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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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konnte nur hoffen, dass auch Mikes Wunsch in Erfüllung gehen möge. Möglichst viele Male. Auf alle Fälle hatte ich in meinem Reisebudget keinen Cent für handgeknüpfte Teppiche übrig.
    Da standen wir nun in einem peinlich belanglosen modernen Gebäude, das am Rande eines Walmart-Parkplatzes hätte stehen können. Neonröhren beleuchteten die vielfarbigen riesigen Stapel, die wie gewaltige Stöße biegsamer Spielkarten aufgehäuft waren. In einer Ecke knüpften zwei sehr junge Mädchen Knoten in die gedrehten Kettfäden eines riesigen Webstuhls. Mit atemberaubender Geschwindigkeit banden sie die glänzenden Strähnen, wo sie hingehörten. Die Farben hätten aus dem Nil stammen können – zartes Blau, blasses Grün und wie Perlmutt schimmerndes Grau. Der Eigentümer der Fabrik, dessen flinke Augen selbstgefällig dreinschauten, erklärte uns, die Mädchen seien nach dem Schulabschluss als Lehrlinge zu ihm gekommen. Sie erwarte ein sehr guter Verdienst, wenn sie erst ihr Zeugnis hätten. Mit einem kritischen Blick fügte er hinzu, sie würden nach der Ebenmäßigkeit der Knoten und dem Arbeitstempo bewertet. Ich sah auf ihre zarten Schultern und fragte mich, wie sie diese Kombination von Stress und Eintönigkeit wohl aushielten.
    Als die Präsentation fast zu Ende war, schwärmte eine Schar junger ägyptischer Händler wie hungrige Wölfe aus. Kaum hatte man uns mitgeteilt, dass wir in einer halben Stunde wieder am Bus sein sollten, da waren sie schon eifrig dabei, die Schwächsten von der Herde abzudrängen. Ein sehr hübscher junger Mann ließ keinen Blick von Kyla und mir. Wir wichen ihm aus und hofften, ihn so abzuschütteln. Dabei täuschten wir Interesse an den Fragen vor, die Yvonne de Vance nach einigen technischen Details des Knüpfens stellte. Ich hätte gern gewusst, weshalb sie in ihrem hohen Alter ihre Zeit für so unwichtige Details verschwendete.
    Charlie de Vance kicherte leise. »Welche von den Dingern können denn fliegen? Ich möchte einen Zauberteppich sehen.«
    Der Eigentümer ließ das laute Wiehern eines Mannes erschallen, der einen schlechten Witz schon zum tausendsten Male hört. Mir war die Szene peinlich, aber er schaute ganz ungerührt drein.
    »Wir haben nur fliegende Teppiche, aber der Zauber wirkt erst, wenn Sie einen mit nach Hause nehmen«, gab er mit einem Augenzwinkern zurück.
    Charlie war entzückt. »Gut geantwortet, mein Sohn. Was sagst du, Yvonne? Wollen wir uns die Dinger mal anschauen?«
    Bei ihrem Gespräch mit einem der jungen Mädchen unterbrochen, warf Yvonne ihm zunächst einen irritierten Blick zu, zeigte sich dann aber nachsichtig, als sie sah, wie viel ihm daran lag. Sie nahm seinen Arm, und beide begaben sich willig in die Klauen eines eifrigen jungen Verkäufers.
    Der Eigentümer, ein hochgewachsener Mann in westlichem Anzug, blieb bei Kyla und mir stehen. »Ich hoffe, Sie genießen Ihre Ägyptenreise«, sagte er.
    »Ja, sehr«, antwortete ich lächelnd.
    »Sie sind Schwestern, nicht wahr? Ihre Ähnlichkeit ist mir sofort aufgefallen. Und Ihre Schönheit.«
    »Wir sind keine Schwestern«, stellte Kyla kühl fest. »Nur Cousinen.«
    »Soso, Cousinen«, staunte er. »Sehr schön.« Er ging weiter.
    Kyla bedachte ihn mit einem giftigen Blick. »Schwestern!«, zischte sie. »Ich werde das nie begreifen. Wir sehen uns doch überhaupt nicht ähnlich.«
    Natürlich sehen wir uns ähnlich. Aber Kyla zweifelt keinen Augenblick an ihrer Einzigartigkeit und kann es auf  den Tod nicht ausstehen, mit mir verglichen zu werden.  Wenn einer darauf besteht, dass wir verwandt sind, gibt sie vielleicht noch zu, ein Fremder könnte glauben, wir  hätten einen gemeinsamen entfernten Vorfahren auf einem sehr abgelegenen Zweig des Familienstammbaumes.
    Aus Erfahrung weiß ich längst, wie ich reagieren muss, um eine Schimpfkanonade ihrerseits abzuwenden. »Der Mann hat doch nur etwas Nettes sagen wollen, und wir beide sind schließlich gleich groß und etwa im selben Alter. Selbstverständlich bist du viel hübscher, modischer gekleidet und in jeder Hinsicht besser als ich. Ich bin mir sicher, er hat sich geirrt und sollte am Leben bleiben.«
    Kyla warf mir einen kalten Blick zu, dann musste sie aber doch lachen. »Meinetwegen, aber hoffentlich passiert es nicht wieder.«
    Der jungenhafte Händler, der uns vorher so angestarrt hatte, zog seine Kreise immer enger. Kyla blitzte ihn einmal kurz an und schoss davon, während ich offenbar einen Augenblick zu lange zögerte. Genug Zeit

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