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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Aelia Camilla war eine kluge Frau. Ihre höfliche Art ließ sie spießig wirken, obwohl ich das immer für Fassade gehalten hatte. Schließlich war sie die Schwester von Helenas Vater, und Decimus war ein Mann, den ich mochte. Hinter seiner Zurückhaltung verbarg sich ebenfalls eine scharfe Intelligenz. Aufgewachsen in unserer Familie, besaß Maia gröbere gesellschaftliche Fertigkeiten: Neugier, Beleidigungen, Vorwürfe, Tiraden und, immer wieder gerne angewandt, eingeschnapptes Davonstürmen.
    »Und was ist mit Ihnen?«, wollte die Frau des Prokurators wissen. »Ihr Ältestes …«
    »Mein Ältestes starb.« Wie die meisten Mütter, die ein Kind verloren hatten, würde Maia es nie vergessen und hatte sich nie richtig davon erholt. »Ich nehme an, deshalb kann ich Petronius’ Gefühle so gut nachvollziehen … ich war schwanger, als ich geheiratet habe. Ich war sehr jung. Es hatte mich kalt erwischt.«
    Sie schwiegen eine Weile. Eine Pause markierte das Gespräch.
    »Und jetzt haben Sie vier und sind verwitwet«, fasst Aelia Camilla zusammen. »Ihre Kinder sind nicht hilflos. Ich glaube, Sie haben die Wahl. Sie könnten unabhängig sein, Zeit für sich finden auf eine Art, die Sie als junges Mädchen verpasst haben. Sie sind so attraktiv, sind umgeben von Männern, die bei ihnen das Steuer übernehmen wollen – aber, Maia, es steht denen nicht zu, darüber zu bestimmen.«
    »Ich soll sie alle in die Wüste schicken, meinen Sie?« Maia lachte. Mir ging allmählich auf, dass sie nach Famias Tod sehr einsam gewesen sein musste. Er war in vieler Hinsicht ein Taugenichts, hatte aber eine starke Präsenz gehabt. Seit er tot war, hatte vermutlich nicht mal Helena so mit Maia geredet. Mama hatte ihr vermutlich gute Ratschläge gegeben, aber welches Mädchen hört schon auf seine Mutter, wenn es um Männer geht. »Norbanus ist sehr attraktiv«, sinnierte meine Schwester. Unmöglich zu sagen, ob sie darüber erfreut war.
    »Werden Sie ihn in seiner Villa besuchen?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Sie könnten das Flussboot meines Mannes nehmen.« Maia schien sie fragend anzuschauen, denn Aelia Camilla fügte betont hinzu: »Dadurch würden Sie, falls Sie gehen wollen, Ihr eigens Transportmittel haben.«
    »Ah ja! Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich es mache, aber vielen Dank … Es hat auch noch andere im Hintergrund gegeben. Ich bin in einen ernsthaften Schlamassel geraten, zu Hause in Rom.« Ich hörte, wie Maias Stimme bedeckt wurde. Sie sprach von Anacrites.
    Aelia Camilla ließ sich nicht anmerken, ob sie davon wusste, dass Maia von dem Oberspion verfolgt worden war. Möglich war es durchaus. Ich machte mir keine Illusionen. Jedem meines Ranges, der in einer neuen Provinz eintraf, würde ein Geheimdienstdossier vorausgeschickt werden. Gut möglich, dass Anacrites selbst zu meinem beigetragen hatte. Meine Schwester, die seine Rachegelüste geweckt hatte, musste ebenfalls eine Reisende in einer Spezialkategorie sein.
    Aelia Camilla sprach jetzt von ihrem Mann. »Gaius und ich hatten eine Zeit lang auch Probleme. Ich will nicht sagen, dass man uns öffentlich als entfremdet betrachtete, aber ich war doch lange recht unglücklich.«
    »Davon merkt man jetzt nichts mehr«, sagte Maia. »Sie waren weit weg von zu Hause?«
    »Ja, und ich spürte eine sehr große Leere zwischen uns.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Das übliche – Gaius war zu viel fort.«
    »Was – Weinschenken oder die Spiele?«
    »Na ja, ich wusste, dass beides nicht möglich war.«
    »Oh, er sagte, es sei die Arbeit !« Maia gluckste, kannte diese Ausrede nur zu gut von Famia.
    »Es stimmte.« Aelia Camilla war loyal. »Er musste weite Reisen unternehmen, um Edelmetalle zu prüfen.«
    »Wie haben Sie es gelöst? Ich gehe davon aus, dass Sie es gelöst habt?«
    »Auf drastische Weise. Ich zwang ihn zu erkennen, dass das Problem existierte: Ich sagte, ich wolle mich scheiden lassen.«
    »Das war riskant! Hilaris wollte das nicht?«
    »Nein. Und ich auch nicht, Maia. Unsere Ehe war von Verwandten in die Wege geleitet worden, aber sie war stimmig. Wir liebten uns. Manchmal mehr, manchmal weniger, doch man spürt es, nicht wahr? Wenn es stimmig ist.«
    »Was wollen Sie mir damit sagen, Camilla?«
    »Es gab mir die Überzeugung, dass man sich äußern muss. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass ein Mann den Dingen ins Auge sieht, wissen Sie. Maia, Sie könnten ihn verlieren, noch bevor es überhaupt anfängt. Es steht zu viel auf dem

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