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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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auszuüben.«
    »Inwiefern?«
    »Sie haben sie aufgefordert, mir nicht mehr zu gehorchen und abends und nachts unterwegs zu sein und überhaupt in jeder Weise gegen unsere Sitten zu verstoßen.«
    »Und du warst damit nicht einverstanden?«
    »Ich habe versucht, sie wieder auf unseren rechten Weg zurückzuführen.«
    »Mit Gewalt?«
    »Was meinst du?«
    »Hast du ihr Gewalt angetan, wenn sie sich gegen dich aufgelehnt hat?«
    »Nein.«
    »Wir haben einen Zeugen, der gesehen hat, dass du unten in der Stadt in ein Lokal gekommen bist, in dem Soleen gefeiert hat, sie brutal an Arm und Haaren gepackt und gegen ihren Willen nach draußen gezerrt hast. Erinnerst du dich daran?«
    »Ich musste sie manchmal abends abholen, aber es ist ja wohl keine Gewalt, wenn man sein Kind an die Hand nimmt.«
    »Aber sie an den Haaren zu zerren, das ist keine Gewalt?«
    »Es ist eine Lüge, dass ich das gemacht habe.«
    »Oder sie am Hals packen und ihr mit einem Taschentuch ruppig Lippenstift und Make-up aus dem Gesicht wischen, ist das keine Gewalt?«
    »Das ist eine Lüge, alles sind Lügen!«
    »Dann lügen wohl alle außer dir, was?«, fragt der Bezirkie überheblich.
    Múhammed gelingt es, seine offensichtliche Wut zu zügeln. Er schweigt und betrachtet seine gefalteten Hände, die auf dem Tisch ruhen. Sie zittern.
    Hreggvidur blättert wieder in der Akte. Räuspert sich.
    »Die Leiche von Soleen wurde in Thingvellir am Samstag, den 7. August, gefunden«, sagt er. »Wann hast du Soleen zuletzt gesehen?«
    »Als ich am Tag zuvor zur Arbeit ging.«
    »Am Freitag, den 6. August?«
    »Ja.«
    »Berichte uns davon.«
    »Ich habe an diesem Morgen gegen halb acht in ihr Zimmer geschaut, wie immer. Sie hat noch geschlafen, deshalb habe ich sie geweckt.«
    »Du hast sie dann später am gleichen Tag getroffen, wann war das?«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Hast du sie nicht gesehen, als du zum Mittagessen nach Hause gekommen bist?«
    »Nein, Soleen ging am Vormittag weg und ist nicht mehr zurückgekommen.«
    »Sie ist dann bei dir in der Werkstatt vorbeigekommen?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Was meinst du, wer dir das glaubt?«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Warum hast du dich dann nicht gewundert, wo sie bleibt, wenn sie sich den ganzen Tag lang und auch am Abend nicht zu Hause hat blicken lassen?«
    »Das habe ich wohl. Ich habe bis um zehn Uhr an dem Abend gearbeitet und dann bin ich nach Hause gefahren. Als Soleen gegen elf immer noch nicht zu Hause war, begann ich herumzutelefonieren, um herauszufinden, wo sie stecken könnte, aber ich habe sie nirgends gefunden. Alle, mit denen ich gesprochen habe, behaupteten, sie den ganzen Tag nicht getroffen zu haben.«
    »Und was hast du danach gemacht?«
    »Ich war bis tief in der Nacht wach und saß im Wohnzimmer, um auf sie zu warten, bis ich auf dem Sofa eingeschlafen bin.«
    »Wie, du bist einfach eingeschlafen?«
    »Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, war es kurz vor sieben. Ich habe sofort in ihrem Zimmer nachgesehen, aber sie war nicht nach Hause gekommen.«
    »Das kann dich doch kaum überrascht haben?«
    »Doch. Ich wartete bis acht Uhr und begann wieder, alle Mädchen anzurufen, die sie kannte, aber niemand schien zu wissen, wo sie den Abend und die Nacht verbracht hatte.«
    »Ist sie schon mal eine ganze Nacht lang weg gewesen?«
    »Ja, es ist vorgekommen, dass sie bei ihren Freundinnen übernachtet hat, aber da hat sie mir immer Bescheid gesagt.«
    »Warum hast du die Polizei nicht gebeten, nach deiner Tochter zu suchen?«
    »Ich dachte, dass sie bei einem dieser isländischen Mädchen wäre und sie mich anlügen würden, als sie sagten, sie wüssten nicht, wo sie war.«
    »Du dachtest wohl, dass sie sich von irgendeinem Jungen vögeln ließ, oder?«
    Múhammed schlägt mit der geballten Faust auf den Tisch.
    »Das ist eine Lüge!«, ruft er. »Soleen war ein sittsames Mädchen!«
    »Es ist völlig unnötig, sich so aufzuregen«, sagt Hreggvidur und grinst.
    »Ist es nicht genauso unnötig, so steinzeitmäßig zu fragen?«, erwidere ich.
    »Hast du an einen bestimmten Jungen gedacht?«, fährt er fort.
    »Sie hat sich manchmal mit einem isländischen Jungen, der Thorsteinn heißt, in einem Café getroffen«, antwortet Múhammed. »Aber er hat auch gesagt, dass er nichts über sie wusste.«
    »Hast du ihn angerufen?«
    »Ja.«
    »Du behauptest, dass du an diesem Freitagabend bis um zehn Uhr in der Werkstatt gearbeitet hast. Wer kann das bestätigen?«
    »Die

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