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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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kenne. Es will mir einfach nicht gelingen, Kontakt zu diesem dünnen Mädchen herzustellen, das nicht mehr in die Linse guckt, weil es den Mann nicht sehen will, der die Kamera hält.
    Ich gucke die anderen Videos nur oberflächlich durch. Spule das Band ab und zu mit der Fernbedienung vor, um mir nicht alles ansehen zu müssen. Zumal ich kein großes Interesse habe, bis spätabends über diesen alten Erinnerungen zu sitzen.
    Was ist das denn?
    Ich richte mich mit einem Ruck auf.
    Spule zurück.
    Und dann wieder vor. Langsam.
    Starre mit einem Kribbeln im Magen auf die Mattscheibe.
    Er hat mich auch gefilmt, als ich dachte, ich wäre allein.
    Da schwimme ich in dem tiefen, kühlen Pfuhl an der Felswand. Und sonne mich zwischendurch an dem grünen Flußufer. Völlig nackt.
    Wie alt mag ich gewesen sein?
    Zwölf fahre?
    Oder dreizehn?
    Ich finde dieses nackte Mädchen unwirklich. Wie es im Wasser herumplanscht. Und sich auf der Decke am Ufer vom Bauch auf den Rücken und wieder zurückdreht. Als wäre es eine Fremde.
    Das ist natürlich Blödsinn. Aber das hat in einem ganz anderen Leben stattgefunden. In einem Leben, das ich jahrelang versucht habe, so gut wie möglich zu verdrängen.
    Eine merkwürdige Frage schlägt bei mir ein:
    Wusste ich von ihm? Dass er mich heimlich filmt?
    »Uff!«
    Ich lasse Jackie wieder meine Zunge umschmeicheln. Spüre, wie er sich langsam in meinem Körper entfaltet. Wie ein befreiender Engel.
    Endlich beginnt es mir besser zu gehen. Trotz des Ansturms der Erinnerungen.
    Karl Blómkvist hat weitergefilmt. Jahrelang. Auch nachdem Mama und ich verschiedene Richtungen eingeschlagen haben.
    Ich spule die Filme noch schneller durch. Bis ich ein paar Männer entdecke, die im Speisesaal an der Bar trinken. Weil ich zwei aus der Gruppe sofort erkenne.
    Grímur und Ásleifur lachen von einem Ohr zum anderen. Mit Cocktailgläsern in der Hand. Vergnügen sich im Sommerhotel Klettur.
    Sie scherzen mit einem dunkelhaarigen Barmädchen, das ihnen nachschenkt. Wahrscheinlich ein Mädchen hier aus der Gegend. Obwohl ich sie nicht kenne.
    Der dritte Typ kommt mir auch bekannt vor. Groß. Hager. Dunkelblond.
    Na klar!
    Obwohl er älter aussieht, als er ist, einige Kilos zugelegt hat und seine Haare sonnengelb färben lässt, ist sein Gesicht leicht wiederzuerkennen.
    Eddi Event-Ratte.
    Später sieht man alle drei zusammen auf dem Parkplatz vor dem Hotel. Sitzen auf drei großen Motorrädern.
    Das Mädchen, das an der Bar bedient hat, sitzt lachend hinter Grímur. Sie legt ihre Arme fest um seine Taille. Als sie Richtung Landstraße fahren, flattert ihr bunter Schal im Wind.
    In einer anderen Szene lernt das Barmädchen, auf einem der Motorräder zu fahren. Grímur steht neben ihr. Und erklärt, was sie tun muss.
    Endlich fährt sie los. Dreht ein paar Runden auf dem Vorplatz des alten Wohnhauses. Fröhlich lachend.
    Später sieht man sie mit den drei Männern im Wasser. Sie gehen im Pfuhl schwimmen. Bei strahlendem Sonnenschein.
    Alle haben Badesachen an.
    Grímur und Ásleifur versuchen, so tief wie möglich in den Pfuhl hinabzutauchen. Das Mädchen schwimmt um sie herum. Guckt ihrem Wetttauchen zu. Bis sie sie mit sich in die Tiefe ziehen.
    Ein unschuldiges Spiel.
    »Das ist sie!«, ruft Elín Edda hinter mir.
    Das Mädchen ist ins Wohnzimmer gekommen, ohne dass ich es bemerkt habe. Sie steht mit weit aufgerissenen Augen hinter mir, die angsterfüllt auf den Fernseher gerichtet sind.
    »Das ist sie!«, ruft sie wieder.
    Ich drücke die Pause-Taste und blicke auf das fröhliche Gesicht des Mädchens, das gerade wieder aufgetaucht ist.
    Magnea erscheint mit sorgenvoller Miene in der Tür.
    »Was ist los?«, fragt sie und sieht uns abwechselnd an.
    »Das ist sie«, wiederholt Elín Edda und zeigt mit zitternder Hand auf den Fernsehschirm. »Das ist die Frau, die ich im Pfuhl habe sterben sehen!«
    »Was ist das denn für ein Unsinn.«
    »Nein, das ist wirklich wahr!«
    »Du hast wohl kaum beide gleichzeitig gesehen, diese hier und die andere in der Stadt?«
    »Nein, nein, ich dachte nur, dass die Frau, die ich gesehen habe, die ausländische Frau aus Reykjavík war, weil ein Foto von ihr im Fernsehen kam und sie auch in einem solchen Pfuhl umgekommen ist.«
    Elín Edda fixiert völlig verschreckt den Fernseher, das angehaltene Bild flimmert ein wenig und sie wiederholt konzentriert:
    »Das ist sie, jetzt bin ich ganz sicher.«
    Magnea seufzt. Ratlos.
    »Wer ist dieses Mädchen?«, frage ich.
    »Ich kenne

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