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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zulief. Karst wußte nur zu gut, was der Fürst meinte. Sofern kein besserer Verdächtiger auftauchte, würde er morgen Geheimrat Melkar Kyagas zarter Behandlung ausliefern. Und Melkar war das einzige Mitglied des Inneren Rates, das sowohl die Autorität als auch die Erfahrung hatte, die Verteidigung der Stadt zu koordinieren.
    Karst fand, daß es Zeit war, über einiges nachzudenken. Er hatte seinem Zahlmeister immer treu gedient, aber ein Soldat brauchte nur ein begrenztes Maß an Dummheit hinzunehmen. Er entschied, sich mit den anderen Offizieren zu beraten. Vielleicht wurde es langsam Zeit, über einen Rückzug aus dieser Stadt nachzudenken, deren Sterne eindeutig schlecht standen.
    »Ich hoffe, du bringst uns nicht zu noch jemandem von Mütterchen Krötenblumes Schlag«, knurrte Nistur.
    Die drei waren wieder in der Altstadt, in einem Gebiet, wo wacklige Häuser sich über den engen Straßen beängstigend aufeinander zuneigten.
    »Nicht ganz«, sagte sie. An einer Kreuzung blieb sie stehen. In der Mitte befand sich einer der Abflüsse für Unwetter mit dem üblichen Gitterdeckel. Sie kniete sich daneben und untersuchte das Gitter. Dann steckte sie ihre feingliedrige Hand durch eines der viereckigen Löcher und tastete herum. Es klirrte, als sie an etwas zog. Dann nahm sie ihre Hand zurück. »Faßt an dieser Seite an«, erklärte sie, »und zieht es hoch. Ich selbst kann das nicht.«
    Befremdet hockten sich die beiden hin und legten ihre Hände an das kalte Metall. Mit einiger Anstrengung klappten sie das Gitter über zwei schwere, innen liegende Angeln hoch, bis es aufrecht stand.
    »Faszinierend«, stellte Nistur fest, während er in die Dunkelheit darunter spähte. »Ein weiterer Teil dieser Stadt, den wir noch nicht erforscht haben, ein Teil, der womöglich noch abschreckender ist als alles, was wir schon kennengelernt haben.«
    »Es muß nicht hübsch sein«, meinte Eisenholz, »solange es uns irgendwohin führt. Muschelring, ich gehe davon aus, daß du eine Art Plan hast.«
    »Den habe ich. Folgt mir einfach.« Geschickt ließ sie sich in das Loch hinunter. »Hier ist eine Leiter«, sagte sie, als sie verschwand. »Der letzte macht das Gitter zu. Einfach dran ziehen und loslassen. Es schließt sich langsam.«
    Eisenholz kam als nächster, dicht gefolgt von Nistur. Wie angewiesen zog dieser an dem Gitter und duckte dann schnell seinen Kopf weg, falls das schwere Ding abrupt herunterknallen sollte. Aber wie Muschelring vorhergesagt hatte, ging es langsam zu und machte dabei nur wenig Lärm. Nistur stieg weiter die Leiter hinunter, die ungewöhnlich lang erschien. Die Dunkelheit war undurchdringlich.
    »Du hättest erwähnen sollen, daß wir Fackeln oder Laternen brauchen«, schimpfte er. Seine Stimme hallte wider, als wären sie in einem langen Tunnel.
    »Die brauchen wir nicht«, sagte sie. Es hörte sich an, als stünde sie ganz unten in einem Brunnen. Der Abstieg ging weiter, bis Nisturs Arme und Beine schmerzten; dann hing er plötzlich an der untersten Sprosse.
    »Einfach fallen lassen«, riet ihm Muschelring.
    »Das setzt aber viel Vertrauen voraus«, sagte Nistur. Jemand zog an seinem Gürtel, und er stieß einen Schreckenslaut aus, als er fiel. Die Höhe betrug kaum mehr als zwanzig Zentimeter.
    »Wenn du ein bißchen größer wärst, hättest du dich nicht so erschrocken«, sagte Eisenholz.
    »Ich hatte keine Angst«, sagte Nistur gekränkt. »Es ist nur so, daß Höhe nichts ist, was ich bei absoluter Finsternis gern vertrauensvoll hinnehme.«
    »Es ist nicht völlig dunkel«, stellte Eisenholz richtig.
    Nistur sah sich um und merkte, daß er die Umrisse seiner Gefährten gerade so erkennen konnte, auch wenn er von seiner Umgebung noch wenig sah.
    »Deine Augen werden sich bald daran gewöhnen. Und wo wir hingehen, ist mehr Licht«, versicherte ihm Muschelring.
    »Woher kommt das Licht?« fragte Nistur.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie. »Ein Teil stammt von Pilzen, die im Dunkeln leuchten. Ich glaube, es ist auch leuchtendes Gestein.«
    Vorsichtig trat Nistur an eine nahe Wand und untersuchte sie aus der Nähe. In sie eingebettet waren Flecken, von denen ein gedämpftes blaugrünes Leuchten ausging. Er kratzte daran, aber seine Nägel fanden nur eine harte Oberfläche. »Ja, es ist ein leuchtendes Mineral. Faszinierend.«
    »Gehen wir«, drängte Muschelring. »Ihr könnt jetzt genug sehen, um nicht zu stolpern.«
    Sie führte sie durch einen niedrigen, kreisrunden Tunnel, der leicht

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