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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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gebeten, soweit sie die weiteren Ermittlungen des Falles betrifft und wird sich zweifellos voll und ganz an unseren Rat halten.«
    »Dann steht Hreggvidur also endlich in der Ecke, wo er hingehört. Hoffentlich schämt er sich auch.«
    Rote Wutflecken sprießen plötzlich auf Halldórs Wangen. Aber Ásleifur antwortet nur mit einem matten Grinsen.
    Ich unterschreibe die Quittung. Klemme mir beide Akten unter einen Arm. Nehme mit dem anderen meine Aktentasche.
    »War sonst noch was?«, frage ich und gucke zu Ásleifur.
    »Nein, es sei denn, ich dürfte dir mehr Kaffee anbieten?«
    »Nein.«
    Ásleifur steht auf. Steckt seine Pfeife wieder in die Brusttasche seines Jacketts.
    »Erlaube mir, dich auf den Flur zu begleiten«, sagt er und öffnet die Tür.
    Ich folge ihm aus dem Konferenzzimmer.
    Im Palast der Goldjungs sind die Flure lang und haben viele Türen zu beiden Seiten. Alle geschlossen.
    »Du hast mit Oberlippenbart wirklich gut ausgesehen«, sage ich.
    »Woher weißt du das?«, fragt Ásleifur.
    »Ich habe dich auf Videos gesehen, die ich neulich angeguckt habe. Im Osten. Von Grímur und dir auf Mädchenjagd.«
    Ásleifur bleibt stehen.
    »Hast du Kallis alte Videos angesehen?«, fragt er.
    »Nur ein paar Kassetten. Ich hatte bisher keine Zeit, sie alle durchzugucken.«
    Er nickt. Aber wirkt zerstreut.
    »Also dann, wir hören uns ja wahrscheinlich bald wieder«, sagt er nach kurzem Schweigen und öffnet die Tür zu seinem Büro.
    Unten im Eingangsbereich treffe ich auf Thórdís.
    Sie erschrickt, als sie mich sieht. Führt ihre rechte Hand zum sonnengebleichten Haar. Als wollte sie prüfen, ob ihre Frisur noch richtig sitzt.
    »Hi«, sage ich lächelnd. »Was machst du denn hier?«
    »Ich arbeite hier«, antwortet sie. Und will weitergehen.
    Ich fasse sie an der Schulter. Drehe sie zu mir. Schaue ihr lächelnd in die blauen Augen.
    »Komm am Freitagabend zum Essen zu mir«, sage ich.
    »Ich weiß nicht.«
    »Sieben Uhr?«
    Sie weicht meinem Blick aus. Zögert die Antwort hinaus.
    »Das wird nichts mit uns«, sagt sie schließlich. Macht sich los. Und geht schnell zu den Aufzügen. Ich lächle. Als sie sich nochmal umschaut.
    »Das scheueste Opfer zu jagen macht am meisten Spaß.«
    Sagt Mama.

26
    Raggi schwimmt gerade. In der Reha-Klinik Reykjalundur.
    An der einen Längsseite des Schwimmbeckens befindet sich eine lange Glaswand. Durch die Fenster guckt man direkt in einen Wald aus alten, hohen Alaska-Pappeln, die sich in den Himmel strecken.
    Früher einmal war das Gebäude außerhalb der Hauptstadt eine Heilanstalt und ein Zeichen dafür, dass es auch ein Leben nach Tuberkulose gab. jetzt werden vor allem überfettete Vielfraße und verteerte Zigarettenjunkies hier behandelt. Aber auch solche, die nach einer Herzoperation aufgepäppelt werden müssen.
    Raggi zählt zu allen drei Gruppen. Der Speck hing in mehreren Schichten an ihm herab. Er hat jahrzehntelang geraucht wie ein Schlot. Und im Frühsommer ist er auf dem OP-Tisch gelandet, als man massenweise Adern hat austauschen müssen.
    Er ist immer noch dick. Obwohl er schon viele Kilos verloren hat. Auch Haare hat der Goldjungen eingebüßt.
    »Was willst du denn hier?«, fragt er. Und beginnt, sich nach dem Schwimmen mit einem großen, weißen Handtuch abzutrocknen.
    »Dich besuchen. Was sonst?«
    Raggi und ich sind schon so manches Mal aneinandergeraten. Ganz besonders, als ich angefangen habe, als Pflichtverteidigerin für verdächtigte Kleinkriminelle einzuspringen.
    Mit den Oberbossen der Goldjungs gab es ebenfalls Auseinandersetzungen.
    Ich lernte schnell, mich vor der Korrumpiertheit der Macht zu hüten. Darauf zu achten, nicht blind auf die Rechtgläubigkeit der Kerle zu vertrauen, die die übermächtigen öffentlichen Verwaltungspositionen innehaben.
    Der Grund ist einfach:
    Beamte, die an die Spitze kommen, sind weder freie noch unabhängige Amtsschimmel. Sie haben Hintermänner, die ihnen geholfen haben, die Karriereleiter zu erklimmen. Helfershelfer, die manchmal in den unglaublichsten Fällen Interessen zu wahren haben. Und die Kunst beherrschen, an verborgenen Fäden zu ziehen, ohne dass es die Öffentlichkeit bemerkt.
    Allmählich stellte sich heraus, dass Raggi der Einzige von ihnen war, dem ich trauen konnte, wenn es hart auf hart kam.
    Er legt das Handtuch zur Seite. Zieht sich einen leichten Sportanzug über seine Badehose. Eine lange Hose in Rot und Blau. Und eine dazu passende Jacke.
    Ich finde es fast schon tragikomisch, einen

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