Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
gewöhnlich eine Ecke in einem Keller, wo er einigermaßen in Sicherheit ist und nicht zu sehr friert.«
    »Was für Gefahren gibt es dort?« fragte Nistur.
    »Vor allem die Banden. Sie jagen Diebe wie mich, weil sie versteckte Schätze suchen. Wenn sie dich erwischen, foltern sie dich, damit du ihnen dein Versteck verrätst. Danach kann es wirklich rauh werden. Es gibt jede Menge Mörder dort und auch ein paar Verrückte.«
    »Nun«, sagte Nistur, »jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben. Du bekleidest ein öffentliches Amt.«
    »Es ist mein Leben«, meinte sie kämpferisch. »Ich will es nicht gegen ein anderes eintauschen.«
    »Bleiben wir doch mal bei der Sache«, mahnte Eisenholz. »Es war Pech, daß der Körper, ja sogar die Kleider gewaschen wurden.«
    »Er war nicht gerade eine schöne Leiche in dem Zustand«, sagte Nistur, »aber ich verstehe, was du sagen willst. Zweifelsohne wurden Beweise vernichtet, die Hinweise auf den Mörder hätten geben können.«
    »Mit wem reden wir als nächstes?« fragte Muschelring.
    »Einige hochrangige Adlige hatten mit dem toten Botschafter Machtspielchen laufen und haben außerdem mit dem Fürsten rivalisiert. Ich glaube, das sind die Hauptverdächtigen, aber ich habe da eine gewisse böse Vorahnung, die mich davor zurückschrecken läßt, sie aufs Geratewohl zu befragen.«
    »Und die wäre?« fragte Eisenholz.
    »Ich bin mir fast sicher, daß einer von ihnen mich angeheuert hat, um dich zu töten, und wir wissen, daß dieser Mann bösartig ist und dazu bereit, für einen Mord zu bezahlen. Außerdem wird er sich bestimmt betrogen fühlen und zornig sein.«
    »Hmm, das könnte ein Problem darstellen«, gab Eisenholz zu.
    »Und doch muß ich ihn ausfindig machen«, sagte Nistur.
    »Warum?« fragte Muschelring. »Glaubst du, er könnte den Botschafter umgebracht haben?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich muß den Lohn zurückgeben. Ich habe ihn mir nicht verdient.«
    Eisenholz dachte eine Weile nach. »Auf meinen Reisen«, sagte er schließlich, »bin ich nur auf ein Volk gestoßen, das die Garrotte regelmäßig benutzt. Es sind bestimmte Wüstenbarbaren, größtenteils Gesetzlose, die sie dazu benutzen, arglose Opfer zu erdrosseln. Zu diesem Zweck verwenden sie normalerweise Bogensehnen oder verknotete Hautriemen, aber Stahldraht würde demselben Zweck noch besser gerecht werden. Ich wette, es ist ein ganzer Haufen solcher Schurken in dieser Armee vor den Mauern.«
    »Das ist eine kluge Überlegung«, lobte Nistur. »Siehst du, du rechtfertigst bereits das Vertrauen des Fürsten in dich.«
    »Aber warum sollte jemand den Körper auf den Sockel hochschleppen?« wollte Muschelring wissen.
    »Genau über diese Frage habe ich nachgedacht«, sagte Nistur. »Und ich glaube, ich habe die Antwort. Kommt mit.«
    Sie folgten ihm bis zurück zu der kleinen Plaza vor dem Gericht. Wieder hob Eisenholz ihn auf den Sockel. »Seht her«, sagte Nistur. Er zog einen Seidenschal vom Hals, nahm in jede Hand eine Ecke und zwirbelte ihn, bis er einer dünnen Schnur ähnelte. »Hier haben wir unsere Mordwaffe.« Jetzt hockte er sich auf die Fersen, so daß seine Fußsohlen flach auf dem Stein lagen und seine Zehen fast den Rand des Sockels erreichten. Seine überkreuzten Hände waren nun genau unter der Kante und hielten den Schal so, daß er ein längliches U bildete.
    »Wenn sein Opfer unten vorbeigeht, wirft der Mörder ihm die Schlinge über den Kopf, zieht so«, er entkreuzte seine Handgelenke, »damit sich die Schlinge zuzieht. Dann drückt er nur noch die Beine durch.« Nistur richtete sich langsam zu seiner vollen Größe auf, als würde er ein schweres Gewicht hochheben. »Wißt ihr, die Oberschenkelmuskeln sind die stärksten am ganzen Körper, viel stärker als die des Rückens oder der Arme, die man einsetzen muß, wenn man jemanden auf gleicher Höhe von hinten erdrosseln will. So kann selbst ein Mann mittlerer Stärke gleichzeitig töten und sein Opfer vom Boden heben. Das Eigengewicht des Opfers übernimmt einen Großteil der Arbeit, denn es läßt die Schnur – oder in diesem Fall den Draht – in den Hals eindringen. Der Mörder macht einfach einen Schritt zurück, läßt das Opfer fallen und sieht tatenlos zu, wie es stirbt. Es ist die ideale Methode, jemanden zu überwältigen, der körperlich viel stärker ist. Wir brauchen also nicht mehr unbedingt jemanden zu suchen, der kräftiger ist als der starke Yalmuk.«
    »Sehr wirksam, wenn man sein Opfer nahe genug heranlocken

Weitere Kostenlose Bücher