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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ich über den breiten grauen Fluss hinab und versank in dunkle Gedanken.
     
    Der große Fluss bildete eine geografische Grenze. Selbst das Wetter schien anders zu sein, denn als wir am Südufer landeten, war die Hitze, die wir in der Stadt gespürt hatten, nicht mehr so drückend. Na ja, es war jetzt auch früher Abend.
    Das Mansio lag ein kurzes Stück von den Inseln mit ihren verschilften Ufern entfernt, am linken Abzweig der großen Römerstraße. Das war eine solide militärische Aufmarschstraße, die, wie ich wusste, weit nach Osten über das kalkige Hügelland bis zum natürlichen Hafen an der Flussmündung bei Rutupiae führte. Sie war als Erste von den Invasionstruppen angelegt worden und wurde immer noch für frisch eintreffende Legionen und die meisten Güter benutzt, die über Land nach Londinium transportiert wurden.
    Das Mansio war brandneu, sah nicht älter als ein Jahr aus. Ein Schild warnte die Reisenden mit der Aufschrift DIE LETZTEN ANSTÄNDIGEN GETRÄNKE VOR DER COLONIA. Ich traf Petro dabei an, verdrießlich so ein Getränk zu probieren.
    Der Wirt war verschlossen, schien aber darüber informiert worden zu sein, dass ich kommen würde. Ich wurde zu einem abgeschiedenen Tisch hinten im Garten geführt, wo bereits ein zweiter Becher stand. Petro füllte ihn rasch für mich. »Danke! Das brauch ich jetzt.«
    »Ich warne dich, Falco, es wird dir nichts nützen.«
    Ich trank den Becher leer und begann mit einem zweiten, fügte diesmal Wasser hinzu. »Das war eklig.« Der zu Brei geschlagene Bäcker ging mir nicht aus dem Sinn. Ich stellte den Becher auf den Tisch, als mir von der Erinnerung schlecht zu werden drohte.
    »Kam dir bekannt vor?«
    »Hat mich direkt zur Balbinus-Bande zurücktransportiert.« Petronius stieß ein Grunzen aus. Neben ihm lag ein Brötchen. Er hatte es geschafft, zwei Mal automatisch abzubeißen. Jetzt lag es nur noch da. Er würde es wegwerfen.
    »Das waren Zeiten!« Er klang bitter. »Hat ja ganz schön gedauert, bis du hier aufgekreuzt bist.«
    »Viel zu tun. Zum einen musste ich mir erst mal einen bescheuerten Anwalt anschauen. Außerdem bin ich in der Residenz untergebracht. Du kannst da eine Nachricht hinschicken, die in wenigen Minuten da ist. Dann reichen die Sklaven sie den ganzen Vormittag und Nachmittag untereinander rum. Zu sagen, es sei dringend, verzögert alles nur noch mehr.«
    Petro verlor das Interesse daran. »Die Sache sieht übel aus, Falco.« Er hatte offensichtlich einige Stunden darüber nachgedacht. Jetzt stürzte er sich direkt hinein: »Was deinen Mann angeht, den ertrunkenen Briten, das könnte eine spontane Rangelei gewesen sein. Sie haben sich gestritten, und er hat sein Fett abgekriegt. Ende der Geschichte.«
    »Nein, das war geplant«, unterbrach ich ihn. »Erzähl ich dir gleich. Mach weiter.«
    »Dieser Mord ist absichtlich geschehen, eine langsame Folterung. Der Zweck ist die systematische Terrorisierung der gesamten Einwohnerschaft.«
    »Und die Leiche sollte gefunden werden?«
    »Wer weiß? Wenn sie es verheimlichen wollten, dann hätten sie die Leiche beschweren sollen. Sie hätten sie weiter flussabwärts reinwerfen sollen, in größerer Entfernung von bewohntem Gebiet. Nein, sie wollten es so aussehen lassen, als hätten sie den armen Kerl wie Abfall weggeworfen. Sie wollen, dass die nächsten Opfer, die sie unter Druck setzen, davon gehört haben … Hast du mit dem Fährmann gesprochen?«
    »Der steht voll unter Schock.«
    »Also, mir hat er erzählt, dass die Tide am Wendepunkt war. Es sah so aus, als sei die Leiche über Bord geworfen worden, um ein wenig flussabwärts zu treiben, ist dann aber unerwartet wieder flussaufwärts getrieben.«
    »Über Bord geworfen – von wo?«, wollte ich wissen.
    »Ein Boot fuhr den Fluss hinab. Die Fähre musste warten, als der Fährmann mich holen wollte.«
    »Warum hast du nicht die Brücke benutzt?«, fragte ich.
    »Aus demselben Grund wie du, Falco. Hilaris hat mich davor gewarnt, dass sie nicht in Stand gehalten wird.«
    Ich grinste, wurde dann aber wieder ernst. »Als ich den Fährmann fragte, hat er abgestritten, etwas gesehen zu haben.«
    »Kannst du ihm das vorwerfen? Angenommen, es würde sich um die Balbinus-Bande handeln, würdest du dann krähen ›Oh, Legat! Ich hab das Boot gesehen, von dem sie diesen Kerl reingeworfen haben‹ ? Du würdest deine Augen ganz fest zudrücken.«
    »Und wo warst du in diesem entscheidenden Moment, Petro? Hast du das Boot gesehen?«
    »Ich hab’s am

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