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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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fragte Eisenholz.
    »Er entspricht überhaupt nicht meinen Erwartungen. Er ist kein Wilder; soviel steht fest. Wenn der Fürst von Tarsis glaubt, er könnte mit diesem Mann so einfach seine politischen Spielchen treiben, dann irrt er sich gewaltig. Kyaga ist subtil und nicht unintelligent.«
    »Mhm, ich wette, er ist überhaupt kein Barbar. Kein Wunder, daß er den Schleier trägt. Ich möchte wetten, daß seine Züge keinem der Stämme hier gleichen, aber weil er verschleiert ist, können sich alle seine Züge so vorstellen, wie sie es gern hätten.«
    »Was mir noch aufgefallen ist: Er hat mit mir geredet, aber seine Augen ruhten die meiste Zeit auf dir. Meinst du, du bist ihm schon einmal begegnet?«
    »Vielleicht vor Jahren in irgendeiner Armee…« Eisenholz brach ab und runzelte nachdenklich die Stirn. »Aber, nein, an solch einen Mann würde ich mich bestimmt erinnern.«
    »Vielleicht«, sagte Nistur leichthin. »So beharrlich, wie er auf die Treue seiner Anhänger hinweist, vermute ich mal, daß er dieser Treue zutiefst mißtraut.«
    »Immerhin«, meinte Muschelring, »nachdem er uns jetzt bewirtet hat, können wir uns wirklich in Sicherheit wiegen. Ich habe stets gehört, diese Nomaden würden die Gastfreundschaft sehr ernst nehmen. Wenn jemand in deinem Zelt von deinem Essen gegessen hat, kannst du ihn nicht angreifen, ohne die Götter zu verärgern.«
    »So lautet die Regel«, stimmte Eisenholz zu. »Selbst wenn er dein Feind ist, kannst du ihn nach Verlassen deines Lagers nicht verfolgen, bevor ein Tag und eine Nacht vergangen sind.«
    »Andererseits«, sagte Nistur, »bezweifle ich, daß Kyaga Starkbogen sich viele Gedanken darüber macht, was die Götter von ihm halten.«

8
     
    »Wo fangen wir an?« fragte Muschelring.
    »Bei dem mit dem Namen Guklak«, entschied Nistur.
    Sie liefen durch das ausgedehnte Lager, fragten hin und wieder nach der Richtung und erreichten irgendwann das Lager der Nomaden vom Großen Eisfluß, deren Häuptling Guklak war. Diese Menschen lebten in niedrigen, kuppelförmigen Filzzelten und hielten kleine, zottige, kräftige Ponys. Sie waren von der Statur her etwas kleiner als viele andere Nomaden, und ihre blonden oder roten Haare trugen sie in unzähligen dünnen Zöpfen, die stark eingefettet waren. Es schienen genauso viele Frauen dazusein wie Männer, und die Frauen waren alle Kriegerinnen. Beide Geschlechter waren über und über mit abstrakten Tätowierungen bedeckt.
    Vor dem Häuptlingszelt stand eine sechs Meter hohe Standarte. Von den vielen Querbalken der Standarte hingen menschliche Schädel. Die drei Detektive betrachteten eine Zeitlang das bedrohlich wirkende Ding, dann sahen sie sich nach jemandem um, der ihnen vielleicht sagen konnte, wo sie den Häuptling fänden.
    »Eine schöne Standarte, nicht wahr?« Als sie sich umdrehten, erblickten sie hinter sich einen Mann, der mit tiefer Befriedigung zu den Schädeln aufsah.
    »Prachtvoll, allerdings«, bestätigte Nistur. »Ich nehme an, das alles waren die Köpfe bekannter Krieger?«
    Der Mann nickte. »Jeder von ihnen ein Häuptling, den meine Vorfahren in der Schlacht erschlagen haben. Jetzt gehören ihr Mut und ihre List zu meinem Stamm.«
    »Ihr seid Guklak?« fragte Eisenholz.
    »Der bin ich. Guklak Pferdezähmer, vierundfünfzigster Häuptling des Stammes vom Großen Eisfluß. Meine Vorfahren halten die Berge im Nordwesten seit hundert Generationen – seit wir sie den Schlangenmenschen abgenommen haben, als die Götter noch jung waren.«
    »Bis Kyaga die Vorherrschaft beanspruchte, stimmt’s?« sagte Nistur verschwörerisch.
    »Kyaga Starkbogen ist kein gewöhnlicher Mann«, erklärte Guklak nachdrücklich. »Er ist ein großer Eroberer, von den Göttern erwählt, von einem Schamanen geweissagt. Es ist keine Schande, ihn als Herrn anzuerkennen. In der Vergangenheit sind auch meine Vorfahren großen Kriegshäuptlingen gefolgt und haben darin keine Unehre gesehen.« Er funkelte sie an, als wollte er sie herausfordern, ihm zu widersprechen.
    »So etwas wollte ich gewiß nicht andeuten«, versicherte ihm Nistur. »Kyaga Starkbogen muß sich glücklich schätzen, einen so treuen Anhänger zu haben. Ja, er hat uns erzählt, daß alle seine Häuptlinge so begeistert und so verläßlich zu ihm stehen wie Ihr.«
    Die blauen Augen zogen sich zusammen. »Wir stehen unter seinem Befehl. Manche von uns sind jedoch treuer als andere.«
    »Wie stand es um Yalmuk Blutpfeil?« fragte Eisenholz.
    Guklak sah den Söldner

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