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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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waren jetzt erwachsen. Wenn auch nicht weiser, so doch beide trauriger und müder. Er hielt sich zurück, überließ es mir, die Initiative bei meinem Aspekt des Falles zu übernehmen.
    »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir Spleiß und Pyro verhaften. Wärst du damit einverstanden? Oder durchkreuzt das deine Pläne?«
    Petro dachte kurz nach, schüttelte dann den Kopf. »Nein. Zeit, die Sache mal ein bisschen aufzurütteln. Solange ich weiß, was passieren wird. Aber pass auf«, warnte er mich. »Kann sein, dass du den Stützpfeiler rausreißt, der das ganze Gebäude zum Einsturz bringt.«
    »Das sehe ich.«
    Petro versuchte zu prophezeien: »Wenn du ihre Hauptgeldeintreiber ausschaltest, muss sich die Gruppe neu formieren. Und das schnell, sonst fangen die Einheimischen an, ihre Freiheit zu genießen. Hier draußen sind die Gangster sehr weit von ihrer üblichen Nachschubbasis entfernt. Wenn sie einen wichtigen Mann verlieren, bezweifle ich, dass sie Ersatz haben. Sie könnten Fehler begehen, zu sichtbar werden. Außerdem müssen sie sich darüber Sorgen machen, was Spleiß und Pyro dir erzählen könnten.«
    »Nichts, das kannst du mir glauben.« Ich war Realist.
    »Jeder hat eine Schwachstelle. Jeder ist käuflich.« Die Trauer oder irgendwas anderes machte Petronius sentimental. Vollstrecker von Gangstern sind die härtesten Männer der Verbrecherunterwelt, und wenn Spleiß und Pyro aus Rom stammten, waren sie die Schlimmsten dieser Typen. »Wir befinden uns am Ende der Welt. Hier gelten Grenzlandregeln«, beharrte Petro. »Frontinus kann sie in einem Sumpf versenken, ohne dass Fragen gestellt werden. Wenn ihre Herren Kaution für sie stellen, werden wir genau wissen, wer ihre Herren sind. Also könnte man sie aufgeben. Sie wissen, dass sie ersetzbar sind; es gibt immer einen Schurken, der sich anbietet, als neuer Kassierer bei der Bande einzusteigen. Pyro und Spleiß wissen das, Falco: Hier sind sie nur noch totes Fleisch, wenn die Dinge anfangen, den Bach runterzugehen.«
    »O ja! Ich habe eifrig mitgeschrieben«, höhnte ich, »für den Moment, in dem wir diese Schätzchen zu verhören beginnen! Einschlafgeschichten sollten sie zu Tode erschrecken. Wer auch immer Epaphroditus die Birne eingeschlagen hat, scheint offenbar ein nervöser Typ zu sein …«
    Petronius seufzte. »Dann schlag du was vor.«
    »Was soll ich sagen? Wir verhaften Spleiß und Pyro – und schauen, was passiert. Mehr kann ich nicht tun, genau wie du.«
    »Das ist jämmerlich«, sagte er düster.
    »Ja.«
    Wir wussten beide, dass es alles war, was wir hatten.
     
    Bevor ich endgültig ging, um den Statthalter aufzusuchen, sagte ich: »Frag mich, wer mir von Verovolcus’ Tod erzählt hat.«
    »Wer hat es dir erzählt?«, fragte Petronius folgsam.
    »Eine der Gladiatorinnen.«
    »Ach, die!« Petronius stieß ein kurzes, spöttisches Lachen aus. Er hatte vorübergehend vergessen, dass er gesehen hatte, wie ich von den berockten Kämpferinnen abgeführt worden war. »Die haben dich doch vor dem Bordell überwältigt. Und jetzt bist du hier, unversehrt. Wie bist du ihren Fängen entkommen, du Glücklicher?«
    »Helena Justina kam und hat mich nach Hause geholt.«
    Er lachte wieder, obwohl er an meinem Gesicht ablesen konnte, dass es Ärger gegeben hatte. »Und welche hat’s ausgespuckt?«
    »Sie nennt sich Amazonia, aber wir wissen es besser. Erinnerst du dich an Chloris?«
    Er schaute ausdruckslos, doch nicht lange. Dann stieß er einen leisen Schrei aus. »Du machst Witze! Diese Chloris? Chloris? « Ihn überlief ein leichter Schauder. »Weiß Helena Bescheid?«
    Ich nickte. Dann, wie die beiden Jungs, die wir vor Jahren in Britannien gewesen waren, sogen wir beide an den Zähnen und fröstelten.

XXXII
     
     
     
    Eine Straße im Sonnenlicht. Keine besondere Straße nach römischen Maßstäben, aber eine, die sich allmählich entwickelt. Es ist Morgen, wenn auch nicht früh. Was immer hier passiert war, hatte genehmigt, geplant und organisiert werden müssen.
    Eine miese Kaschemme wird von dem Porträt eines kurzbeinigen, rotznäsigen Ganymed verziert, der seinen schiefen Ambrosiabecher einem unsichtbaren, fickrigen Jupiter hinhält. Kellner aus dem ›Ganymed‹ stehen ein Stück die Straße hinunter, im Gespräch mit einem Kellner aus einer anderen Schenke, dem ›Schwan‹. Dessen gemaltes Schild zeigt eine riesige, geile Ente, die ein nacktes Mädchen herunterdrückt. Die Kellner reden alle über einen toten Bäcker. In allen Straßen

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