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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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schützte einen gut vor fremden Blicken.
    »Nein, nein. Das ist ein Missverständnis. Ich bin Aladin«, fügte er hinzu, als ob das alles erklärte.
    Wir starrten ihn an. Ich wünschte mir, er möge verschwinden oder jemand möge auf dem Weg auftauchen.
    »Sie sind doch Schwestern? Aus Utah, nicht wahr? Sie müssen mitkommen. Ich bin Aladin«, sagte er noch einmal und streckte die Hand aus, als wollte er Kyla beim Arm nehmen.
    Die sprang jetzt von der Bank auf und bohrte ihm ihren Finger in die Brust. Sie war eine hochgewachsene Frau, die wütend auf ihn herabschaute. »Und wenn du der verdammte Ali Baba wärst  – das ist mir egal! Wir gehen mit dir nirgendwohin! Wenn du uns jetzt nicht sofort in Ruhe lässt, fange ich an zu schreien oder ich prügle dir die Seele aus dem Leib! Verstanden?« Sie bebte vor Zorn.
    Ich trat neben sie, nicht ganz sicher, ob ich eine Einheitsfront mit ihr bilden oder dem merkwürdigen kleinen Kerl das Leben retten sollte. Zum Glück wich Aladin ein paar Schritte zurück und hielt abwehrend seine Arme vor.
    »Entschuldigung, verzeihen Sie, schöne Damen. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.« Er wandte sich um und rannte davon. Ein kluger Mann.
    Wir sahen ihm nach, wie er um die nächste Biegung verschwand. Die Welt kehrte in den Normalzustand zurück. Die Sonne schien immer noch auf den Nil. Der Wind rauschte in den Zweigen über uns. Ich atmete tief durch. »Was um alles in der Welt war das denn?«
    Kyla blitzte mich an, was mir sagte, dass Aladin richtig reagiert hatte.
    »Hast du gehört, wie er gefragt hat, ob wir aus Utah sind?«, fuhr ich fort. »Das ist schon der zweite Kerl, der diese Frage stellt. Kannst du dich an den aufdringlichen Teppichhändler in Kairo erinnern? Auch der hat von Utah geredet. Ist das nicht merkwürdig?«
    Sie musterte abschätzig meinen Aufzug. »Vielleicht hat er gedacht, du wärst eine Mormonin.«
    Ich wurde rot. Ich trug mein Reise-Outfit: Jeans, ein Oxford-Shirt mit passendem Unterziehteil und Sneakers. Damit fand ich mich angemessen gekleidet. Dass ich keine himmelblaue Caprihose und Ballerinas aus Wildleder trug, machte mich noch lange nicht zur Vogelscheuche. Die war ich nicht.
    »Weißt du, wenn du so stark an Alan Stratton interessiert bist, hättest du es ja nur zu sagen brauchen«, fuhr sie fort.
    Mir muss wohl die Kinnlade heruntergefallen sein. »Weil ich auf dem Boot mit ihm gesprochen habe? Er hat sich neben mich gesetzt. Mir war auch nicht bewusst, dass du diesen Platz für dich reserviert hattest. Im Übrigen erinnere ich mich, dass mir jemand gesagt hat, er sei ein Stockfisch.«
    »Kein ganz so schlimmer wie du.«
    Okay, der Punkt ging an sie. Aber ich wollte nicht, dass sie ablenkte oder mich gar zum Lachen brachte. Dann hätte sie wirklich die Nase vorn gehabt. Außerdem war ich jetzt richtig wütend.
    »Also, ich gebe zu, er ist ein netter Kerl und sehr attraktiv. Aber das war’s auch. Ich will ihn dir nicht klauen. Erstens wusste ich gar nicht, dass du ihn haben willst, und zweitens ist das wohl mehr dein Stil, nicht meiner.«
    Ich glaubte schon, sie werde in die Luft gehen, dann aber riss sie sich offenbar zusammen.
    »Ich denke, wir brauchen wohl beide eine Auszeit«, sagte sie. Das klang vernünftig, wenn sie die Worte auch durch die Zähne presste. »Ich gehe jetzt zu dem Markt und versuche eine kalte Cola zu kriegen, wenn es schon nichts Besseres gibt. Beschaue du ruhig noch eine Weile die Natur. Wir sehen uns später.«
    Damit drehte sie sich um und stakte davon, ohne mir die Möglichkeit einer Antwort zu geben.
    Das war wieder mal typisch. Sie spulte sich auf und konnte ein echtes Biest sein, aber früher oder später kriegte sie sich wieder ein und wurde erneut sarkastisch, rechthaberisch, aber auch liebenswert. Für eher ausgeglichene Leute wie mich war das nichts. Und immer wenn ich glaubte, ich hätte mich an ihre Launen gewöhnt, brachte sie es fertig, mich ernsthaft wütend zu machen.
    Ich ging ein paar Schritte, um überhaupt etwas zu tun. Der Weg am Westufer entlang bot herrliche Blicke auf Wasser und Wüste. Das ferne Ufer stieg hinter einem Saum zerzauster Bäume rasch zu bedrohlich wirkenden Dünen auf, die an manchen Stellen die Felswände freigaben, wo sich die Gräber alter ägyptischer Herrscher befanden. Aus dieser Entfernung wirkten die Gräber, eine Reihe kleiner Zugänge, die in die Felsen gehauen waren, eher wie ein mysteriöses primitives Dorf und nicht wie die letzte Ruhestätte bedeutender

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