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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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Schnickschnack wie mit einer wertvollen Trophäe zurück, aber auch die Verkäufer waren zufrieden. In dieser Teppichwerkstatt gab es eine höhere Qualität und höhere Preise, aber das Handeln war überall gleich. DJ redete laut, Nimmi zupfte ihn von Zeit zu Zeit vorsichtig am Ärmel und flüsterte ihm etwas ins Ohr, der Händler gestikulierte wild, als gehe es um sein Leben. Schließlich zeigte DJ ein triumphierendes Lächeln, zwei Männer rollten einen großen Teppich zusammen und trugen ihn davon. DJ begab sich zum nächsten Stapel, zeigte auf ein weiteres Stück, und das Ganze begann von vorn.
    »Reisen Sie häufig mit Ihrer Schwester?«, fragte Alan.
    Ich schaute zu ihm auf, überrascht, dass er immer noch meinem Händler nachsah und DJ ihn kaltließ.
    »Sie ist meine Cousine. Lassen Sie sie ja nicht hören, dass Sie uns für Schwestern halten. Sie ist nämlich nicht der Meinung, dass wir uns ähnlich sehen.«
    Das war das Stichwort, um mir ein Kompliment zu machen. Etwas wie »Aber Sie sind doch so schön« oder »Mit Ihnen verglichen zu werden sollte eine Ehre für Ihre Cousine sein«, »Sie überstrahlen sie wie ein Stern die Straßenlaterne«. All das wäre akzeptabel gewesen. Aber er sagte nichts davon.
    Stattdessen fragte er: »Ist Ihnen in Gizeh etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Außer der Leiche und dem Agieren der Polizei?«, fragte ich zurück, ohne nachzudenken.
    Darüber musste er lächeln und fuhr dann fort: »Sie wissen doch, was ich meine. Etwas, was Ihnen merkwürdig vorgekommen ist. Keine großen Sachen. Wenn Sie gesehen hätten, wie der Unfall passiert ist, hätten Sie es mir sicher längst erzählt. Vielleicht hat sich jemand ständig in Millies Nähe aufgehalten. Vielleicht hat sie ja mit jemandem in der Gruppe besonders intensiv gesprochen ...«
    Ich blickte ihn verständnislos an. »Was meinen Sie damit? Glauben Sie, es war mehr als ein Unglücksfall?«
    Er zuckte die Achseln. »Natürlich nicht. Ich weiß selber nicht recht, was ich glauben soll. Ach, lassen wir das Thema.«
    Ich war ein wenig ernüchtert. Zwei Tage lang versuchte ich nun schon, mit dem Mann ins Gespräch zu kommen, ohne zu offensichtlich mit ihm zu flirten, aber ein solches Gespräch hatte ich mir nicht vorgestellt.
    »Womit verdienen Sie eigentlich Ihre Brötchen?«, fragte ich ihn jetzt. Mir ging durch den Kopf, nach der Art, wie er sofort zu Millie gelaufen war, könnte er Polizist sein oder einer Art Rettungsteam angehören.
    »Oh ..., ich bin ..., hm ..., im Grunde bin ich Finanzberater«, stotterte er. »Bei einer Bank. Ich arbeite in einer Bank. Wells Fargo.«
    Ich starrte ihn an und sah, dass er meinem Blick auswich wie ein schuldbewusstes Hündchen, das auf den Teppich gemacht hat. Was immer er sein mochte, ein guter Lügner war er nicht. Plötzlich sah er etwas hinter meiner rechten Schulter, und ich drehte mich ein wenig, um zu sehen, was es war. Kyla beugte sich gerade über einen großen Stapel von Teppichen, lüftete die Ecke des obersten, um sich den zweiten anzuschauen. In ihrem weit ausgeschnittenen zitronengelben Shirt und der braunen Hose sah sie fabelhaft kühl und elegant aus. Ihr war es gegeben, auch im gewöhnlichsten Outfit sexy zu wirken, während ich wahrscheinlich aussah und roch wie eine, die gerade von einem Kamel abgestiegen war.
    »Ich geh schon mal zum Bus«, sagte ich, weil ich mich plötzlich müde und deprimiert fühlte.
    »Ich komme mit«, schlug er mit mehr Wärme in der Stimme vor, als ich erwartet hatte.
    »Nein, bemühen Sie sich nicht«, gab ich zurück.
    Überrascht zögerte er, und ich war fort, bevor er protestieren konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. Was war nur mit mir los? Meine Zurückweisung war ganz instinktiv erfolgt, eine heftige Reaktion auf seine Lüge. Mir war es so zuwider, wenn einer nicht die Wahrheit sagte. Aber ich hätte doch weiterplaudern, vielleicht sogar ein wenig flirten können, um ihn besser kennnenzulernen und herauszubekommen, was er zu verbergen hatte. Er war interessant und rätselhaft. Gerade hatte ich eine Chance verpasst, ein wenig Zeit allein mit ihm zu verbringen. Ich hätte mich ohrfeigen können, kaum dass ich drei Schritte fort war.
    An der Tür konnte ich mir nicht verkneifen, einen kurzen Blick über die Schulter zu werfen. Zu meiner Überraschung sah Alan immer noch mir nach, nicht Kyla. Beinahe wäre ich umgekehrt, aber just in dem Augenblick rief jemand nach ihm, und er schaute von mir fort. Weiter hinten sah ich, dass

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