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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Fürst von Tarsis und die großen Adligen Eure Gesandtschaft unterhalten und dabei gewisse, sagen wir mal, Spannungen unter Euren hochrangigen Gefolgsleuten registriert.«
    »Ist das so?« meinte Kyaga, der weder überrascht noch alarmiert aussah. »Könntet Ihr Euch genauer ausdrücken?«
    »Der Fürst persönlich«, sagte Nistur, »hörte scharfe Worte zwischen Yalmuk und Eurem Schamanen Schattensprecher.« Er nickte der bizarren Gestalt zu, die genau hinter Kyaga saß. Durch die Amulettstränge hindurch beobachteten ihn die braunen Augen mit undurchschaubarem Ausdruck.
    »Und was schließt Ihr daraus?« fragte ihn Kyaga.
    »Daß die beiden aufeinander eifersüchtig waren. Jeder fand den anderen zu einflußreich, zu hoch in Eurer Gunst stehend. Unter ehrgeizigen Männern, die in der Gunst ihres Herrn aufsteigen wollen, ist solche Rivalität mehr als ausreichend, um einen Mord zu begehen.«
    »Ihr glaubt, Schattensprecher hat Blutpfeil getötet?« Jetzt klang er tatsächlich belustigt.
    »Ich denke, daß er nicht über jeden Verdacht erhaben ist.«
    »Euer Verdacht ist jedoch nicht ganz gerechtfertigt.«
    »Und weshalb?«
    »Schattensprecher war in der Mordnacht die ganze Zeit bei mir.«
    »Tatsächlich?« sagte Nistur wenig beeindruckt. »Und ich dachte, Ihr wärt erst am darauffolgenden Morgen im Lager eingetroffen.«
    »Ich hatte meinen Häuptlingen zugesagt, daß ich mich ihnen spätestens dann anschließen würde. Es ergab sich jedoch, daß ich am Vorabend kurz nach Sonnenuntergang im Lager ankam. Ich habe mich in dieser Nacht mit meinem Schamanen beraten.«
    »Verstehe«, sagte Nistur enttäuscht. »Aber dennoch gab es unter den Gesandten einige Unterhäuptlinge, die Ressentiments untereinander und sogar, wie ich Euch zu meinem Leidwesen berichten muß, eine gewisse Unzufriedenheit mit Eurer Oberhoheit andeuteten.«
    »Ist das so? Und das habt Ihr vom Fürsten von Tarsis persönlich erfahren?«
    »Von seinen eigenen Lippen«, bestätigte Nistur.
    Jetzt lachte Kyaga Starkbogen herzlich. »Ich will Euch sagen, was Ihr wirklich gehört habt, mein Freund. Ihr habt einen ränkeschmiedenden, verräterischen Kleinfürsten gehört, der versucht, mich gegen meine treuen Häuptlinge aufzuhetzen! Er versucht, Zwietracht in meinem Gefolge zu säen und die Stämme gegeneinander auszuspielen, indem er alte Fehden aufwärmt. Er will, daß ich denke, daß meine Häuptlinge sich gegen mich verschwören, und er versucht sie davon zu überzeugen, daß ich sie schäbig behandle und nicht entsprechend ihren Verdiensten belohne.«
    Jetzt hob er die Hand, als ob er einen Schwur ablegen würde. »Aber ich sage Euch eines, und Ihr könnt meine Worte dem berechnenden Fürsten von Tarsis überbringen: Kyaga Starkbogen ist kein Narr! Und auch seine Unterhäuptlinge sind keine Narren. Ja, ich habe aus ihrem eigenen Mund gehört, wie der Fürst und seine Ratsherren sie umgarnt und umschmeichelt haben, wie sie versuchten, meine Häuptlinge zu kaufen und gegen mich aufzubringen. Die Loyalität meiner Anhänger aber ist unerschütterlich!«
    »Ich bin sicher, daß es so ist«, sagte Nistur glatt. »Dennoch müssen wir jeder Spur nachgehen, damit wir unserem Herrn einen vollständigen Bericht liefern können. Das werdet Ihr gewiß verstehen.«
    Kyaga breitete die Hände aus und schien wieder zu lächeln. »Aber natürlich.« Der Blick der grünen Augen ruhte auf Eisenholz. »Euer Freund ist schweigsam.«
    »Er hört viel«, sagte Nistur. »Und er handelt entschlossen.«
    »Beides sind gute Eigenschaften«, lobte Kyaga, »ob bei einem Berater oder bei einem Krieger.«
    »Und ich versichere Euch, daß er beides ist. Was nun Eure Häuptlinge angeht…«
    Kyaga stand abrupt auf. »Ich will nicht unhöflich erscheinen, aber ich habe viel zu tun. Meine Armee rüstet sich zum Krieg. Ihr könnt Euch im Lager frei bewegen. Ihr dürft jedes Zelt betreten und jeden befragen, ohne Rücksicht auf seinen Rang.«
    Sie standen auf, und Nistur verneigte sich. »Dann verabschieden wir uns jetzt von Euch. Keine Sorge, wir werden Euch den Mörder innerhalb der vorgesehenen Zeit ausliefern.«
    »Seht zu, daß ihr das tut.« Mit diesen Worten marschierte Kyaga aus dem Zelt. Lauter Jubel erhob sich, als die Menge draußen ihren verehrten Kriegshäuptling erblickte.
    Die drei blieben noch einige Minuten im Zelt, ohne etwas zu sagen. Dann gingen sie hinaus. Kyaga war davongeritten. Einen großen Teil seiner Ehrengarde hatte er mitgenommen.
    »Was haltet ihr von ihm?«

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