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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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kitschiger wirkte als aus größerer Entfernung. »Sie ist wundervoll. Wo haben Sie die her?«
    »Von der Kitchener-Insel. Sie wären beeindruckt gewesen, wie toll ich darum gefeilscht habe.«
    »Da bin ich sicher. Und mit welchem Erfolg?«
    »Ich habe gepunktet. Der Händler hat gesagt: ›Für Sie nur dreißig Pfund.‹ Da habe ich gezahlt.«
    Ich musste laut lachen. »Ich möchte Sie nicht enttäuschen, aber Feilschen war das gerade nicht.«
    Er grinste in sich hinein »Ich weiß. Ich bin sogar ziemlich sicher, der Kerl war arg enttäuscht, dass er nicht mehr verlangt hat.«
    »Oh, sie gefällt mir sehr. Vielen, vielen Dank.«
    »Nicht der Rede wert«, antwortete er.
    Wir saßen eine Weile schweigend und hörten den Akazien zu, deren Blätter in der Brise leise raschelten. Ich nippte an meinem Wein und hielt die kleine Pyramide wie einen Talisman fest in meiner Hand.
    »Ägypten wollte ich schon immer sehen«, sagte er dann und wies auf den Nil. »Seit meiner Kindheit. Die Mumien haben mich total fasziniert.«
    »Das geht allen so. Die Mumien, die grausigen Rituale, die düsteren Gräber ...«
    Er lächelte. »Sind Sie auch in Mumienfilme gerannt?«
    »Ich habe sie geliebt. Und ich mag sie immer noch. Dabei stört mich nicht, wie alt oder geschmacklos sie sind. Bei den alten Schwarzweißfilmen hat mir am besten gefallen, dass die Mumien sich so langsam bewegten. Ich habe immer geglaubt, diesen Monstern könnte man entkommen.«
    »Genau. Anders als die Heldin, die stets genau im falschen Moment hinfiel.«
    »Ja! Fanden Sie das nicht auch furchtbar? Mich hat das wütend gemacht. Eine Beleidigung für die Frauen. Meine Brüder haben sich darüber immer halb kaputtgelacht.«
    Er schien ein wenig überrascht. »Ihre Brüder?«
    »Ja, ich habe zwei. Als Kinder waren die richtige kleine Scheusale. Sie hatten Zeiten, da wollten sie nicht mit mir spielen, weil ich ein Mädchen war. Ich habe eine Weile geglaubt, das läge an diesen blöden Filmen, wo die Mädchen immer solche Spielverderber sein mussten, aber dann wurde mir klar, dass die beiden selbst kleine Arschlöcher waren.«
    Er musste lachen. »Und was haben Sie gemacht?«
    »Oh, ich habe eine Kombination von physischer und mentaler Gewalt angewandt und außerdem meine spitze Zunge benutzt. Manchmal bringt es Vorteile, wenn man die Älteste ist.«
    »Und haben Sie alle vier heute noch ein enges Verhältnis?«
    »Alle vier? Ach, Sie meinen Kyla. Ja, haben wir. Meine Brüder leben jetzt beide in Kalifornien, aber ich telefoniere mit ihnen alle paar Wochen. Kyla und ich sind häufig zusammen. Wir sind enge Freundinnen. Meistens jedenfalls«, fügte ich angesichts der aktuellen Situation hinzu, die ich mit ihm aber nicht besprechen wollte.
    »Und Sie? Haben Sie Geschwister?«
    »Nur einen Bruder. In Dallas.«
    Er nahm einen Schluck Wein und lehnte sich zurück. Mir gefiel, wie er sein Poloshirt etwas aufgeknöpft trug, sodass gerade ein wenig Brusthaar hervorlugte. Als er meinen Blick bemerkte, drehte ich rasch den Kopf zur Seite.
    Er wandte sich zu mir, sodass er mir direkt in die Augen schauen konnte. Ich war nicht mehr in der Lage, meinen Blick abzuwenden. Wie gebannt starrte ich ihn an.
    »Erzählen Sie mir doch bitte noch einmal von dem Aladin, den Sie heute getroffen haben«, sagte er dann.
    Das hatte ich nun nicht erwartet. Eher ein Kompliment über meine Schönheit oder meinen Witz. Eine vorsichtige Erkundigung nach meinem Personenstand. Einen Vergleich meiner Haut mit Rosenblättern  ... Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was er von mir wollte.
    Dann sagte ich: »Sie haben doch alles schon gehört. Und richtig geurteilt. Es war nur ein aufdringlicher Händler. Ich habe ihn später auf dem Markt noch einmal gesehen. Da kam er mir vor wie einer von diesen Verkäufern, und das war er wohl auch.«
    »Aha. Das ist gut.« Er dachte einen Moment nach. »Kam er Ihnen bedrohlich vor, als er Sie ansprach?«
    »Nein, eigentlich nicht. Nur hartnäckig. Eher hat Kyla ihm gedroht. Sie hat ihn zum Teufel geschickt«, fügte ich hinzu und lachte.
    »Kyla wollte mit mir nicht darüber reden. Sie hat immer gleich das Thema gewechselt.«
    Natürlich, Kyla wollte mit ihm flirten, da wirkte der aufdringliche Händler doch sehr unromantisch. Ich fragte mich, ob er tatsächlich nicht begriff, was in ihr vorging.
    »Wissen Sie«, sagte er nachdenklich, »manchmal werfen Menschen Geschwister in einen Topf. Sie schließen in allem von einem auf den anderen.«
    Ich nickte. Das

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