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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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es gesagt wurde. Es müssen sofort Vorkehrungen zur Verteidigung der Stadt getroffen werden.«
    »Ich habe solche Vorkehrungen bereits angeordnet. Aber ich glaube, sie werden nicht nötig sein. Morgen beim Bankett beginnt Ihr mit der Unterwanderung dieser einfältigen Wilden. Wir haben drei Tage Zeit, sie ihrem Häuptling durch Bestechung zu entfremden. Das sollte mehr als genug sein.«
    Der Fürst von Tarsis überblickte die festlich geschmückte Halle und erfreute sich an seiner Strategie. Das Bankett lief gut, wenn man alle Umstände bedachte. Die Wilden stopften sich ohne Manieren voll, prahlten lauthals und stanken abscheulich, aber bis jetzt hatte es keine offenen Gewalttaten gegeben. Wachen mit griffbereiten Stangenwaffen standen rund um den Rand der Banketthalle, doch der Fürst hatte wenig Vertrauen zu ihnen. Tarsis hatte wenig Soldaten, und die Stadtwachen waren nur eine schlecht ausgebildete, ineffiziente Wachtmeistertruppe.
    Alle Mitglieder des Inneren Rates – jetzt unmaskiert und lächelnd, als wären sie unter ihren besten Freunden – hatten einen oder mehrere der Gesandten neben sich sitzen. Weiter hinten am Tisch speisten fröhlich die tiefergestellten Damen und Herren der Stadt.
    Neben dem Fürsten von Tarsis saßen Yalmuk Blutpfeil und der Schamane, dessen Name, wie der Fürst inzwischen erfahren hatte, Schattensprecher war. Der Schamane kommunizierte sowohl mit den Toten als auch mit Tausenden von Geistern und kleineren und größeren Göttern der Menschen aus den Ebenen. Anscheinend war der Mann unter den Nomaden eine sehr wichtige Persönlichkeit, denn er blieb stets dicht bei Yalmuk, und in mancher Hinsicht schien der Botschafter ihm zu gehorchen. Der Fürst von Tarsis fand, daß der Schamane ein Mann sei, den man sich näher ansehen sollte. Das Problem war nur: Womit bestach man einen Schamanen?
    »Heiliger Schattensprecher«, sagte der Fürst, »ist es der Wille Eurer Götter, daß Kyaga Starkbogen zum Oberhäuptling über die Staubebenen erhoben wurde?«
    Der Mann betrachtete ihn durch die baumelnden Perlenschnüre. Sein Gesicht war noch schwerer zu durchschauen, denn es war leuchtend grün bemalt. »Die Geister aller unserer Vorfahren kamen zu mir und verkündeten, daß Kyaga tatsächlich der ist, der uns prophezeit wurde.«
    »Ah, ich verstehe. Also ist er durch Euch Häuptling geworden?«
    »Durch die Vorfahren«, sagte der Schamane, »und durch seine eigene Macht. Durch jahrelange Kämpfe brachte er viele Stämme unter seine Herrschaft.«
    »Wie großartig.« Das klang vielversprechend. Wenn der Schamane meinte, daß Kyaga durch die von ihm übermittelten Geisterstimmen erwählt worden war, fühlte er sich dem neuen Anführer gegenüber vielleicht ranggleich. Er würde rebellieren, wenn der Häuptling ihm nicht genug Ehre erwies. »Euer Herr muß Euch ganz besonders schätzen.«
    »Mein Herr hört zu, wenn ich spreche«, sagte der heilige Mann.
    »Er hört seinem Zauberer zu«, warf Yalmuk ein. »Aber Kyaga weiß, daß sein Ruhm auf den Schwertern und Bogen und den Herzen seiner Krieger beruht!« Er senkte seine Zähne in eine Wildbretpastete und spülte sie mit einem halben Becher starken Weins hinunter.
    »Ein Häuptling muß Krieger haben«, sagte der Schamane, »aber die größten Bogenschützen sind für ihn nutzlos, wenn er nicht die Gunst der Götter und Vorfahren hat.«
    »Wie du meinst, Schattensprecher«, murmelte Yalmuk. Ein paar Minuten später entschuldigte sich Yalmuk und stand auf, so daß der Fürst mit dem Schamanen vertraulich reden konnte.
    »Ich glaube, der Botschafter hält sich für besser als Euch«, meinte der Fürst.
    Schattensprecher trommelte mit den Fingerspitzen auf die gespannte, rohe Haut seines Tamburins. »Er ist ein großer Stammeshäuptling, an zweiter Stelle hinter meinem Herrn, der ihn über alle Maßen schätzt.«
    »Dieser Platz steht doch gewiß Euch zu, dem Mann, der ihn erhoben und allen Stämmen klargemacht hat, daß er ihr rechtmäßiger Anführer ist.«
    »Kyaga Starkbogen wählt, wie er will«, sagte der Schamane mürrisch. »Kein gewöhnlicher Mann hat das in Frage zu stellen.«
    »Natürlich nicht«, sagte der Fürst. »Aber hier in Tarsis gewähren wir Ehre, wem Ehre gebührt.« Als er diese Worte sprach, kehrte Yalmuk an den Tisch zurück.
    Etwas später schloß sich der Schamane einer Gruppe von Hofdamen an, die an seinen Stammeslegenden interessiert waren, und der Fürst von Tarsis sah sich kurzzeitig mit dem Botschafter

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