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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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für ihn, um zuzuschlagen.
    »Gefallen Ihnen unsere Teppiche nicht? Sie sind etwas ganz Besonderes. Die macht niemand auf der Welt so wie wir.« Er sprach ein fast perfektes Englisch mit einem kleinen Akzent.
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf. »Sie sind sehr schön, aber ich kann heute nichts kaufen. Suchen Sie sich lieber einen anderen Kunden.«
    »Nein, nein«, versicherte er mir. »Es geht nicht darum, ob Sie etwas kaufen. Wir freuen uns auch über Besucher, die mehr über unsere schönen Teppiche wissen wollen. Sie müssen gar nichts kaufen. Eine so schöne Frau wie Sie in unserem Haus ist uns eine große Ehre. Darf ich Sie fragen, ob Sie verheiratet sind?« Er lächelte und schaute mir direkt in die Augen.
    »Nein«, antwortete ich verblüfft. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, ich hätte geschworen, er beginne gerade einen Flirt mit mir. Instinktiv fuhr mein Daumen zum linken Ringfinger, wo so lange der Ehering gesessen hatte. Der lag jetzt auf dem Grunde des Stadtsees von Austin. Ich hätte ihn verkaufen können, aber zuzuschauen, wie er in der Sonne noch einmal aufblitzte, bevor er in dem blauen Wasser verschwand, das war mir die Sache wert. Außerdem hatte Mike bei der Scheidung versucht, ihn zurückzubekommen, was immer er mir damit sagen wollte. Mir aber lag daran, dass ihm das nicht gelang. Als er erfuhr, was ich getan hatte, behauptete er, der Ring habe seiner Großmutter gehört und sei für ihn von unschätzbarem emotionalem Wert. Die Story platzte, als ich ihm den Kassenbon des Juweliers unter die Nase hielt. Er hob nämlich stets alles gut auf.
    Der Händler redete immer noch. »Das ist ja ganz unmöglich. Eine schöne Frau wie Sie. Also, dass Sie ungebunden sind, ist ein riesiger Glücksfall für mich. Wollen Sie mich heiraten? Sie würden mich zum glücklichsten Mann der Welt machen.«
    Jetzt musste ich laut lachen. Dieser Antrag war in der Tat lächerlich. Der Kerl hätte einer meiner Schüler sein können, vielleicht einer der cleveren. Er schenkte mir ein sehr charmantes Lächeln.
    »Erlauben Sie mir wenigstens, dass ich Ihnen den Unterschied zwischen unseren exquisiten Seidenteppichen und den billigeren Wollprodukten erkläre«, sagte er dann und führte mich etwas zur Seite. »Auch wenn Sie jetzt nichts kaufen, wissen Sie, wonach Sie suchen müssen, wenn Sie wieder einmal bei uns hereinschauen.«
    Ich lächelte zurück und versuchte ihm zu entkommen. »Ich würde mir Ihre schönen Sachen gern ansehen, aber wir kehren nicht hierher zurück. Wir reisen bereits morgen ab. Suchen Sie sich jemand anderes.«
    »Nein, nein. Mir geht es nicht darum, dass Sie kaufen. Eines Tages kommen Sie wieder nach Ägypten und werden sich an uns erinnern.« Jetzt standen wir neben einem riesigen Stapel von Teppichen, von dem er den obersten herunternahm. »Schauen Sie sich diesen an. Sehen Sie doch die Farben, die vielen Schattierungen. So etwas werden Sie in Ihrem Land nicht finden. Woher sind Sie eigentlich? Aus Utah vielleicht? Von Utah habe ich schon viel gehört.«
    Utah? Was für eine merkwürdige Frage. Ich glaube nicht, dass viele Touristen aus Utah hierherfanden. Wahrscheinlich würde es kaum einer zugeben. Und was konnte er über Utah schon gehört haben?
    »Nein, aus Texas«, antwortete ich. Er schien leicht überrascht, fuhr aber fort.
    »Schauen Sie sich bitte diese Art an. Sehen Sie, wie die Farben wechseln, wenn man ihn anders hält?« Geschickt bewegte er den Teppich. Tatsächlich changierte der Farbton von schimmerndem Lachs zu sattem Pfirsich. Gegen meinen Willen war ich beeindruckt. Ich streckte die Hand aus und fuhr über die Oberfläche. Der Teppich war so fein, dass er eher wie ein Tischtuch wirkte als etwas, das man auf den Fußboden legt. Ich wusste, dass ich mir so was nicht leisten konnte, wollte aber nun den Preis wissen. Ich öffnete bereits den Mund, um danach zu fragen, da berührte er mich leicht an der Schulter. »Sie sind spät dran«, sagte er in gedämpftem Ton. »Hat es Probleme gegeben?«
    Ich schaute ihn verdutzt an. Er stand jetzt dicht neben mir, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich konnte mir nicht denken, was er meinte. Vielleicht galten hier andere Sitten, aber er war eindeutig dabei, in meine Privatsphäre einzudringen. Ich rückte ein wenig von ihm ab. Wenn wir wirklich zu spät gekommen waren, dann konnte es nicht viel gewesen sein.
    »Ja, es hat in Gizeh einen schlimmen Unfall gegeben«, sagte ich.
    »Einen Unfall«, wiederholte er

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