Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
Vom Netzwerk:
isländischen Jungs gingen wie immer um sechs Uhr nach Hause, aber Bawar arbeitete noch bis sieben.«
    »Bawar ist dein Neffe, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Er war nur bei uns zu Besuch und ist wieder zu seinem Vater nach Hause gefahren.«
    »Es gibt also keine Zeugen dafür, dass du zwischen sieben und zehn Uhr in der Werkstatt warst?«
    »Árni Geir ist gegen acht Uhr vorbeigekommen. Wir hatten noch eine Besprechung, die eine halbe bis eine ganze Stunde dauerte, ich weiß es nicht so genau, und danach kam niemand mehr zu mir.«
    »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Es ging um die Firma, wie die Werkstatt läuft, was in den nächsten Wochen getan werden muss und so weiter.«
    Der Bezirkie blättert wieder die Papiere der Akte durch. Schließlich zieht er einen Bericht heraus. Nur ein paar zusammengeheftete Blätter.
    Er überfliegt schnell die letzte Seite. Guckt Múhammed scharf an.
    »Wann hat Soleen dir gestanden, dass sie schwanger ist?«, fragt er.
    Múhammed ist über die Frage schockiert.
    Er packt mit der einen Hand die Tischkante, um Halt zu finden. Sein Gesicht ist bleich und starr. Wie in einen graubraunen Stein gemeißelt. Außer den Augen. In ihrer dunkelbraunen Tiefe brodelt die Wut.
    »Schwanger?«, wiederholt er mit rauer Stimme. »Sagst du mir die Wahrheit?«
    »Ja. Hast du das etwa nicht gewusst?«
    Múhammed ringt innerlich mit sich selbst. Seine Lippen zittern. Die Hände auch.
    Schließlich vergisst er sich völlig.
    »Satanshure!«, brüllt er völlig außer sich vor Wut. »Satanshure!«

9
    Ich verlange, mit Múhammed unter vier Augen sprechen zu dürfen.
    Aber Hreggvidur weist meinen Antrag auf eine kurze Pause des Verhörs sofort zurück. Er ist der Meinung, dass er sein Opfer jetzt im Schwitzkasten hat. Und will ihn ganz eindeutig weiter bearbeiten. Will ihn dazu bringen, sich zu weiteren heftigen Ausbrüchen hinreißen zu lassen. In der Hoffnung, dass er dann nachgibt. Das Verbrechen gesteht.
    Obwohl ich ihn darauf hinweise, dass mein Mandant innerlich viel zu aufgewühlt ist, um weitere Fragen zu beantworten. Aber meine Einwände spielen keine Rolle.
    »Wir machen weiter«, sagt Hreggvidur und tut, als ob er meine Gründe nicht hört. Oder meinen Antrag, dass mein Einspruch ins Protokoll aufgenommen wird.
    »Das ist doch eine Farce«, sage ich. »Zumal du bisher nichts vorgelegt hast, das den kleinsten Anlass dafür gibt, meinen Mandanten als Beschuldigten zu betrachten. Es gibt nichts, das ihn direkt mit diesem Verbrechen in Verbindung bringt.«
    Der Bezirkie starrt Múhammed unentwegt an.
    »Gerade eben hast du deine Tochter Satanshure genannt«, sagt er. »Ist es in deinen Augen nicht eine Todsünde, dass sie schwanger war ohne verheiratet zu sein?«
    »Ich glaube das nicht«, antwortet Múhammed. »Das ist eine Lüge.«
    »Bei der Obduktion hat sich herausgestellt, dass Soleen mindestens in der achten Woche war.«
    »Du zitierst einen Obduktionsbericht, den weder ich noch mein Mandant gesehen haben«, falle ich ihm ins Wort. »Ich verlange, umgehend ein Exemplar dieses Berichts zu bekommen.«
    »Später«, antwortet der Bezirkie ohne seinen Blick von Múhammed zu wenden. »Mir scheint, dass sogar jeder Blinde sehen kann, was hier passiert ist. Deine Tochter hat dir gestanden, dass sie schwanger ist, und du hast das als ihr Todesurteil angesehen. Ist das nicht des Pudels Kern?«
    »Alles Lüge!«, wiederholt Múhammed und schüttelt den Kopf.
    »Und deshalb hast du die Leiche im Ertränkungspfuhl versenkt. Du hast es getan, um der Umwelt zu zeigen, dass Soleen die Todesstrafe wegen ihrer Hurerei verdient hat. Habe ich das nicht richtig verstanden?«
    Múhammed scheint sich endlich wieder gefasst zu haben.
    »Ich wusste noch nicht einmal etwas von dieser Stelle in Thingvellir, von der du sprichst«, sagt er und hebt den Kopf, »bis ich davon im Fernsehen erfahren habe.«
    »Ich weiß, dass du deine Tochter an diesem Freitagabend getroffen hast. Kam sie nicht zu dir in die Werkstatt?«
    »Nein.«
    »Wo habt ihr euch dann getroffen?«
    »Ich habe sie gar nicht gesehen.«
    »Ich bin sicher, dass sie zu dir in die Werkstatt kam, um dir zu offenbaren, dass sie schwanger ist. Da bist du ausgerastet und hast sie in deiner Raserei umgebracht. Oder etwa nicht?«
    Múhammed schüttelt den Kopf.
    »Und als dir klar wurde, dass sie tot war, hast du nach einer Möglichkeit gesucht, die Leiche zu verstecken und das Verbrechen zu vertuschen, und da ist dir der Ertränkungspfuhl mit

Weitere Kostenlose Bücher