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Mord in Mesopotamien

Mord in Mesopotamien

Titel: Mord in Mesopotamien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Tür… durch den Hof. Und es gibt nur einen Zugang zum Hof… durch das Tor. Und vor dem Tor saßen fünf Menschen, die alle das Gleiche aussagen, und ich glaube nicht, dass sie lügen… Nein, sie lügen bestimmt nicht. Sie sind nicht bestochen worden. Der Mörder war hier… »
    Ich schwieg. Hatte ich nicht vorhin, als wir alle um den Tisch saßen, das gleiche Gefühl gehabt?
    Langsam durchstöberte Poirot das Zimmer. Er nahm eine Fotografie von der Kommode, die einen älteren Herrn mit einem weißen Knebelbart darstellte. Er sah mich fragend an. «Mrs Leidners Vater», sagte ich.
    Er legte sie wieder zurück und betrachtete die Toilettengegenstände… alle waren aus echtem Schildpatt… einfach, aber schön. Dann sah er die Bücher an und erklärte, nachdem er die Titel gelesen hatte: «Das sagt einem etwas. Sie war nicht dumm, Ihre Mrs Leidner, sie hatte Verstand.»
    «Sie war sogar sehr klug», erwiderte ich. «Sie war belesen und wusste viel, sie war keine alltägliche Frau.»
    «Das habe ich auch schon festgestellt», sagte er lächelnd.
    Dann blieb er einen Augenblick vor dem Waschtisch mit den vielen Fläschchen und Cremetöpfchen stehen. Plötzlich bückte er sich und untersuchte den Teppich.
    Dr. Reilly und ich traten zu ihm. Er betrachtete einen kleinen dunkelbraunen Flecken, der auf dem braunen Teppich fast unsichtbar war. Man konnte ihn nur erkennen, weil er sich auf einem der weißen Streifen befand.
    «Was meinen Sie, Herr Doktor, ist das Blut?»
    Dr. Reilly bückte sich ebenfalls. «Das ist möglich», antwortete er, «wenn Sie wollen, kann ich es genau feststellen.»
    «Bitte, seien Sie so gut.»
    Monsieur Poirot untersuchte den Krug und die Waschschüssel. Die Schüssel war leer, aber neben dem Waschtisch stand ein Petroleumkanister mit schmutzigem Wasser. «Können Sie sich erinnern, Schwester», fragte er, «ob der Krug in der Waschschüssel oder daneben stand, als Sie Mrs Leidner verließen?»
    «Ich bin nicht ganz sicher», antwortete ich nach kurzem Überlegen. «Ich glaube, er stand in der Schüssel.»
    «So?»
    «Aber», fügte ich hastig hinzu, «ich glaube das nur, weil es im Allgemeinen der Fall war; nach dem Saubermachen jedenfalls immer, und ich glaube, ich hätte bemerkt, wenn der Krug neben dem Waschtisch gestanden wäre.»
    «Ich verstehe. Wenn etwas nicht an seinem Platz gewesen wäre, hätten Sie es festgestellt. Und nach dem Mord? Stand der Krug so da wie jetzt?»
    «Ich habe nicht darauf geachtet», antwortete ich. «Ich habe mich nur umgesehen, ob sich der Mörder irgendwo hätte verstecken können.»
    «Es ist Blut», erklärte nun Dr. Reilly. «Ist das wichtig?»
    Poirot runzelte die Stirn. «Das weiß ich nicht. Es muss nicht von Bedeutung sein. Aber es wäre möglich, dass der Mörder Blut an den Händen hatte… sehr wenig Blut… aber immerhin Blut… und sich hier gewaschen hat. Das wäre möglich. Aber ich kann es nicht behaupten. Dieser Flecken kann unwichtig sein.»
    «Es war bestimmt nur ganz wenig Blut», sagte Dr. Reilly nachdenklich, «höchstens tropfte ein wenig aus der Wunde. Natürlich, wenn er feststellen wollte…»
    Mich schauderte es. Im Geiste sah ich einen Menschen – vielleicht diesen netten, rosigen Fotografen, der die entzückende Frau niederschlug, sich dann über sie beugte, die Wunde mit dem Finger berührte und…
    Dr. Reilly hatte mein Zittern bemerkt. «Was ist, Schwester?», fragte er.
    «Nichts», antwortete ich ausweichend. Aber mir war, als hätte ich ein Gespenst gesehen.
    Monsieur Poirot wandte sich um und blickte mich an. «Ich weiß, was Sie brauchen», sagte er. «Wenn wir hier fertig sind, nehmen wir Sie mit nach Hassanieh, und der Doktor wird Ihnen eine Tasse Tee geben, nicht wahr, Herr Doktor?»
    «Mit dem größten Vergnügen.»
    «Nein, Herr Doktor», widersprach ich. «Daran denke ich jetzt nicht.»
    Monsieur Poirot klopfte mir freundlich auf die Schulter. «Sie, ma súur, werden das tun, was wir sagen. Außerdem ist es sehr interessant für mich. Ich möchte von Ihnen noch viel erfahren, was ich hier nicht fragen kann. Der gute Dr. Leidner hat seine Frau vergöttert und ist überzeugt, dass alle andern die gleichen Gefühle für sie hegten. Ich will mit Ihnen offen über Mrs Leidner sprechen. Das ist also abgemacht. Sobald wir hier fertig sind, kommen Sie mit uns nach Hassanieh.»
    «Ich glaube», erwiderte ich nachdenklich, «dass ich ohnehin fortgehen muss. Ich bin ja jetzt hier überflüssig.»
    «Ein oder zwei Tage spielen

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