Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
Vom Netzwerk:
sie meisterhaft und hatte es häufig geübt. Ich mochte dieses Spiel nicht. Mein Problem ist, dass ich nicht lange böse sein kann. Einmal überschlafen, und mein Groll ist verflogen. Sie dagegen hatte mich einmal einen ganzen Monat lang ignoriert, als ich es wagte, an ihrem damaligen Freund etwas auszusetzen zu haben. Sie beruhigte sich erst wieder, als sie von einer Freundin erfuhr, dass ich recht gehabt und er mit ihrer Erzfeindin Sandra Kowalski herumgemacht hatte. Seit jenem Tag waren wir wieder die besten Freundinnen und hatten nur ab und zu einen kleinen Streit, vielleicht aber auch zwei oder sechshundert. Jedenfalls nichts Weltbewegendes. Jetzt waren wir zehntausend Kilometer von zu Hause fort und teilten ein Hotelzimmer miteinander. Wir würden ziemliche Probleme bekommen, wenn sie zu der Meinung gelangte, ich sei unausstehlich.
    Unser Hotel, das Elephantine Island Resort, lag hoch oben an der Nordspitze der Elefanteninsel mitten im Nil. Das Hotel sah aus wie der Kontrollturm eines Flugplatzes, wofür man es eigentlich auch konzipiert hatte. Die Zimmer waren nichts Besonderes, aber sauber und komfortabel. Ich hatte Hunger und keine Lust auf ein Gespräch. Als Kyla ins Zimmer kam, machte ich mich auf den Weg zum Restaurant. Das Abendessen war noch nicht fertig, und niemand beachtete mich. Ich nahm mir ein paar Brötchen und eine Flasche Wasser und stieg zu einer Terrasse weiter unten hinab. Dort standen zwei schmiedeeiserne Bänke unter einer Gruppe von Akazien. Auf einer ließ ich mich nieder. Von dort aus konnte ich die Kitchener-Insel mit ihrem üppigen Grün, einen Streifen Wasser und dahinter die Dünen und Felsen am anderen Flussufer sehen.
    Nach ein paar Minuten wurde mir kalt. Der Wind hatte nachgelassen, und meine Bank stand etwas geschützt, doch die Wüstenluft kühlte sich rasch ab. Jetzt wäre ein Pullover gut gewesen, aber der lag in meinem noch nicht ausgepackten Koffer, und ins Zimmer wollte ich nicht zurück, zumindest nicht jetzt. Ich schaute über das Wasser. Die Feluken und Motorboote waren verschwunden, ebenso die kleinen Wellen. Das Licht wechselte langsam von der scharfen Helligkeit des Tages zu einem weicheren rötlichen Glühen. Ich entspannte mich. Blaue Schatten krochen unter den Bäumen hervor und ergossen sich ins Wasser. Vom Assuaner Ufer drang der Ruf zum Abendgebet über einen Lautsprecher zu mir her. Ich lauschte hingerissen.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, fragte da eine Stimme.
    Mit einem unterdrückten Schrei fuhr ich hoch und ließ mein letztes Brötchen fallen.
    »Oh, das tut mir aber leid. Ich wollte Sie nicht erschrecken.« Alan Stratton hielt mir seine Hände mit zwei Gläsern Rotwein entgegen. Dabei lächelte er. »Ich komme mit einem Friedensangebot.«
    Da ich nun wusste, das Kyla ihren Anspruch angemeldet hatte, zeigte ich nur ein schwaches Lächeln, von dem ich hoffte, es sei freundlich und doch unpersönlich, wie ich es gegenüber zu aufdringlichen Eltern benutzte. Um mit ihnen fertig zu werden, tat ich immer so, als stimmte ich allem zu, was sie sagten, erklärte dann aber bedrückt, dass es die Schulverwaltung nie gestatten werde. Ich überlegte, was die Verwaltung Alan an diesem Abend abschlagen musste und ob ihr das später nicht leidtun würde. Im Zwielicht und mit dem von der Dusche noch etwas feuchten Haar sah er besonders gut aus. Er hatte sich für das Abendessen umgezogen und trug jetzt ein dunkelblaues Poloshirt zu einer Khakihose.
    Er ließ sich auf der Bank neben mir nieder und reichte mir ein Glas. Dabei streifte sein Blick das heruntergefallene Brötchen. »Haben Sie Hunger?«
    Ich schaute das Brötchen traurig an. »Woher wissen Sie, dass ich hier bin?«, fragte ich. Die Bank war von weiter oben nicht einzusehen.
    »Ich habe Sie bemerkt, als Sie an der Bar vorbeigegangen sind.«
    Seltsam. Er war mir in der Bar gar nicht aufgefallen. Dabei hatte ich doch nach Leuten Ausschau gehalten, denen ich ausweichen wollte. Er gehörte allerdings nicht dazu. Ich nahm einen Schluck Wein und dachte bei mir, wie romantisch es für ihn sein könnte, wenn ich eine andere wäre.
    »Hier, das ist für Sie.« Er erhob sich ein wenig und zog etwas aus seiner Hosentasche. Als er wieder saß, hielt er mir eine kleine vergoldete Pyramide hin, die jener aufs Haar glich, nach deren Preis ich mich am Flughafen bei ihm erkundigt hatte.
    »Ooh«, sagte ich erfreut. Als ich sie bei dem schwindenden Tageslicht genauer betrachtete, sah ich, dass sie aus der Nähe noch

Weitere Kostenlose Bücher