Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Rande mitgekriegt«, gab Petronius ärgerlich zu. »Klassisches Zeugenversagen, Falco – ich hab dem keine Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hielt es zu dem Zeitpunkt nicht für wichtig.«
    »Großes Fahrzeug oder kleines?« Wir mussten es seiner Erinnerung entreißen, solange das noch möglich war.
    Petronius machte mürrisch mit. Er war verärgert, dass er, der Profi, keine Notiz von dieser wichtigen Szene genommen hatte. »Eher klein. Ein privates Flussboot – Vergnügungsboot, kein Lastkahn.«
    »Mit Segeln oder gerudert?«
    Er legte seine breite Handfläche an die Stirn. »Gerudert.« Er hielt inne. »Es hatte auch ein kleines Segel.«
    »Namensschild? Flaggen? Interessanter Bug?«
    Er strengte sich an. »Nichts, was hängen geblieben ist.«
    »War jemand zu sehen?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Irgendein verdächtiges Platschen zu hören?«
    Er verzog das Gesicht. »Sei doch nicht blöd. Wenn ich was gehört hätte, wäre ich ja wohl aufmerksam geworden, oder?«
    Ihm fiel etwas ein. »Jemand stand am Bug!«
    »Gut – was war mit ihm?«
    Es war weg. »Weiß nicht – nichts.«
    Ich runzelte die Stirn. »Warum ist dir das Boot aufgefallen? Außerdem, warum musste die Fähre warten? Der Fluss ist breit genug.«
    Petronius dachte nach. »Das Boot hielt eine Weile an. Ließ sich treiben.« Wieder verzog er das Gesicht. »Während sie ihn über Bord warfen, vermutlich. Sie könnten ihn über die Bordwand geschoben haben, auf der von mir angewandten Seite.«
    »Hades … Das war dämlich, direkt bei der Brücke und dort, wo die Fähre vorbeikommt.«
    »Es war im Morgengrauen, aber du hast Recht: Das war dämlich. Jeder hätte sie sehen können. Das ist diesen Verbrechern egal.«
    »War sonst noch jemand unterwegs?«
    »Nur ich. Ich fange früh an. Ich hockte hier, auf dem Landungssteg.«
    »Können sie dich gesehen haben, als du dem Fährmann Zeichen gegeben hast?«
    »Nein. Das mach ich nicht. Ich saß nur still da, lauschte den Sumpfvögeln und dachte an …« Er verstummte. Seine toten Töchter. Ich legte ihm die Hand auf den Arm, aber er schüttelte sie ab. »Ich habe eine Vereinbarung mit dem Fährmann, mich abzuholen, sobald es hell wird. Die Fähre lag immer noch auf der anderen Flussseite vertäut. Wenn die Leute in dem Boot beschäftigt waren, haben sie vielleicht nicht mitgekriegt, dass ich da war.«
    »Trotzdem waren sie verdammt unvorsichtig.« Ich dachte darüber nach. Was für eine beschissene Situation. »Ich würde immer noch sagen, der Fluss ist breit genug. Warum hat der Fährmann gewartet?«
    Petro begriff, worauf ich hinauswollte. »Ich frag mich, ob er weiß, wem das Boot gehört.«
    »Und den Leuten ausweichen wollte? Hatte er Angst vor ihnen? … Na gut, und wie war das dann mit der Leiche?«
    »Prallte gegen unser Boot, als wir den Fluss überquerten. Der Fährmann hätte sie weggeschubst und gehofft, dass sie versank. Ich brachte ihn dazu, sie an den Haken zu nehmen.«
    »Wusste er im Voraus, dass der Tod durch Gewalt verursacht worden war?«
    »Ich glaubte, er wollte sich nur keinen Ärger einhandeln. Er war entsetzt, als er sah, dass wir eine Leiche in dieser Verfassung angelandet hatten.«
    »Und Firmus? War der zufällig da?«
    »Ja. Er kotzte in den Fluss.«
     
    Eine Weile saßen wir schweigend da. Dämmerung setzte ein. Wenn ich es zurück über den Fluss schaffen wollte, musste ich mich in Bewegung setzen. Ich wäre gern geblieben und hätte Petronius getröstet.
    »Ich geh nur ungern. Es gefällt mir nicht, dich allein hier zu lassen.«
    »Ist schon in Ordnung. Ich hab zu tun, Junge. Unrecht ausmerzen – Bösewichter fangen«, versicherte er mir in trübem Ton. Petronius war nie ein scheinheiliger Held gewesen. Dazu war er viel zu anständig.
    Bevor ich ging, erzählte ich ihm, was ich heute über die Umstände von Verovolcus’ Tod erfahren hatte.
    »Es ist klar, dass es Spleiß und Pyro waren, aber ich wüsste gerne, worüber Verovolcus mit ihnen in der Schenke geredet hat.«
    »Und wer derjenige war, der ihnen Befehle gegeben hat? Was wirst du unternehmen?«, fragte Petro.
    »Alles dem Statthalter berichten, nehme ich an.«
    »Was wird er tun?« Es gelang ihm, nicht skeptisch zu klingen.
    »Was ich ihm sage, hoffe ich. Jetzt muss ich entscheiden, was das sein wird.«
    »Was meinst du?« Ich wusste, dass er es kaum erwarten konnte, Vorschläge zu machen. Als wir noch Jungs waren hier in Britannien, wäre er losgeplatzt, hätte die Sache nach Möglichkeit an sich gerissen. Aber wir

Weitere Kostenlose Bücher