Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
Vom Netzwerk:
Kathy Morrison würde mit einem so unangenehmen alten Knacker wie Jerry auf Reisen gehen, schon gar nicht auf einen so jugendfreien Trip wie diesen, wenn er nicht tatsächlich ihr Vater war.
    Als ich die Seite umblätterte, blieb mir für einen Moment die Luft weg.
     
    Personen C und D:
    Schwestern? Eine oberflächliche Ähnlichkeit, wenn man sich das Make-up wegdenkt.
    Wahrscheinlich Lesben.
    Die Ältere hat etwas zu verbergen. Muss in ihre Tasche schauen, um zu sehen, was sie im Hotelshop gekauft hat.
     
    Lippenbalsam! Es war Lippenbalsam, du alte Schachtel, dachte ich bei mir, leicht amüsiert und zugleich empört. Denselben, den du mir gestohlen hast. Wie sollte ich auch darauf kommen, dass ein so kleiner Erwerb in einem Hotelshop jemanden derart interessieren könnte. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass Millie in der Nähe gewesen war. Ich versuchte mir die Szene ins Gedächtnis zu rufen. Soweit ich mich erinnerte, war ich mit dem Verkäufer allein in dem Laden gewesen. Auch beim Kommen und Gehen war ich in der Lobby keinem von unserer Gruppe begegnet. Ich stellte mir vor, dass Millie sich hinter einem der großen Farne in Tontöpfen versteckt hatte wie in einem schlechten Krimi. Aber wieso war ich die »Ältere«? Ich wünschte mir, Millie wäre noch am Leben. Die hätte ich mir aber zur Brust genommen!
    Als ich vor dem Bus Stimmen hörte, fuhr ich zusammen. So schnell ich konnte, warf ich alles wieder in den Rucksack zurück. Aber da ging bereits die Tür auf, und ich hatte keine Chance, ihn an den alten Platz zurückzulegen, selbst wenn ich es gewollt hätte. Natürlich durfte niemand wissen, dass ich in Millies Sachen herumgeschnüffelt hatte. Hastig stopfte ich das kleine Ding in meinen Rucksack. Ich wollte es abends beim Aussteigen im Bus liegenlassen, nahm ich mir vor. Keiner hatte es bisher bemerkt und würde es vermissen. Beim Reinigen des Busses am Abend würde es Achmed sicher finden und Anni übergeben.

3. KAPITEL
     
    MUMIEN UND MISSGESCHICKE
     
    Am Ägyptischen Museum trafen wir gegen vier Uhr nachmittags ein, als das grelle Licht langsam in einen milden Nachmittag überging, die Schatten gähnten und sich anmutig über die Rasenflächen streckten wie schläfrige Katzen. Die roten Backsteinmauern des Museums verdüsterten sich bis zur Farbe getrockneten Blutes, von dem sich das Weiß der Säulen und Reliefs an den schweren Eingangstüren markant abhob. Im Hof, umrundet von Touristen und Palmen, wartete geduldig eine verwitterte Miniatur-Sphinx. Als unser Bus mit quietschenden Bremsen und laut zischender Hydraulik zum Stehen kam, fuhren alle aufgeregt hoch, aber Anni nahm das Mikrofon und hieß uns wieder setzen.
    »Nur einige Hinweise, bevor wir aussteigen. Sie sind wichtig. Ihre Kameras dürfen Sie nicht mit ins Museum nehmen, auch nicht in den Handtaschen. Das ist hier streng verboten. Wir müssen durch Metalldetektoren gehen, und wenn Sie einen Fotoapparat bei sich haben, fordern die Kontrolleure Sie auf, diesen in den Bus zurückzubringen. Achmed darf aber hier nicht parken, sodass kein Bus vor der Tür stehen wird. Sie müssten dann allein im Hof auf uns warten. Ihre Sachen sind hier vollkommen sicher, denn Achmed bleibt die ganze Zeit beim Fahrzeug. Haben Sie alles verstanden?« Sie redete mit uns wie mit Kindern, noch dazu nicht gerade von der intelligenten Sorte.
    Wir nickten alle gehorsam, steckten unsere Kameras in die Rucksäcke oder ließen sie auf den Sitzen liegen, bevor wir mit Anni aus dem Bus stiegen. Ich hatte schon so viel fotografiert, dass die Vorstellung, eine Stunde oder zwei ohne Kamera zu sein, fast eine Erleichterung war. Ich hatte es satt, jedes Kunstwerk und jeden Ort nicht aus rein historischem Interesse betrachten zu können, sondern stets nach dem besten Blickwinkel für ein Foto Ausschau zu halten. Ich musste an frühere Zeiten denken, als Touristen in weißen Leinenanzügen stundenlang vor einem Denkmal saßen, Kurven und Striche aufs Papier brachten, weil sie nur so den Eindruck festhalten konnten, und Zeit keine Rolle spielte. Sie absolvierten auch keine Ägyptenreise in einer Woche, wie wir es taten.
    Zu dieser Tageszeit war das Museumsgelände voller Menschen. Müde Touristen saßen auf den Steinbänken und gönnten ihren schmerzenden Füßen ein wenig Ruhe. Ein paar Kinder hüpften um den Springbrunnen herum, stießen ältere Fußgänger an und lachten. Ein Reiseführer umkreiste mit angespannter Miene seine kleine Gruppe und zählte die Köpfe. Durch die

Weitere Kostenlose Bücher