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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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spannender machte. Vielleicht war ja Kyla zu bewegen, später noch einmal mit Ben und Lydia zu sprechen, denn mir wichen sie seit Abu Simbel aus.
    Ich schaute mir die Pferde genau an. Im Internet hatte ich viele Kommentare von Reisenden gelesen, die beklagten, wie die Kutschpferde von Edfu behandelt wurden. Zu meiner Erleichterung waren sie zwar dürr und ungepflegt, sahen aber nicht hungrig aus oder als seien sie Misshandlungen ausgesetzt. Anni sprach mit dem Chef der Kavalkade und stellte uns dann in einer ordentlichen Reihe auf.
    »Geben Sie dem Kutscher das Trinkgeld erst, wenn Sie wieder hier sind«, sagte sie. »Dann wartet er auf Sie, wenn wir durch den Tempel gehen. Und bedenken Sie, das Fahrgeld ist bereits bezahlt. Als Trinkgeld würde ich etwa zwei Pfund empfehlen. Wenn er Sie fotografiert, können Sie noch etwas drauflegen, aber bitte nicht mehr als fünf Pfund. Die Kutscher tauschen sich untereinander aus, und wenn einer sehr viel bekommt, gibt es Ärger. Dann versuchen die anderen, aus ihren Fahrgästen auch mehr herauszuschlagen. Sie können durchaus grob werden und schüchtern die Fahrgäste auch manchmal ein.«
    Das klang, als rede sie von den hungrigen Bären im Yosemite National Park. Füttern verboten, die Tiere könnten beißen. Uns sah sie wohl wie eine nervöse Büffelherde in der Prärie, die nur auf einen Anlass wartete, um davonzustürmen.
    Als wir an der Reihe waren, stiegen Kyla und ich in ein wackliges schwarzes Gefährt, das von einem müden weißen Klepper gezogen wurde. So geriet Alan zu Jerry Morrison in die Kutsche. Nach seinen Worten war Kathys Knöchel angeschwollen wie ein Ballon, sodass sie nicht einmal zum Frühstück hatte herunterkommen können. Jerry tauchte nun allein auf und stand etwas verloren herum, als er mitbekam, dass wir ihn mieden wie Kinder, die dem Blick des Lehrers ausweichen, weil sie hoffen, keine Frage gestellt zu bekommen. Er hatte sich bei niemandem in der Gruppe beliebt gemacht, und es hatte auch nicht den Anschein, dass er jetzt damit beginnen wollte. Ich sah, wie die beiden Männer einander unfreundlich musterten, als sich der Pulk in Bewegung setzte.
    Unser Kutscher wies uns freundlich auf die Sehenswürdigkeiten während der kurzen Fahrt durch die Stadt und hinauf zum Tempel hin. Wir mussten uns vorbeugen, um etwas davon mitzubekommen, denn unser Gefährt war von einer mit roten Fransen gesäumten Plane bedeckt. Die Melodie des Schlagers »Eine Kutsche mit Fransen drumherum« aus dem uralten Musical Oklahoma ging mir nicht aus dem Kopf.
    Ich summte leise ein paar Takte vor mich hin. Kyla fuhr herum und blitzte mich an wie ein Dobermann einen Einbrecher.
    »Oh, nein, nein! Hör auf mit dem Zeug ...«, stöhnte sie.
    Ich summte ungerührt weiter, um sicherzugehen, dass der Ohrwurm auch bei ihr angekommen war, und lehnte mich dann befriedigt zurück.
    Die Stadt Edfu schien auf einem schmalen Grat zwischen Wohlstand und Verfall dahinzuleben. Die meisten winzigen Läden, an denen wir langsam vorbeiklapperten, waren sehr bescheiden, alles wirkte etwas heruntergekommen und hoffnungslos. Aber die Straßen waren voller Leben, in den kleinen Cafés saßen Männer, rauchten, unterhielten sich wild gestikulierend und lachten. Alle Läden waren offen, was ich für ein gutes Zeichen hielt. Der Rückgang des Tourismus in der letzten Zeit hatte Städte wie Edfu schwer getroffen, aber noch überlebten sie. Außerdem war der Morgen schön und wir in der Stimmung, uns über alles zu freuen.
    »Man sieht nie Frauen in den Cafés sitzen«, sagte Kyla nachdenklich.
    »Vielleicht, weil dort die Männer sind.«
    »Dürfen sie nicht, oder sind sie klug genug, nicht hinzugehen?«
    Wir kicherten in uns hinein.
    Unser Kutscher hielt mitten in einer langen Reihe überdachter Stände, die mich an ein Fastfood-Restaurant der Kette SONIC erinnerte, nur die Teenager fehlten, die dort auf Inlineskatern mit Tabletts voller gerollter Kartoffelpuffer und Limonenwasser umherfahren. Zwar war es noch kühl, aber in einigen Wochen würde es auf dem Asphalt nicht mehr auszuhalten sein. Beruhigend zu wissen, dass Pferde und Männer hier zumindest im Schatten warten konnten. Unser Kutscher sprang mit der Behändigkeit eines Jungen ab, reichte uns beim Aussteigen die Hand und zeigte ein breites Lächeln, das mehrere Zahnlücken entblößte. Wir sammelten uns wieder um Hello Kitty und gingen an den unvermeidlichen Verkaufsständen vorbei zum Tempel.
    Einer der aktiveren Jungunternehmer sprang

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