Mord inclusive
jetzt machen Sie mich neugierig«, antwortete er. Als er unsere abweisenden Gesichter sah, hob er die Hände. »Keine Angst, ich stelle keine weiteren Fragen!« Er wandte sich mir zu. »Werden Sie etwas kaufen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Wir meinen, die Sachen sind nicht spülmaschinenfest. Außerdem habe ich schon einen riesigen Mistkäfer aus Alabaster.«
»Das habe ich mir gedacht«, antwortete er mit einem Grinsen.
Ein lautes dumpfes Geräusch ließ uns herumfahren. Da standen Flora und Fiona vor den Scherben eines großen Alabasterpferdes. Die Beine waren abgebrochen, und der Kopf lag einige Meter weiter entfernt. Chris Peterson bückte sich gerade und hob den kleinen Pferdekopf auf. Schnell blickte er sich um, ob es jemand sah, und ließ ihn in seine Hosentasche gleiten. Das kleine Biest. Aber wenn sie die Scherben zusammenkehrten und in den Müll warfen, statt sie wieder zusammenzusetzen, dann würde ich wahrscheinlich nichts zu seiner Mutter sagen.
Flora bückte sich, hob eines der abgebrochenen Beine auf und brach in Tränen aus. Fiona stand daneben, tätschelte ihr die Schulter und blickte ängstlich drein.
»Es war ein Unfall, ein Versehen. Sie hat das nicht gewollt«, sagte sie immer wieder wie ein Schulkind, das fürchtet, von den Eltern bestraft zu werden. Der Besitzer trat an sie heran und geleitete sie behutsam zu ein paar Stühlen hinter der Kasse. Er gab einer jungen Frau ein Zeichen, die gleich darauf zwei Gläser mit Wasser brachte.
Ich wollte mich nach Alan umdrehen, aber der stand bereits am Verkaufstisch und sprach dort mit einem jungen Mann. Der nickte kurz, wies auf die beiden verwirrten Alten und hörte Alan zu. Was in aller Welt ging da vor? Als Alan wieder zu uns zurückkam, war unsere Zeit in der Werkstatt abgelaufen. Mir schien, Mohamed war nicht der Einzige, der ständig kam und ging und rätselhafte Gespräche führte.
Mein Arm schmerzte ein bisschen. Als wir bei der Nile Lotus ankamen, fühlte ich mich wie zerschlagen. Kyla und ich gingen in unsere Kabine, ließen uns auf die Betten fallen und stießen fast gleichzeitig einen tiefen Seufzer aus. Darüber mussten wir lachen.
»Heute Abend ist Party, und morgen wird ausgeschlafen. Kein frühes Aufstehen, um zum Bus zu laufen, okay?«, ordnete Kyla an. »Versteh mich nicht falsch, das war heute ein toller Tag. Aber von Bussen habe ich jetzt eigentlich genug.«
»Ja, morgen haben wir Freizeit, es sei denn, du willst früh aufstehen und mit den anderen einen Flug im Heißluftballon machen.«
»Kein Bedarf.«
»Richtig«, sagte ich. »Und jetzt brauche ich eine Mütze Schlaf.«
12. KAPITEL
HALSKETTE UND KNOCKOUT
Nach einem kurzen Schläfchen fühlten wir uns beide viel besser. Auch eine heiße Dusche wirkte Wunder. Dabei wurde zwar mein Verband nass, aber es ging mir schon fast wieder gut. Das Abendessen verlief ruhig, und danach zogen wir uns in die Kabinen zurück, um uns für die Galabiya-Party herzurichten. Ich nahm die Kette aus dem Zimmersafe und legte sie an.
»Ist die schön!«, sagte Kyla mit ehrlicher Bewunderung.
Das war sie in der Tat. Das tiefe Blau der Galabiya brachte Gold und Lapislazuli hervorragend zur Geltung. Die roten Karneole glänzten wie Blutstropfen. Ich steckte mir das Haar zu einer Banane auf und zog dann mit Kylas Eyeliner meine Augen nach, wie ich es mir bei einer Ägypterin vorstellte. Voller Zweifel musterte ich mein Spiegelbild.
»Was meinst du?«, fragte ich sie. »Ägyptische Königin oder billige Händlerin?«
Kyla trat hinter mich und befestigte einen Ohrring. »Du siehst phantastisch aus«, sagte sie in allem Ernst. »So solltest du dein Haar immer tragen. Alan könnte keinen Blick mehr von dir wenden.«
Ich protestierte ein wenig, aber nicht zu viel. Wie gern hätte ich ihr geglaubt. Zumindest was die Schönheit betraf. Und, zugegeben, auch was Alan anging. Ich wusste immer noch nicht, ob ich ihm vertrauen konnte, aber dass er meine Schönheit bewunderte, ging gerade noch an. Vielleicht hatte Kyla ja recht, und ich bildete mir alles nur ein. Dann war er eben ein echter Kümmerer ohne irgendwelche Hintergedanken oder Geheimaktionen. Und was die paar merkwürdigen Vorfälle betraf – schließlich reisten wir durch ein fremdes Land, und Zufälle gab es überall. Doch hier war ich bei einer Kreuzfahrt auf dem Nil. Mit einem alleinstehenden attraktiven, geheimnisvollen Mann auf einer Mondscheinparty. Wenn ich jetzt keine kleine Romanze hinbekam, dann konnte
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