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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Söldner. Ich werde dran denken.«
    Als sie sich dem Zelt näherten, trat ein Mann vor den Eingang, die Hand am Schwert. Er trug eine purpurschwarz gestreifte Robe, und die Augen über seinem Schleier waren hellblau und hart. »Was wollt ihr?«
    »Wir sind die Kommissare, die der Fürst von Tarsis damit beauftragt hat, den Mord an Botschafter Yalmuk Blutpfeil zu untersuchen. In Übereinkunft mit dem Abkommen zwischen unserem Fürsten und eurem Häuptling kommen wir, um bestimmte Personen in diesem Lager zu befragen. Wir möchten zuerst mit Kyaga Starkbogen sprechen.«
    Die Wache behielt die rechte Hand am Schwertgriff und streckte die linke mit nach oben gekehrter Handfläche aus. Nistur legte ihm das Siegel in die Hand, das der Mann eingehend untersuchte, erst von der einen, dann von der anderen Seite. Nachdem er es zurückgegeben hatte, prüfte er die beiden anderen ebenso genau. Als er sich davon überzeugt hatte, daß sie echt waren, drehte er sich um und betrat das Zelt. »Folgt mir«, sagte er.
    Sie gingen hinein und sahen drinnen weitere Wachen herumhängen. Innen war das Zelt mit prächtigen Seidenvorhängen in hinreißenden Farben geschmückt, die mit unzähligen phantasievollen Mustern bestickt waren. Wunderbare Lampen aus Gold, Silber und geschnitztem Bernstein hingen an goldenen Ketten von gebogenen Zeltstangen, die aus den schmalen Rippen eines gewaltigen Ungeheuers bestanden. Der Boden war mit Teppichen bedeckt, und hier und da ließen außergewöhnlich gut gearbeitete Kohlebecken duftenden Rauch aufsteigen, der die unangenehmeren Gerüche des Lagers dämpfen sollte.
    »Ich sehe, Kyaga hat wenig Sinn für die Kargheit, für die seine Nomadenbrüder berühmt sind«, bemerkte Nistur.
    »Wir mußten gar nicht unsere Waffen abgeben«, sagte Muschelring.
    »Sie haben keine Angst«, sagte Eisenholz. »Brauchen sie auch nicht.«
    Alle Wachen erhoben sich, als jemand aus einem anderen Raum das riesige Zelt betrat. Der Mann war größer als Eisenholz, und seine Größe wurde von seinem Turban noch betont. Seine Roben waren aus purpurfarbener Seide, und sein Schleier enthüllte nur die strahlend grünen Augen. Nach ihm kam der Schamane, dessen grünbemaltes Gesicht unter seinem amulettbehängten Kopfschmuck kaum zu sehen war. Dahinter stand eine ominöse Gestalt in Schuppenrüstung mit einer Bronzemaske. Einen langen Augenblick musterte Kyaga Starkbogen sie schweigend, dann verzog sich der Schleier etwas, als ob der Mann dahinter lächelte.
    »Ihr seid die vom Fürsten von Tarsis ernannten Kommissare?« Die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln vertieften sich. »Ich habe vornehme Adlige erwartet, vielleicht erfahrene Beamte oder Offiziere des Militärs. Statt dessen schickt er einen heruntergekommenen Söldner, ein Straßenbalg und einen Gecken!«
    »Ich bedaure, daß wir eine solche Enttäuschung für Euch sind«, sagte Nistur.
    »Ganz und gar nicht! Ich hatte Angst, ich müßte mich langweilen. Statt dessen werde ich mich prächtig unterhalten. Setzt Euch, meine Freunde. Ihr steht unter meinem Schutz, und nun müßt Ihr Euch auch meiner Gastfreundschaft erfreuen.«
    »Ihr seid freundlich«, sagte Nistur, der sich auf ein mit duftenden Kräutern gefülltes Seidenkissen setzte, »aber wir müssen uns kurz fassen. Durch Euer eigenes Gebot ist unsere Zeit äußerst begrenzt.«
    »Für so schlaue Leute wie Euch reicht die Zeit doch gewiß aus«, sagte Kyaga.
    »Wie gut Euer Vertrauen tut.«
    »In meinem Volk«, sagte Kyaga, »wird es als unhöflich angesehen, übereilt auf wichtige Themen zu sprechen zu kommen. Da Eure Zeit jedoch begrenzt ist, wollen wir die Etikette beiseite lassen und zur Sache kommen, während wir ein paar Erfrischungen zu uns nehmen.«
    Kurzgeschorene Sklaven beiderlei Geschlechts trugen Teller mit flachen Brotlaiben, Trockenfrüchten und brutzelnden Fleischscheiben auf. Es war die typische Nahrung der Nomaden, doch der Wein, den sie ausschenkten, stammte von einem guten Weingut, und die Kelche waren aus Amethyst.
    »Yalmuk Blutpfeil«, begann Nistur, »gehörte zu einem Stamm, den Ihr vor zwei oder drei Jahren besiegt habt, ist das richtig?«
    »Er war ein Häuptling der Nomaden von den Blauen Bergen, und, ja, es war notwendig, diese Menschen gewaltsam von meinem Anrecht auf die Herrschaft zu überzeugen. Seit dieser Zeit sind sie mir loyal gefolgt.«
    »Und doch«, sagte Nistur, »kann es sein, daß alte Rivalitäten nicht so leicht auszulöschen sind. In der Zeit vor Eurer Ankunft haben der

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