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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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halten und sich zu küssen. Deshalb hatten sie auch nie Geschlechtsverkehr.
    Der Bezirkie von Selfoss scheint diesen Worten von Thorsteinn keinen Glauben geschenkt zu haben. Hielt es für sicher, dass der Junge Soleen geschwängert hat. Jedenfalls hat er Steini Steinchen dazu gebracht, eine Blutprobe abzugeben. Um sie mit einer Probe des Embryos zu vergleichen.
    Ich kann in meinen Unterlagen nirgendwo die Ergebnisse dieses Vergleichs finden. Die Frage, ob Thorsteinn Soleen geschwängert hat, scheint also noch offen zu sein. Es sei denn, die Goldjungs verschweigen mir diese Information.
    Unterm Strich ist auch der Bericht der Spurensicherung nicht sonderlich brauchbar.
    Fünf schwarze Plastiksäcke waren um die Leiche gewickelt worden. Sie gehören zu dieser gewöhnlichen Sorte, die man in den meisten Supermärkten kaufen kann. Der Strick, der um die Säcke gebunden war, wird auch häufig benutzt. Und in vielen Baumärkten verkauft. Die einzigen Gewebeproben, die an den Säcken sichergestellt worden sind, stammen vom Opfer selbst.
    Der Rechtsmediziner geht davon aus, dass Soleen einige Stunden bevor man sie im Ertränkungspfuhl versenkt hat umgebracht wurde. Wahrscheinlich zwischen 18 und 21 Uhr am Freitag, den sechsten August. Mit einem stumpfen Gegenstand.
    Die Todesursache lautet: ein kräftiger Schlag auf den Kopf.
    Aber was zum Henker ist das?
    In der Mitte der Seite ist eine große, weiße Stelle. Der Bericht mit den Ergebnissen der Obduktion geht unten auf der Seite weiter, wo es um den Embryo geht und abgehandelt wird, wie weit die Schwangerschaft von Soleen fortgeschritten war.
    Es gibt nur eine sinnvolle Erklärung dafür:
    Der Bezirkie muss einen Teil des Berichts vor dem Kopieren abgedeckt haben.
    Schuft!
    Was steht da, was ich nicht wissen darf?
    Ich gucke auf die Uhr. Mir wird klar, dass es zu spät ist, um eine sofortige Erklärung zu verlangen. Das muss bis morgen warten.
    Dem letzten Bericht, den ich lese, liegt der Abzug eines Fotos bei.
    Acht Personen unterschiedlichen Alters sitzen an vier Tischen, die in eine Reihe gestellt wurden. Ganz eindeutig ein Klassenraum.
    Múhammed ist auf dem Bild sofort erkennbar.
    Die Frau an seiner Seite ist vermutlich Fadíma. Sie ist klein, trägt dunkle, lange Gewänder und einen Schleier um den Kopf.
    Soleen sitzt an seiner rechten Seite. Ich schätze sie auf ungefähr zwölf oder dreizehn Jahre.
    Obwohl ihre Miene ernst ist, strahlt die Lebensfreude aus den schwarzen Augen, mit denen sie direkt in die Kamera blickt.
    Dieses Foto gehört Gudrídur. Eine sechzigjährige Frau, die schon seit Jahren Einwanderern Isländischunterricht gibt. So auch der Familie Grebase, kurz nachdem sie ins Land gekommen war.
    Soleen war ein fleißiges und begabtes Mädchen. Sagte Gudrídur beim Verhör. Sie war am schnellsten von allen in dieser Gruppe in der Lage, sich auf Isländisch verständigen zu können.
    Ich fixiere die dunklen Augen des Mädchens auf dem Foto. Den Spiegel der Seele.
    Sie sehen so fröhlich aus. Und bezaubernd.
    Eine brennend heiße Wut steigt in mir auf. Wie ein tobender Vulkanausbruch der Hekla.
    Welcher unbarmherzige Widerling hat dieses helle Licht gelöscht?

28
    Mittwoch, 8. September
    Diese geschwätzigen Idioten sind wohl nicht ganz bei Trost! Die Überschrift auf dem Titelblatt der DV springt den Lesern geradezu ins Gesicht. Mit riesigen Lettern:
     
    Soleen war schwanger!
     
    Ich versuche umgehend, diejenigen zusammenzustauchen, die diese Informationen im Schutze der Anonymität an die Zeitung weitergegeben haben. Rufe ein paar Mal beim Bezirkie in Selfoss an. Und seinem sauertöpfischen Kollegen. Bekomme keinen von beiden an die Strippe.
    Aufgeblasene Blödmänner!
    Aber Ásleifur überrascht mich. Er geht sofort ans Telefon, obwohl ihm eindeutig klar ist, warum ich anrufe.
    »Ich kann dir versichern, dass diese Informationen über Soleen nicht von der Staatspolizei an die DV weitergegeben wurden«, sagt er sofort, bevor ich überhaupt eine Möglichkeit habe, meine Frage zu stellen.
    »Dann also vom Bezirkie?«
    »Das weiß ich nicht, aber es ist uns hier im Hause genauso wichtig wie dir, so schnell wie möglich eine Antwort auf diese Frage zu bekommen. Lecks in Richtung Presse dieser Art bereiten uns nur unnötige Schwierigkeiten bei Ermittlungen, die von vornherein schon kritisch sind.«
    Seine Reaktion beruhigt mich. Zumal es wenig Sinn hat, den einen für die Fehler des anderen zu schelten.
    Wahrscheinlich rächt sich Hreggvidur nur. Dafür,

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