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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Imperiums hatten keine Chance, die weite Reise hierher gut zu überstehen, aber ich nahm an, dass es schwer sein würde, seine Vorurteile ins Wanken zu bringen.
    Ich sah keine Anzeichen dafür, dass er hier mit anderen lebte, und wenn er gerade erst angekommen war, welche neuen Freunde hätte er da bereits gewinnen können? Also war die große Frage, wer die kostbare Traube des Abends mit Popillius teilte.
     
    Wir gingen, nicht besser und nicht schlechter informiert als bei unserer Ankunft. Langsam schlenderten wir zur Residenz zurück. Helena und ich grübelten beide darüber nach, welche Art Mann dieser Anwalt zu sein schien und was seine wirkliche Qualität war. Ich achtete wenig auf unsere Umgebung und noch weniger auf Passanten.
    Aber ich war ganz da, als eine vertraute Stimme mir aus einem Türeingang zuzischte: »Marcus, Liebling, komm hier rüber! Ich muss was mit dir besprechen …«
    Chloris!

XXVIII
     
     
     
    Sie lehnte an einem Türrahmen, als hätte sie dort schon lange Zeit auf mich gewartet.
    »Olympus, hast du mich erschreckt, du Scheusal! Beobachtest du das Haus des Anwalts?«
    »Welcher Anwalt? Ich habe nach dir Ausschau gehalten, Liebling.«
    Chloris ignorierte Helena. Helenas Blick war auf mich gerichtet.
    »Worum geht es, Chloris?«
    »Um den Briten in dem Brunnen.«
    Alles andere hätte ich beiseite wischen können. Dem hier musste ich nachgehen. Ich drehte mich zu Helena, überließ ihr die Wahl. Mit einem ärgerlichen Schulterzucken ließ sie mich stehen. Als sie allein wegging, hätte ein Narr ihr Verschwinden für ein Zeichen des Vertrauens halten können. Ich nicht.
    Chloris war mit sich zufrieden. »Das ging ja leicht!«
    »Falsch. Beeil dich.«
    »Wir können nicht auf der Straße reden.«
    »Dann finde eine Schenke.«
    »Mein Haus ist nicht weit.«
    So nahe auch wieder nicht. »Wir gehen in eine Schenke«, sagte ich kurz angebunden.
    Wir fanden eine Imbissbude, ziemlich sauber und aufgeräumt, genannt ›Die Wiege im Baum‹. Ich holte uns die üblichen unappetitlichen britannischen Kleinigkeiten.
    Wir setzten uns auf eine Bank auf der Straße. Da wir hier ein ganzes Stück von den Kais entfernt waren, gehörte die Gegend vermutlich nicht zum Einzugsgebiet der Schutzgelderpresser. Trotzdem überprüfte ich instinktiv, ob der Wirt sich über den Tresen lehnte und zuhörte. Er war nach drinnen gegangen.
    »Du siehst müde aus«, bemerkte Chloris, die ihrerseits frisch wie der junge Morgen aussah. Arenakämpfer halten sich in Form und wissen sich darzustellen. »Ist deine hochnäsige Göttin ein heißes Höschen? Zerwühlte Laken, die ganze Nacht?«
    »Chloris, spuck’s aus.«
    »So geht man nicht mit einer Zeugin um.«
    »Zeugin für was?«
    »Die Ermordung.«
    »Ach ja? Hör zu, mach keine Spielchen mit mir.«
    »Du denkst, ich weiß gar nichts«, maulte sie. Möglich, dass sie nörgelte, weil ich ihr nicht genug Aufmerksamkeit schenkte. Tja, vielleicht hatte sie Recht.
    »Also gut.« Ich würde die Sache ordentlich durchziehen. »Ich untersuche den Tod eines Briten namens Verovolcus, Mitglied eines Stammes von der Südküste, der in Londinium zu Besuch war. Seine Leiche wurde kopfüber in einem Brunnen gefunden, in einer dreckigen Kaschemme nicht weit vom Fluss, vor vier Tagen. Sieht so aus, als wurde er beraubt. Könnte aber auch noch mehr dran sein. Weißt du irgendetwas, das mir dabei helfen könnte, seine Mörder zu finden, Chloris?«
    »Wie wär’s damit, dass ich weiß, wer es getan hat?«
    »Wer?«
    »Stell mir Fragen. Ich bin eine Zeugin.«
    »Unter diesen Umständen bist du eine Verdächtige – und die Befragung wird durch die grausige Foltertruppe des Statthalters durchgeführt werden.«
    »Mit denen rede ich nicht.«
    Ich wollte gerade sagen, dass jedermann mit den Quaestiones redete. Aber ich ließ es. Sie prahlte nicht.
    »Die könnten mich sogar umbringen«, höhnte Chloris. »Aber du weißt, dass ich nicht mehr sagen würde als ›leckt mich‹.«
    »Wie charmant. In dem Fall würden sie dich mit Sicherheit töten … Also, erzähl’s mir. Warst du an jenem Abend dort?«
    »Ganz in der Nähe.«
    »In der Schenke?«
    »Nein, aber direkt davor. Ich hab reingeschaut.« Es gab Fenster, aber ich erinnerte mich, dass sie klein und vergittert waren.
    »Was hat dich da hingeführt?«
    »Ich verfolgte einen Mann, der uns genervt hat.«
    »Mutiger Kerl! Sein Name?«
    »Genau das wollte ich ja rausfinden.«
    »Helena Justina hat mir erzählt, dass ihr von einem Unternehmer

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