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Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Schimmer
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weil CO starke Übelkeit verursachen kann. Die anschließenden Labortests schließen jedoch einen Kohlenstoffmonoxid-Tod endgültig aus, da kein CO im Blut des Opfers gefunden wird. Welche Substanz aber hat stattdessen den Erstickungstod der jungen Frau hervorgerufen?
    Mit dem Einsiedeglas zur Wahrheit
    Dr. Gottfried Machata erinnert sich: „Die Idee war, dass in der Lunge der letzte Atemzug, den ein Mensch getan hat, gespeichert ist.“ Um ihn aufzufangen, greift der Gerichtschemiker zum rustikalen Hilfsmittel: Er legt das bei der Obduktion entnommene Atmungsorgan in ein großes Einsiedeglas und verschließt den Behälter mit einem Deckel, der mit einem Gummistopfen versehen ist. Während der nächsten Stunde entweicht die Luft aus der Lunge und wird im Einsiedeglas aufgefangen. Die anschließende Untersuchung im Gaschromatographen zeigt, dass der letzte Atemzug der jungen Frau weder Kohlenstoffmonoxid noch einen anderen Bestandteil von Stadtgas enthält, sondern das organische Lösungsmittel Trichlormethan, besser bekannt unter dem Trivialnamen Chloroform. Damit wurde das Opfer betäubt und dabei getötet.
    Mit den Fakten konfrontiert, gesteht der verdächtigte Ehemann die Tat. Er wollte einen Urlaub mit seiner Geliebten verbringen und geriet darüber mit seiner Frau in Streit. Nach ihrer Ermordung mit Chloroform drehte er den Gashahn auf, um einen Selbstmord zu fingieren. Um niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen, tötete der Mann auch noch seine Schwiegermutter. Diesen zweiten Mord gestaltet er ebenfalls als unkonventionelle Inszenierung: Er betäubt die Mutter seiner Frau mit Chloroform, hängt die Bewusstlose kopfüber in die Badewanne und öffnet dann den Wasserhahn, wodurch die Frau hilflos ertrinkt.

Verfehlte Beziehungen
    Wenn Eifersucht im Spiel ist, machen Menschen oft kurzen Prozess: Ein k. k.-Graf stiftet seine Geliebte zum Giftmord an seiner Ex-Gemahlin an. Ein biederer Beamter wird von Eifersucht gepackt und entledigt sich auf brutalste Art seines Nebenbuhlers. Und ein Rosenkrieg in Hietzing entartet zum blutigen Scharmützel mit gedungenen Killern, das einem beherzten Polizisten das Leben kostet.
    Hinterhalt in höchsten Kreisen
    Ein Klassiker unter den Beziehungsmorden der k. & k.-Monarchie wurde zwar in München begangen, fehlt aber trotzdem in keinem Wiener Pitaval: Der Fall Chorinsky-Ebergenyi aus dem Jahr 1867 kratzte gehörig am Image des österreichisch-ungarischen Hochadels und sorgte im Spannungsfeld zwischen alter Ordnung und liberalem Zeitgeist auch für politischen Zündstoff.
    Anfang Oktober 1867 mietet eine gewisse Mathilde Baronin von Ledske bei der Witwe Elise Hartmann in der Münchener Amalienstraße ein Zimmer. Die 34-jährige Mieterin stellt keine Ansprüche und pflegt lediglich Umgang mit dem Studenten Albert Mikulitsch. Am 20. November 1867 allerdings erhält Mathilde Besuch von einer jungen Dame aus Wien, die im Gasthof „Zu den vier Jahreszeiten“ abgestiegen ist. Gleich zweimal spricht die Fremde bei Mathilde vor und kommt tags darauf wieder, um die Baronin zu einem Spaziergang abzuholen. Dabei verabreden die beiden Frauen für den Abend einen Theaterbesuch, und so bittet Mathilde nach ihrer Rückkehr Fanni, die Tochter der Witwe Hartmann, ihr ein Opernglas zu leihen. Anschließend ziehen die zwei Damen sich in das Zimmer der Baronin zurück.
    Um 18.30 Uhr ruft die Fremde Elise Hartmann, um durch sie eine Droschke zu bestellen. Die Vermieterin ärgert sich ein wenig, weil die Frau ihr bei dieser Gelegenheit den Blick ins Zimmer verwehrt. Zu ihrer Genugtuung aber trifft die Witwe Hartmann einen Kutscher gleich in der Nähe des Hauses an und ist nach nur fünf Minuten wieder zur Stelle. Doch seltsamerweise findet sie nun die Zimmertür der Baronin versperrt vor. Mit den Launen der Aristokratie vertraut, denkt die Quartiergeberin, die beiden Damen seien eben des Wartens müde geworden und zu Fuß zum Theater gegangen.
    Ganz gegen ihre Gewohnheit aber bleibt Mathilde von Ledske auch über Nacht aus, was Frau Hartmann sich damit erklärt, dass die Baronin wohl bei der Freundin im Hotel geschlafen habe. Als Mathilde am Folgetag noch immer nicht heimkommt, beginnt die Vermieterin sich ernsthaft Sorgen zu machen. Sie fragt im Gasthof „Zu den vier Jahreszeiten“ nach den beiden Damen und erfährt zu ihrem großen Erstaunen, dass die Fremde schon am Vorabend abgereist ist – und zwar allein.
    Darauf kann Frau Hartmann sich keinen Reim machen. Zurück in der Amalienstraße

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