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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Hinterwäldlerleben gehört zu haben und sich davon so fesseln zu lassen, dass er es selbst in einer abgelegenen Provinz versuchte. Entweder das, oder er hatte sich die Gelder eines Klienten unter den Nagel gerissen und Rom eilends verlassen müssen.
    »Das ist mein Mann Didius Falco«, sagte Helena. »Ich habe ihn gestern Abend erwähnt.« Sie hatte mir nichts davon gesagt, dass über mich gesprochen worden war. Jetzt saß ich in der Falle, weil ich nicht wusste, welche Rolle man mir zugeschrieben hatte. Ich grinste dümmlich.
    »Seien Sie gegrüßt, Falco.« Den Göttern sei Dank, denn Popillius hatte selbst keine Erinnerung an seine gestrige Plauderei mit Helena. Verzweifelt versuchte er sich daran zu erinnern, wer und was ich war, doch an Helena erinnerte er sich durchaus. Eifersucht funktioniert auch umgekehrt: Ich hoffte, er erinnerte sich nicht zu gut an sie. Anwälte sind fast genauso große Schürzenjäger, wie sie Säufer waren. Ich wusste das, war im Verlauf meiner Arbeit genügend von diesen Kerlen begegnet.
    Wir unterhielten uns ein bisschen darüber, was sich Popillius in Britannien erhoffte. Ich schlug ihm vor, Sklaven zu jagen, die Leute auf die Rückgabe von Flüchtlingen oder für die Verführung des menschlichen Besitzes anderer zu verklagen. Er meinte, die britannische Gesellschaft sei zu wenig sklavenorientiert, um mit solchen Prozessen Profit zu machen. »Es gibt zur Strafarbeit verurteilte Sklaven, die in abgelegenen Gegenden einfach schuften, bis sie tot umfallen. Was die häusliche Situation angeht, wenn ein Haushalt über zwei kleine Küchenhelfer verfügt, ist das viel. Sie werden viel zu gut behandelt – und heiraten am Ende ihren Herrn oder ihre Herrin. Kein Ansporn, wegzulaufen, und sie scheinen noch nicht mal oft von den Nachbarn flachgelegt zu werden.«
    »Ah, was Sie brauchen, sind große Güter, wo die Arbeiterschaft Geld bedeutet; wenn da einer abhaut, ist das ein kommerzieller Verlust.«
    »Noch besser, ich muss in der Lage sein, Entschädigung für teure griechische Buchhalter, Masseure und Musiker zu verlangen!«, meinte Popillius lachend.
    »Sie haben sich da schon kundig gemacht?«, fragte ich.
    »War nur ein Witz«, wiegelte er ab. »Meine Mission besteht darin, der Provinz erstklassige juristische Vertretung zu bieten. Ich möchte kommerzielle und maritime Einzelfälle bearbeiten.«
    Ich sagte ihm, das sei sehr lobenswert. Er schien nicht an Ironie gewöhnt zu sein.
    »Entschuldigen Sie, Falco – ich kann mich nicht mehr erinnern, was Ihre Frau über Ihre Arbeit gesagt hat.«
    Manchmal habe ich keine Lust auf Ausreden. »Ich arbeite für die Regierung. Ich untersuche einen verdächtigen Todesfall, der mit einer Verbrecherbande in Verbindung zu stehen scheint.« Popillius hob seine sandfarbenen Augenbrauen. »Das ist doch sicherlich nicht der Grund, warum Sie mich besuchen?« Wenn er beleidigt war, rechnete er sich jetzt aus, wie sehr er sich, finanziell, ins Unrecht gesetzt fühlen sollte. »Ich überprüfe jeden«, versicherte ich ihm freundlich. »Ich enttäusche Sie ja nur ungern, aber Sie von meiner Verdächtigenliste zu streichen wird Ihnen keine Entschädigung wegen Verleumdung einbringen.«
    Popillius warf mir einen durchdringenden, warnenden Blick zu. »Ich befasse mich nicht mit Verleumdungsklagen, Falco.«
    Damit wollte er andeuteten, dass er, falls ich ihn verärgerte, sich auf sehr viel gefährlichere Weise mit mir befassen würde. Ich lächelte. »Wie lange sind Sie schon in dieser Provinz?«
    »Erst seit zwei Tagen.« Nicht lange genug, um mein Verdächtiger zu sein – falls es die Wahrheit war.
    »Haben Sie es schon bis zu einer Kaschemme mit dem schönen Namen ›Goldener Regen‹ geschafft?«
    »Nein. Ich bleibe lieber zu Hause, mit einer guten Amphore.«
    »Sehr weise«, sagte ich. »Man kann recht anständige italienische Lagen bekommen, selbst so weit nördlich. Lassen Sie sie gut ablagern. Dann tröpfeln Sie sie zwei oder drei Mal durch ein Weinsieb – und schütten Sie das Zeug weg. Tafelweine aus Germanien und Gallien scheinen die Reise besser zu überstehen.«
    »Danke für Ihren Rat«, erwiderte er.
    »Gern geschehen«, sagte ich.
    Es brachte nichts, hier rumzusitzen und mit ihm über seinen Geschmack zu diskutieren. Anwälte sind eingebildete Hammel. Er legte garantiert mehr Wert auf teure Jahrgänge, als ich sie jemals für den häuslichen Verzehr zusammen mit einer gebratenen Meeräsche in Betracht gezogen hätte. Die großen Weine des

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