Zeug aus Brigantum kaufen zu können, ebenso gering wie echte Türkisskarabäen nahe der Pyramiden von Alexandria zu finden.
    Mir gefiel, wie der hier sein Zeug an den Mann zu bringen versuchte. Er gab zu, dass es Fälschungen in diesem Gewerbe gab. Er ging von der frechen Voraussetzung aus, die besten Fälschungen seien so gut, dass es sich lohnte, sie aus diesem Grunde zu kaufen. Er versprach, den Anwalt alles aufkaufen zu lassen, in der Hoffnung, später den großen Fang zu machen, wenn das gefälschte Zeug offen zu Sammlerobjekten wurde.
    Helena und ich sahen friedlich zu. Als Popillius losging, um das Geld für seinen Hamsterkauf zu holen, setzten wir uns unter etwas, das in südlichen Gefilden ein Feigenbaum gewesen wäre. Hier war es irgendein anonymer Busch. Jemand schien das Konzept von schattigen Innenhöfen mit kühlen Pergolen kapiert zu haben, doch wenn man genauer hinschaute, war der Hof bis vor kurzem für Zugtiere benutzt worden. Man hatte ihn wohl grob für den Anwalt gereinigt, als der das Haus mieten wollte.
    Der Jett-Verkäufer machte einen schwachen Versuch, unser Interesse zu wecken, deutete an, dass ich etwas für Helena kaufen sollte. Ihm wurde rasch klar, welchen Fehler er damit beging. Sie selbst ließ ihn abblitzen. Ich winkte ihn freundlicher weg. »Tut mir Leid, Kumpel, hab meine Geldbörse im Schlafzimmer vergessen.« Er wusste, dass ich log, trollte sich aber glücklich mit dem Gewinn, den er dem Anwalt abgeknöpft hatte.
    Popillius war ein sauber rasierter, sandfarbener Typ. Vielleicht in den Dreißigern. Nicht zu jung, um berufliches Gewicht zu haben, aber er vermittelte den Eindruck, Energie und Ehrgeiz zu besitzen, genau wie eine zynische Begierde nach Honoraren. Er hatte eine helle Oberklassestimme, die schwer einzuordnen war. Ein erst vor kurzem aufgestiegener Mann, würde ich sagen, vielleicht mit Großeltern, die es in den mittleren Rang geschafft hatten, möglicherweise sogar aus einer der Provinzen stammten. Dem kleinen Popillius nahe genug, um ihre Geschichten vom

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