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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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wurden, wird der Fürst sie wahrscheinlich vergessen, und wer weiß, wann jemand auf die Idee kommt, sie rauszulassen! Meint ihr, wir können etwas für sie tun?«
    »Ausgezeichnete Idee!« sagte Nistur. »Was ist natürlicher, als daß wir selbst die Zeugen befragen? Also dann, ins Gefängnis. Aber zuerst ins Bad!«
    »Guter Mann«, sagte Nistur zum obersten Wärter, »wir haben unsere Befragung der Gefangenen beendet und uns davon überzeugt, daß sie nichts Hilfreiches wissen. Du kannst sie freilassen.«
    Der Gefängniswärter sah die drei zweifelnd an. »Wie du weißt, sind wir Sonderkommissare für den Mord an Botschafter Yalmuk. In dieser Eigenschaft haben wir die Befehlsgewalt über alle Vorgänge und Personen, die in diese Untersuchung verwickelt sind. Wir haben die Macht, jeden Verdächtigen oder Zeugen festzunehmen oder freizulassen, wie wir es für richtig halten. Laßt sie frei. Oder willst du den Fürsten etwa zu diesem ungünstigen Zeitpunkt stören und um Klärung bitten?«
    »Nun… ich nehme an, es ist in Ordnung, solange Ihr die volle Verantwortung übernehmt.«
    »In jeder Hinsicht«, bestätigte Nistur. Als der Wärter nach unten gegangen war, drehte Nistur sich zu seinen Freunden um. »Das Wunderbare an einem so einzigartigen Amt ist, daß wir unsere Macht so ausbauen können, wie wir sie brauchen.«
    »Bis uns jemand ernsthaft herausfordert«, sagte Eisenholz. »Dann können wir uns nicht mehr rausreden.«
    Vor dem Gericht dankte die abgerissene kleine Gruppe von Gefangenen ihren Wohltätern.
    »Eure Lage hat sich wahrscheinlich kaum verbessert«, warnte Eisenholz. »Kyaga gestattet niemandem, die Stadt zu verlassen.«
    »Alles ist besser als das Gefängnis«, sagte ein reisender Händler. »Wenn die Nomaden die Stadt stürmen, können wir zumindest hoffen, einen Fluchtweg zu finden.«
    »Welches ist die Statue, bei der du den Körper gefunden hast?« fragte Nistur.
    »Ich zeige sie euch.« Der Kaufmann führte sie über die kleine Plaza zur Statue von Abushmulum dem Neunten. Während die Freigelassenen hastig das Weite suchten, falls die Behörden es sich doch wieder anders überlegten, untersuchten die Kommissare den Sockel der Statue. Es hatte sich noch niemand darum gekümmert, den Sockel und das Pflaster darunter abzuwaschen. Der Blutstrom war noch immer genauso deutlich zu sehen wie die schwarze Pfütze, die sich über die Steine gezogen hatte.
    »Ich frage mich, warum der Mörder die Leiche da oben hingehievt hat«, überlegte Eisenholz.
    »Schieb mich hoch«, sagte Nistur. »Ich will diesen Sockel untersuchen.«
    Eisenholz stemmte sein Bein hoch, und Muschelring folgte ihm mit der Gelenkigkeit eines Äffchens.
    »Was siehst du?« fragte Eisenholz.
    »Ungefähr, was zu erwarten war«, sagte Muschelring. »Hier oben ist eine Menge Blut. Der gute, alte Abushmulum sieht aus, als würde er drin waten.«
    »Ich finde das sehr eigenartig«, stellte Nistur fest.
    »Warum?« fragte sie.
    »Weil hier oben so viel Blut ist, während da unten nur eine Pfütze ist, die ganz klar von hier heruntergetröpfelt ist.«
    »Du meinst, er wurde gar nicht hier unten getötet und dann da hochgeworfen?« fragte Eisenholz. »Er wurde auf dem Sockel ermordet?«
    »Es sieht so aus.« Unter einigen Schwierigkeiten kletterte Nistur vom Sockel herunter. Muschelring sprang und landete geschickt auf den Füßen.
    »Aber was hatte er da oben zu suchen?« fragte Eisenholz. »Er muß mit dem Mörder auf den Sockel geklettert sein und wurde dort umgebracht. Das ist doch unlogisch.«
    »Solange wir nicht alle Fakten kennen, wird uns alles unlogisch erscheinen«, sagte Nistur.
    »Du redest, als wüßtest du alles über unseren neuen Beruf«, sagte Eisenholz.
    »Ich lerne – und du genauso. Kommt mit.« Der Dichter und ehemalige Assassine marschierte in nördlicher Richtung los.
    »Wo gehen wir hin?« fragte Muschelring.
    »Wachtmeister Weit hat gesagt, der Körper wäre zur Leichenhalle des Palastes gebracht worden. Mit etwas Glück ist er noch dort.«
    »Ich sehe keinen Sinn darin, einen toten Barbaren anzusehen«, murmelte sie, folgte ihm aber dennoch.
    Die Leichenhalle des Palastes lag in einem Flügel, der weit von den großen Regierungsräumen und den persönlichen Gemächern des Fürsten von Tarsis entfernt war. Es war ein Ort, an dem die Körper wichtiger Persönlichkeiten für Staatsbegräbnisse hergerichtet wurden. Am Eingang erklärten sie dem kahlköpfigen, kummervollen Diensthabenden ihre Aufgabe.
    »Ihr kommt

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