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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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Morgenkälte trieb mich schließlich ins Bett zurück, aber auch als die durchdringenden Laute verstummt waren, lag ich noch lange wach. Ich war gerade wieder eingeschlafen, da meldete sich mein Wecker und gleich darauf der Weckruf per Telefon, den Anni jeden Morgen bestellte. Noch halb benommen, ohne ein Wort zu wechseln, zogen Kyla und ich uns an und schlurften ins Hotelrestaurant hinunter, um uns mit einem Kaffee munter zu machen.
    Das Frühstück war für die unchristliche Zeit von 6.30 Uhr bestellt, weil wir an diesem Tag nach Abu Simbel zu den legendären Tempeln von Ramses II. fliegen wollten. Das Restaurant wurde gerade geöffnet  – ein ganz gewöhnlicher länglicher Raum voller runder Tische mit weißen Tüchern, die bereits mit Besteck und Gläsern eingedeckt waren. Mitten im Raum stand ein großes Buffet mit Obst, Brötchen, Backwaren und einem üppigen amerikanischen Frühstück von Würstchen bis Müsli. Kellner in weißen Jacken mit Kaffeekannen und Fruchtsaftkrügen warteten darauf, dass wir Platz nahmen.
    Zu unserer Überraschung schienen alle anderen bereits putzmunter zu sein und schwatzten aufgeregt über die Reise. An der Tür zögerte ich, aber Kyla ließ mich stehen und marschierte quer durch den Raum zu dem Tisch von Keith und Dawn Kim sowie den Petersons. Offenbar war sie immer noch böse auf mich, verhielt sich aber nicht offen feindselig. Ich setzte mich neben Nimmi Gavaskar an den Nachbartisch. Ein aufmerksamer Kellner füllte sofort meine Kaffeetasse. Ich nahm sie in beide Hände, genoss die Wärme und den starken Duft. DJ kam vom Buffet mit einem Teller voller Rührei, Schinken und Würstchen zurück und ließ sich an Nimmis anderer Seite nieder. Bald tauchten auch die de Vances und die weniger freundlichen Morrisons auf. Als ich auf die gefüllten Teller schaute, knurrte mein Magen ein wenig. Ich stand auf und wollte mir lediglich ein, zwei Brötchen holen, woraus schließlich zwei Croissants, ein halbes Dutzend Würstchen und eine Scheibe heißer, knuspriger Schinken wurden. Einem guten Buffet habe ich noch nie widerstehen können.
    Als ich zurückkam, verkündeten Yvonne und Charlie, unsere beiden Achtzigjährigen, gerade, dass sie nicht nach Abu Simbel mitfliegen würden.
    »Wir wollen uns noch ein wenig in Assuan umschauen, besonders auf dem Markt«, sagte Yvonne und klopfte mit ihrem Löffel auf ein hartgekochtes Ei. Durch die starke Brille wirkten ihre verblassten braunen Augen größer, als sie waren.
    Die Gruppe protestierte heftig.
    »Sie kommen nicht mit?«, sagte DJ. »Aber so etwas können Sie sich doch nicht entgehen lassen!«
    Kathy Morrison fiel mit ihrem schrillen kalifornischen Singsang ein. »Er hat recht. Das ist eines der Highlights der Reise. So nahe dran werden Sie nie wieder sein.« Zwar sprach sie es nicht aus – denn bevor Sie noch einmal hierherkommen, sind Sie tot –, aber jeder wusste, was sie meinte.
    Kyla grinste mir von ihrem Tisch her zu, dann aber fiel ihr offenbar ein, dass sie noch sauer auf mich war, und schaute schnell wieder weg. Ich war es zufrieden. Noch vor dem Mittagessen würde sie sicher mit mir reden, und keine von uns beiden würde sich entschuldigen müssen.
    Aber Yvonne und Charlie ließen sich nicht beirren. »Es ist auch einmal schön, allein zu sein«, sagte Yvonne und streichelte Charlies Arm. »Schließlich sind wir ja auf Hochzeitsreise.«
    Das ließ jeden Protest verstummen, und das Thema war erledigt.
    Nach einer etwas peinlichen Pause wandte sich Nimmi Lydia zu, die gerade ihren Teller auf das gestärkte Tischtuch stellte. »Und Ihre Nichte? Wie geht es ihr heute Morgen?«
    Die Nichte hatte ich völlig vergessen. Jetzt, da Nimmi sie erwähnte, fiel mir ein, dass ich sie seit dem Flughafen von Kairo nicht mehr gesehen hatte. Anni musste gezaubert haben, um sie ins Hotel zu bugsieren, während wir anderen in Assuan herumfuhren.
    Lydia lächelte. »Heute geht es ihr schon viel besser.« Sie wies zur Tür. »Da kommt sie ja.«
    Alle drehten sich um. Ein sehr dünnes Mädchen trat durch die große Glastür in das Restaurant und steuerte auf unseren Tisch zu. Es sah aus, als seien die Sachen, die sie trug, viel zu groß für sie. Wahrscheinlich hatte sie in sehr kurzer Zeit stark an Gewicht verloren. Ihr langes glattes Haar hing lose herab, und durch die Bewegung ihres Kopfes schwang es hin und her wie ein Vorhang, der ihre Wangen verdeckte. Ben sprang auf und stellte einen Stuhl für sie bereit, während Lydia sie kurz

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