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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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erlaubt zu lesen, was sie ins Buch geschrieben hat. Soleen tat manchmal so geheimnisvoll; und auch, wenn sie eine SMS bekam, durfte ich nie sehen, was darin stand.«
    »SMS? Was meinst du?«
    »Du weißt schon, eine Textnachricht im Handy.«
    »Hatte Soleen ein Handy?«
    »Ja sicher, haben denn nicht alle eins?«
    »Aber mir wurde gesagt, sie besitze kein Handy.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Ihr Vater.«
    Gunnhildur lacht.
    »Dann hat Soleen ihr Telefon einfach zu Hause verheimlicht. Sie hat ständig alle möglichen Sachen vor ihrem Vater versteckt, aber ich habe sie manchmal mit ihrem Handy gesehen, wenn sie eine SMS geschrieben oder gelesen hat.«
    Sie wird nachdenklich.
    »Aber ich glaube, ich habe ihr Handy nie klingeln hören«, fügt sie hinzu. »Sie muss es wohl ständig auf lautlos gestellt haben.«
    »Hast du ihre Nummer dabei?«
    »Ja natürlich, ich habe ihr ein paar Mal eine Nachricht geschickt.«
    Gunnhildur fischt ihr Handy aus ihrer Jackentasche und beginnt zu suchen.
    »Hier, guck mal.«
    Ich notiere Soleens Nummer. Und wähle sie. Um herauszufinden, ob jemand abhebt. Eine Computerstimme verkündet sofort, dass das Mobiltelefon nicht erreichbar ist.
    »Weißt du, wer Soleen Textnachrichten geschickt hat?«
    »Nein, sie hat mir nie erlaubt, sie zu lesen, aber ich glaube, dass ihr Freund ihr manchmal etwas geschrieben hat, ich konnte das an ihrem Gesichtsausdruck sehen.«
    »Meinst du Thorsteinn?«
    »Hatte sie denn noch andere?«
    »Was glaubst du?«
    Gunnhildur zuckt mit den Schultern.
    »Ich habe sie nur mit dem einen gesehen«, sagt sie.
    Als ich mich in meinen Silberpfeil setze und losfahre, versuche ich, diese neuen Hinweise einzusortieren.
    In den Unterlagen von den Goldjungs wurde nirgendwo ein kleines rotes Buch erwähnt. Was bedeuten müsste, dass sie kein solches Buch in ihrem Gewahrsam haben.
    Aber wo ist es dann?
    Gunnhildurs Behauptung, dass Soleen ein Handy besessen habe, war auch überraschend. Zumal auch kein Handy in den Ermittlungsunterlagen auftaucht.
    Hat niemand das Handy den Goldjungs gegenüber erwähnt? Und wo befindet sich ihr Telefon jetzt?
    Das Gespräch zwischen Gunnhildur und Soleen über den Schwangerschaftstest deutet klar darauf hin, dass Soleen ein paar Tage vor ihrem Tod wusste, dass sie schwanger war.
    Wie sie wohl reagiert hat?
    Mit Sicherheit war sie völlig verzweifelt. Und hat vermutlich den Vater des Kindes angerufen.
    Was ist nach diesem Gespräch passiert?
    Hat sie ihren Freund getroffen?
    Ist er durchgedreht? Und hat sie ermordet?
    Unendlich viele Fragen. Aber keine Antworten.
    Ich beschleunige die Geschwindigkeit, als ich die Reykjanesbraut Richtung Süden fahre. Auf dem Weg nach Hafnarfjördur. Versuche dabei, mich an alles zu erinnern, was ich in den Unterlagen über Thorsteinn gelesen habe. Diese Informationen vermittelten vor allem das Bild, dass Steini Steinchen einer dieser jungen Problemfälle ist, aus denen sich innerhalb weniger Jahre leidige Wiederholungstäter entwickeln.
    Aber natürlich könnte er auch einen Riesensprung auf der Karriereleiter eines Verbrechers nach oben gemacht und sich von einem Steinwerfer zum Mörder entwickelt haben.
    »Ohne Mutationen wären wir immer noch erbärmlicher Glibber im Meer.«
    Sagt Mama.

29
    »Ist dir auch ein Reifen geplatzt?«, fragt ein älterer Automechaniker in einem dunkelgrauen, dreckigen Overall. Zwei längliche, schwarze Flecken verzieren seine Wange. Als ob er sich mit seinen öligen Fingern gekratzt hätte.
    »Nein«, antworte ich und gucke mich in der Werkstatt in Hafnarfjördur um, wo gerade an zwei Autos Reifen gewechselt werden. »Wo ist Thorsteinn?«
    »Steini!«, ruft der Kerl. »Gespräch für dich!«
    Thorsteinn sieht aus, als wäre er gerade von einer langen Zechparty gekommen. Er hat immer noch ein weißes Hemd an. Einen dunklen Anzug. Und schwarze Ausgehschuhe. Zwischen dreckigen Reifen, verschmierten Maschinen und Ölflecken auf dem Fußboden.
    »War wohl ’ne lange Nacht, was?«, frage ich und suche nach einem Lebenszeichen in den matten Augen. Seinem bleichen, ausgemergelten Gesicht sieht man den Kater an.
    »Lange Nächte«, antwortet er lallend.
    »Komm, ich lad dich zu einem Aufmunterungsdrink ein.«
    Er folgt mir aus der Werkstatt zu einem kleinen Stehimbiss, der hinter der Tankstelle liegt.
    »Kennen wir uns?«, fragt er und schlürft seinen lauwarmen Kaffee.
    Trotz seines Katers ist er auf der Hut. Als würde er glauben, ich hätte ihm vor neun Monaten den Eintritt ins Paradies

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