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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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sie nicht.«
    Ich strecke mich nach der Hülle der Videokassette. Die Jahreszahlen sind mit dickem schwarzen Filzstift geschrieben: 1995-1996.
    »Kalli hatte immer zwei oder drei Mädchen angestellt, wenn viel zu tun war«, sagt Magnea. »aber das ist lange vor meiner Zeit hier in Klettur gewesen. Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich sie nicht vom Sehen kenne.«
    Ich gucke wieder auf das lächelnde Gesicht auf dem Bildschirm.
    »Komm, Liebes«, sagt Magnea und legt ihre Hände auf die Schultern ihrer Tochter. »Du musst jetzt schlafen gehen.«
    Elín Edda weicht aus.
    »Es ist mir doch egal, ob du mir glaubst oder nicht«, sagt sie trotzig. »Ich weiß, dass sie die Frau ist, die ich im Traum gesehen habe. Ich weiß es.«
    Ich überlege, wie ich auf diesen merkwürdigen Zwischenfall reagieren soll. Ohne zu einem Ergebnis zu kommen.

23
    Ich stapele die Erinnerungsstücke aus dem braunen Kleiderschrank in zwei große Pappkisten. Die Videos. Die Fotoalben. Und die Sammelmappen mit den ausgeschnittenen und aufgeklebten Artikeln.
    Nehme außerdem fünf Akten aus dem Büro mit. Sie beinhalten alle Unterlagen aus den Jahren 1995 und 1996. Durchschläge von Rechnungen und weiteres dieser Art. Ich möchte sie in der Stadt zur Hand haben. Um später überprüfen zu können, ob darin Informationen über das Mädchen auf dem Film enthalten sind. Lohnbescheide oder Quittungen.
    Natürlich glaube ich nichts von dem Quatsch, den Elín Edda erzählt hat. Aber ich weiß trotzdem tief in meinem Inneren, dass ich keine Ruhe haben werde, bis ich mit dem Mädchen vom Video gesprochen habe.
    Ich bin einfach so.
    Die geplante Kleiderverbrennung muss auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Ich habe momentan keinen Kopf dafür. Will einfach so schnell wie möglich wieder nach Hause in mein rotes Reihenhaus in Reykjavík.
    Magnea sieht abgespannt aus, als ich sie gegen zehn Uhr abends in der Küche treffe.
    »Entschuldige bitte«, sagt sie.
    »Macht nichts.«
    »Manchmal weiß ich einfach nicht, was ich mit dem Mädchen machen soll.«
    »Sie hat wohl eine blühende Phantasie.«
    »Manche sagen, dass es sich auswächst, aber, ehrlich gesagt, bin ich mir da nicht so sicher.«
    Sie bietet mir Kaffee an.
    »Nein, danke, ich muss nochmal kurz zu Pfarrer Finnbogi.«
    Magnea seufzt kummervoll.
    »In der Gegend wird viel darüber geredet, dass du das Land verkaufen willst.«
    »Ja.«
    »Also bekommt Björn auf Saeból doch noch Klettur?«
    »Er will mir ein Angebot machen. Hast du etwas gegen ihn?«
    »Björn und Kalli haben sich nicht besonders gut verstanden.«
    »Warum?«
    »Sie haben in ziemlich vielen Bereichen miteinander konkurriert.«
    Ich zucke mit den Schultern. Diese uralten Fehden zwischen den beiden Knaben sind mir wirklich egal.
    »Ich werde natürlich eine Verkaufsanzeige aufgeben, bevor ich ein Angebot annehme. Ich möchte so viel wie möglich für das Land bekommen.«
    »Was ist mit dem Betrieb in den nächsten Wochen?«
    »Wie sieht’s denn mit den Buchungen aus?«
    »Bis Mitte des Monats ist alles ausgebucht, und danach wird das Hotel üblicherweise für den Winter geschlossen.«
    »Kannst du hierbleiben, bis ein neuer Eigentümer die Geschäfte übernimmt?«
    »Meinst du bezahlt?«
    »Natürlich.«
    »Wie lange?«
    »Ich weiß nicht, wie lange die Verkaufsprozedur dauern wird. Wahrscheinlich zwei oder drei Monate. Eventuell sogar länger.«
    »Sollen wir dann nicht erst mal davon ausgehen, dass ich bis Ende des Jahres hierbleibe?«
    »In Ordnung.«
    Ich fahre schnell in der Abendsonne durch das Tal. Obwohl mein Alkoholpegel im Blut mit Sicherheit weit über den erlaubten Promille liegt. Ich vertraue darauf, dass keine Schwarzjacke Lust darauf hat, spätabends auf diesem kaum befahrenen Schotterweg Dienst zu schieben.
    Gelegentlich werfe ich einen Blick durch das Seitenfenster. Betrachte den langen Fluss, der als Wasserfall oben vom Berg hinter dem Haus in die Tiefe stürzt und von da aus durch das Tal fließt. Erinnere mich wieder daran, wie schön ich es fand, am Flussufer zu liegen und den Bachforellen beim Schwimmen zuzugucken. Oder barfuß in der Sommersonne über die rund gespülten Steine zu hüpfen. Und in dem von Felsen umgebenen tiefen Pfuhl zu schwimmen.
    Pfarrer Finnbogi sitzt gebeugt an dem kleinen Tisch in der Sakristei. Schaut von seinen Papieren auf, als ich mich durch den Türspalt schiebe.
    »Grüß dich, und willkommen im Heiligtum«, sagt er undeutlich und bietet mir an, mich auf die

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