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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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ausmachen. Es kam aus einer Hütte aus Teerpappe auf der anderen Seite des Geländes. Während er darauf zuging, griff er sich die nächstbeste Waffe, ein dreißig Zentimeter langes Stück eines buchstäblich zu Steinkohle verbrannten Auspuffrohrs. Dabei hoffte er inständig, dass er nicht gezwungen sein würde, es zu benutzen, denn es fühlte sich ganz so an, als würde das Ding unter seinen Fingern zu Staub zerfallen, sobald er damit zuschlug.
    Vor der Hütte blieb Jake stehen und lauschte. Das Weinen riss nicht ab, es klang wie eine Kreissäge. Er entdeckte ein Fenster. Als er hineinspähte, sah er das Baby, das immer noch in seinem Baumwolltuch lag. Irgendjemand hatte es in das Eingangspostfach auf einem Metalltisch in der Ecke gelegt. Der Entführer lehnte an der gegenüberliegenden Wand neben der Tür. Wie Jake jetzt erkennen konnte, war er kaum älter als das Mädchen, das er blutend auf der Straße zurückgelassen hatte. Das ist ja selbst noch ein Kind . Er ließ den Kopf zwischen den Knien hängen und hielt sich die Ohren zu. Auf einmal sprang er hoch und riss die Tür auf. Jake presste sich flach an die wackelige Wand, bis er die Tür wieder zuschlagen hörte.
    Wartete der Junge auf jemand?
    Er legte das Auspuffrohr auf den Boden, wischte sich den Schmutz von den Händen und klopfte.
    Erneut flog die Tür auf.
    »Guten Tag«, grüßte Jake höflich, bevor er dem Entführer die Faust in den Solarplexus rammte.
    Dem Jungen traten förmlich die Augen aus den Höhlen. Mit einem würgenden Schmerzenslaut sackte er erst auf die Knie, um dann seitlich in Embryonalstellung zu kippen. Jake stieg über ihn hinweg und trat an den Tisch. Nachdem er das Baby aus dem Postfach genommen und sich von seiner Unversehrtheit überzeugt hatte, legte er es wieder zurück.
    »Ich glaube, du bist mir eine Erklärung schuldig, Kleiner«, sagte er.
    Der Junge hatte sich in eine Ecke der Hütte geschleppt, wie ein verletztes Tier auf dem Highway. Seine dunkle Haut war ganz grau geworden, und in seinem Gesicht war die Angst zu lesen.
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein. Ich bin nicht von der Polizei. Wie heißt du?«
    Jetzt war der Junge völlig verwirrt.
    »Ich frag dich kein zweites Mal.«
    »Adan. Adan Mohammed.«
    »Willst du mir nicht erzählen, was hier los ist, Adan?«
    » Wer sind Sie? «
    »Warum hast du das Baby entführt?«
    Der entsetzte Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen wich offensichtlichem Zorn. »Ich bin sein Vater! «
    Ach du große Scheiße , dachte Jake.
    »Und das Mädchen, das du gerade k.o. geschlagen hast, ist die Mutter, oder?«
    »Sie hat gesagt, dass ich ihn nie wiedersehen werde«, rechtfertigte sich der Junge. »Sie hat gesagt, dass ich ein schlechter Vater bin.«
    »Sieht mir ganz so aus, als hätte sie da nicht völlig unrecht.«
    Adan schüttelte den Kopf. »Shahiras Vater hat mich von Anfang an nicht leiden können. Er hat so lange schlecht über mich geredet, bis sie mich nicht mehr sehen wollte.«
    Jake seufzte. Mittlerweile hatte sich der Stau auf der Zufahrt zur Nyali-Brücke vielleicht schon aufgelöst. Harry und er könnten jetzt schon zu Hause sein. Zum Teufel mit Maggies Höhle, in einer knappen Stunde hätten sie sich schon in Suki Los Bar verkriechen können.
    »Und, was hast du jetzt vor, Adan? Sag mir bitte, dass du einen Plan hast. Auf wen wartest du?«
    »Mein Freund Lucas hat einen Lieferwagen. Der fährt uns nach Nairobi. Von dort schreibe ich Shahira, dass sie nachkommen soll. Ich bin ganz sicher, wenn ihr Vater ihr nichts mehr einreden kann, werden wir glücklich sein. Ich werde mir eine Arbeit suchen und meine Familie versorgen.«
    »Bist du hier mit Lucas verabredet?«
    Adan nickte.
    »Vergiss es. Der kommt sowieso nicht.«
    »Lucas kommt.«
    »Nein, Adan. Weil nämlich jeden Moment der ganze Schrottplatz von Bullen wimmeln könnte. So was passiert gern mal, wenn man am helllichten Tag auf der meistbefahrenen Straße von ganz Mombasa ein Baby entführt.«
    Bei diesen Worten zog ein Ausdruck größter Verzweiflung über Adan Mohammeds schmales Gesicht.
    »Aber Oki ist doch mein Sohn«, flüsterte er.
    Jake sah ihn an und merkte, wie sein Ärger verflog. »Wie alt bist du, Adan?«
    »Siebzehn.«
    »Okay. Steh auf.«
    Vorsichtig hievte sich Adan auf die Füße. Jake drückte ihm das Baby in die Hand und sah, dass der Junge seinen Sohn mit unübersehbarer Zärtlichkeit im Arm hielt. Nein – das war kein schlechter Vater, dachte Jake . Das war nur ein dummer, eigensinniger

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