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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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kann«, gab Eisenholz zu.
    »Es ist sogar noch besser als das«, sagte Nistur.
    »Wie das?« fragte Eisenholz.
    »Es ist viel dramatischer als ein gewöhnlicher Mord. Ein Zuschauer wäre gleichermaßen erschüttert wie befremdet.« Nistur strahlte sie von oben an. »Das verrät uns etwas anderes höchst Wichtiges: Unser Mörder hat Stil.«

6
     
    »Da fällt mir ein«, sagte Nistur, »daß wir eine Zentrale brauchen.«
    Das zusammengewürfelte Dreiergespann stand auf einer hübsch gewölbten Brücke, die einst einen pittoresken Kanal überspannt hatte, Teil eines Geflechts, das alle Teile der Stadt mit dem Hafen verbunden hatte, damit die Ladung von den Schiffen aus leicht die Geschäfte, Häuser, Märkte und Lager von Tarsis erreichen konnte. Jetzt lagen die Kanäle trocken und füllten sich langsam mit Staub, Blättern, Schutt und Geröll, allem, was die gelegentlichen schweren Regengüsse nicht wegspülen konnten. Ein paar alte Hausboote lagen auf Grund, manche von ihnen noch bewohnt.
    »Hiermit«, Eisenholz tippte auf das Siegel, »können wir ein Büro im Palast beanspruchen, wenn wir wollen, und in jedem beliebigen Haus oder Gasthof wohnen. Ich kann allerdings nicht behaupten, daß mir diese Idee gefällt.«
    »Genau«, stimmte Nistur zu. »Unsere Hauptverdächtigen sind die einflußreichsten Leute der Stadt. Macht euch das bewußt, Freunde, wir haben jetzt prahlerische Titel und angebliche Macht, aber wir genießen keinen Schutz außer unseren eigenen Kampfkünsten. Ich denke, mit meiner Klinge bin ich den meisten Schwertkämpfern gewachsen, und ich weiß, daß du, Eisenholz, ein ausgezeichneter Kämpfer bist, und unsere Muschelring ist geübt im Ausweichen und Entkommen, aber wir müssen realistisch sein. Für einen Fürsten, der uns zwanzig Bewaffnete auf den Hals hetzen kann, ist das gar nichts. In der Stadt sind wir in höchster Gefahr, besonders nach Anbruch der Dunkelheit. Ich bezweifle, daß jemand versuchen wird, uns bei Tag anzugreifen, wenn Augenzeugen das melden könnten.«
    »Wir könnten einen der Türme in der Stadtmauer nehmen«, schlug Eisenholz vor. »Da wären wir sicher.«
    »Da spricht der Soldat«, sagte Nistur. »Aber das wäre ungemütlich und viel zu öffentlich, denn die Mauern stecken voller Söldner und eingezogener Bürger. Nein, ich würde einen Ort vorziehen, wo wir ungesehen kommen und gehen können. Unsere Pflichten verlangen wahrscheinlich Heimlichkeiten von uns.«
    »Ich kenne einen Haufen guter Verstecke in der Altstadt«, sagte Muschelring, »aber ich würde keines davon gemütlich nennen.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Warum bleiben wir nicht einfach, wo wir schon waren? Stunbogs Wrack ist sicher, und die Hafenbewohner halten große Stücke auf ihn. Sie haben ihre eigenen Methoden, Signale weiterzugeben. Wir würden gewarnt werden, wenn Außenseiter zum Hafen herunterkämen, um nach uns zu suchen.«
    »Keine schlechte Idee«, meinte Eisenholz. »Und jetzt können wir ihn für seine Mühe bezahlen.«
    Nistur nickte. »Er behauptet, er wäre kein Zauberer, aber ich zweifle nicht daran, daß er ein paar Schutzzauber anrufen kann, und ich schätze mal, daß Myrsa es mit drei bis vier von den Söldnern und Tagedieben aufnehmen könnte, die diese Stadt in so beunruhigender Anzahl bevölkern.«
    »Dann also Stunbog«, entschied Eisenholz, »wenn er damit einverstanden ist. Übrigens bin ich mir gar nicht so sicher, was unseren Auftraggeber angeht.«
    »Du meinst, der Fürst könnte den Botschafter selbst beseitigt haben?« fragte Nistur.
    »Vorläufig ist niemand über jeden Verdacht erhaben«, sagte Eisenholz. »Früher war ich gewöhnlich zufrieden, einem Zahlmeister zu dienen, solange das nicht gerade ein Räuberhauptmann war. Aber die meisten kleinen Kriege sind ziemlich direkte Angelegenheiten. Zwei oder mehr Fürsten sind sich uneinig, wem welches Land gehört oder wem es zusteht, einen bestimmten Titel zu erben, und sie kommen überein, es auszufechten. In dieser verdammten Stadt ist alles anders: Geheime Parteien spielen ihre eigenen Machtspielchen, man gelobt der einen Seite Treue, während man sie der anderen verkauft. Ich zweifle kaum daran, daß die Hälfte des Adels dieser Stadt heimlich mit Kyaga verhandelt und jeder versucht, einen Vorteil für sich herauszuschlagen.«
    »Ach ja, nur zu wahr«, sagte Nistur. »Also trauen wir niemandem außer uns.« Er schlug Muschelring auf die Schulter. »Meine kleine Freundin, ich habe eine besondere Aufgabe für

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