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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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abschätzig an. »Ihr seht aus wie ein angeheuerter Krieger, nicht wie ein Beamter von Tarsis.«
    »Was auch immer wir vorher waren«, sagte Nistur, »jetzt sind wir Kommissare. Wir wollen Gerechtigkeit für den Mord an Yalmuk Blutpfeil. War seine Treue so groß wie Eure?«
    Der Häuptling dachte eine Weile nach; dann antwortete er: »Yalmuk war ein tapferer Mann und ein erfahrener Krieger, aber er war stolz und starrköpfig. Er hat sich dem Joch von Kyaga Starkbogen nur widerwillig gebeugt.«
    »Und dennoch hat Kyaga ihm die Leitung der Verhandlungen mit Tarsis anvertraut«, bohrte Nistur weiter.
    »Kyaga ist großzügig. Er sichert sich oft die Treue schwankender Männer, indem er ihnen besondere Ehren und Vertrauen erweist. Viele seiner Leibwachen sind Krieger, die während der Kriege geschworen hatten, ihn zu töten. Außerdem«, fügte er hinzu, »war Yalmuk nur so lange im Amt, bis Kyaga eintraf und die Sache selbst in die Hand nahm.«
    »Wir haben gehört, es hätte böses Blut zwischen Yalmuk und dem Schamanen Schattensprecher gegeben«, warf Eisenholz ein.
    Guklak spuckte aus. »Mit dem Schamanen habe ich nichts zu tun, soweit es mich betrifft. Ich habe für seinesgleichen wenig Verwendung. Schamanen sollten ihre Prophezeiungen aussprechen und sich ansonsten aus den Angelegenheiten der Krieger heraushalten.«
    »Kyaga scheint ihn nützlich zu finden«, sagte Nistur.
    Der Häuptling zuckte mit seinen kräftigen, in Leder gekleideten Schultern. »Schattensprecher hat sein Kommen geweissagt und muß deshalb in Ehren gehalten werden. Die Geisterwelt umgibt uns von allen Seiten; die Geister unserer Ahnen müssen befragt und informiert werden. Für solche Dinge brauchen wir die heiligen Männer. Aber wenn einer das Vorgehen von Häuptlingen beeinflussen will, ist ein Krieger gut beraten, wenn er seine Hand am Schwert und seinen Bogen schußbereit hält.«
    »Verstehe«, sagte Nistur. »Uns wurde da noch von einem Unterhäuptling namens Speerbrecher erzählt.«
    Zu ihrem Erstaunen brach Guklak in brüllendes Gelächter aus. »Ich bin sicher, von dem habt Ihr nichts Gutes gehört! Er ist der Häuptling des Stammes der Verdorbenen Quelle. Sie sind ein erbärmliches Volk, und er übersteigt ihre Erbärmlichkeit noch in jeder Hinsicht.«
    »Und dennoch schätzt ihn Euer Häuptling«, sagte Eisenholz.
    »Der Stamm der Verdorbenen Quelle ist reich, denn sein Land liegt an einer Karawanenstraße, und sie erheben Zoll auf jede Ware, die passiert. Aber Speerbrecher ist ein Narr, und der Reichtum rinnt ihm wie Sand durch die Finger. Ja, geht und redet mit ihm. Ihr seht aus, als brauchtet Ihr mal so richtig was zum Lachen.« Kichernd und prustend verließ Guklak das Zelt.
    »Yalmuk?« kreischte Speerbrecher. »Was kümmert mich dieser Halunke?« Obwohl es noch nicht spät war, war der Häuptling halb betrunken und zielte offenbar darauf ab, noch vor Sonnenuntergang volltrunken zu sein. Er hatte einen langen Schnurrbart, dessen Enden neben seinem schmallippigen Mund herabhingen, und seine Augen waren vom Trinken und von dem Rauch, der sein verschwenderisch ausgestattetes Zelt erfüllte, rot gerändert. Auch seine Kleidung war verschwenderisch, vom gleichen Schnitt wie die Häute, die seine Krieger trugen, jedoch aus Seide gemacht. Sein breiter, flacher Hut war mit Hermelinfell besetzt, und seine Zöpfe waren von goldenen Perlen durchzogen. Die Spitzen seines Schnurrbarts waren an goldene Ringe gebunden, welche wiederum über feine Goldkettchen mit den Rubinsteckern in seinen Ohren verbunden waren. Der Griff seines langen Krummschwerts bestand aus Elfenbein.
    Aber all diese Kostbarkeiten konnten ihm nichts Majestätisches verleihen und auch nicht verbergen, daß Speerbrecher trotz seines Ranges und seines kühnen Namens ein schwacher, unkluger Mann war. Kein Wunder, daß Kyaga Starkbogen ihn in seiner Nähe behielt, dachte Nistur. Einen Mann wie diesen konnte man benutzen, ohne daß er jemals eine ernsthafte Bedrohung darstellen würde.
    »Und dennoch«, beharrte Nistur, »wurde er ermordet, und wir sind damit beauftragt, seinen Mörder zu finden.«
    Eisenholz beugte sich vor. »Dieser Mord entehrt Euren Häuptling. Wollt Ihr diese Beleidigung für Kyaga nicht rächen?«
    »Kyaga Starkbogen ist ein großer Anführer«, höhnte der Nomade, »aber er ist ein Häuptling unter vielen, nur das Oberhaupt unseres Rates. Schließlich habe ich selbst – « Eine breite Hand kam aus dem Dämmerlicht hinter ihm und rüttelte an seiner

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