Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
Vom Netzwerk:
wahnsinniger Psychokiller. Dies Foto ist der eindeutige Beweis.«
    Dabei zielte sie mit ihrer kleinen Canon über meine Schulter und löste aus.
    Ich drehte mich um und sah, dass sich Alan gebückt hatte, um Yvonnes Tasche aufzuheben.
    Kyla grinste. »Bitte schön! Eine Aufnahme von seinem Hinterteil. Jetzt hast du ihn von vorn und von hinten.« Sie brauchte fünf Minuten, um sich wieder einzukriegen. Meine Cousine hat die wirklich unangenehme Gewohnheit, immer mal durchzudrehen.
    Ich glaube nicht, dass Alan bemerkte, welchen Schnappschuss sie da von ihm gemacht hatte, aber er kam nicht zu uns zurück. Stattdessen blieb er merkwürdigerweise fast die ganze Zeit bei Ben, Lydia und Jane, plauderte mit ihnen oder stand nur in ihrer Nähe herum. An Jane konnte er nicht interessiert sein, sagte ich mir. Sie war viel zu jung für ihn und so dünn. Ich sah sie mir an, wie sie lustlos hinter Onkel und Tante einhertrottete, eine große dunkle Brille auf der Nase, um die noch dunkleren Ringe unter ihren Augen zu verbergen. Das lebhafte, lachende Mädchen fiel mir wieder ein, das ich bei den Carpenters auf dem Flughafen gesehen hatte. Und Janes Erschrecken in Abu Simbel. Das war heftig gewesen, selbst für jemanden, der an einer nervösen Störung litt, wenn das überhaupt zutraf. Ich konnte mir einfach keinen Reim auf die ganze Sache machen.
    Ich stellte mich neben Dawn und Keith Kim, als Anni auf die Abbildungen der Krokodile an der hohen Mauer hinwies.
    »Bevor der Assuan-Staudamm gebaut wurde, waren die Nilufer bis nach Kairo und Alexandria von Krokodilen bevölkert. Aber seit der Damm fertig ist, sind sie verschwunden. Man sieht sie kaum noch.«
    »Es wird sie wohl auch niemand vermissen«, sagte ich, um ein Gespräch in Gang zu bringen.
    Keith blickte mich tiefernst an. »Sie wissen sicher nicht, welche Zerstörungen der Damm an der Umwelt angerichtet hat. Die Krokodile sind nicht die einzigen Tiere, die darunter leiden. Ohne die jährlichen Überschwemmungen werden die fruchtbaren Böden nicht erneuert. Die Bauern greifen zu Kunstdünger, der Tiere und Pflanzen schädigt. Selbst der Papyrusgürtel stirbt ab. Und die Leute können jetzt viel näher am Ufer bauen, wodurch noch mehr verschmutztes Wasser in den Nil gelangt.«
    Ich bedauerte schon, überhaupt etwas gesagt zu haben. »Sicher haben Sie recht«, sagte ich rasch.
    Dawn warf Keith einen halb amüsierten, halb verärgerten Blick zu. »Sie will nicht über die Umwelt reden, Keith. Niemand will darüber reden.«
    Er runzelte die Stirn und öffnete schon den Mund, um ihr zu erklären, wie kurzsichtig oder egoistisch das sei. Aber Dawn hatte sich nun mir zugewandt.
    »Ich wollte Sie das bereits gestern fragen«, sagte sie. »Sie waren doch in diesem Laden, nicht wahr?«
    Ihre mandelförmigen Augen, kunstvoll bearbeitet mit Lidschatten und Eyeliner, brannten vor Neugier. Sie war wirklich eine sehr schöne Frau.
    »Ja, das stimmt«, gab ich zu. »Es war schrecklich. Der Mann lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Fußboden.«
    »Und war da Blut?«
    »Dawn!«, mahnte Keith.
    Dawn blickte ihn ärgerlich an. »Als ob du es nicht auch wissen willst. Es tut mir leid, dass der arme Mann tot ist. Das ist so tragisch, blabla. Aber spannend ist es auch, verdammt noch mal. Warum sollte ich nicht danach fragen?«
    Ich musste ein Lachen unterdrücken. Dawn gefiel mir immer besser.
    »Fragen Sie nur«, sagte ich. »Viel weiß ich allerdings nicht. Am meisten beschäftigt mich, das der Mann auf ähnliche Weise wie Millie umgebracht wurde. Eine ganz merkwürdige Übereinstimmung.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte jetzt Keith, aber Dawn nickte mir zu.
    »Zwei Menschen wurden ermordet. Das bringt einen doch ins Grübeln.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, protestierte Keith. »Ich sehe überhaupt keinen Zusammenhang zwischen den beiden ... Vorkommnissen. Das eine betraf eine amerikanische Touristin in Gizeh, Hunderte Kilometer entfernt. Das zweite einen einfachen ägyptischen Ladenbesitzer. Das sind doch ganz verschiedene Dinge«, schob Keith überzeugt nach.
    »Beide wurden durch einen Stich ins Genick getötet«, erklärte ich. »Niemand von Ihnen hat vorher etwas Ungewöhnliches auf dem Markt bemerkt, oder?«
    Keith prustete entrüstet los. »Also, wissen Sie. Dies ist unser gemeinsamer Urlaub. Was hier abgelaufen ist, hat mit uns überhaupt nichts zu tun.«
    Dawn blickte ihn wieder so merkwürdig an und wandte sich dann mir zu, als seien seine Worte Luft für sie.

Weitere Kostenlose Bücher