Mord inclusive
angegriffen.«
»Ich bin sicher, das war reiner Zufall. Du standest dort, und du hattest eine Handtasche. Es hätte auch jede andere Frau treffen können.«
»Kann sein. Aber ich wette, ich bin die Einzige in diesem ganzen Tal, die so eine wunderschöne rätselhafte ägyptische Halskette besitzt.«
Kyla bekam große Augen. »Die Halskette! Hat er sie gekriegt?«
»Nein! Ich bin doch nicht verrückt«, gab ich wütend zurück. »Die schleppe ich nicht in meiner Tasche mit mir herum. Ich habe sie in den Safe gelegt. Du warst selber dabei«, erinnerte ich sie.
Sie atmete erleichtert auf. »Was hat er dann genommen?«
Wir schauten uns an. »Das werden wir sehen, wenn die Ägypter alles aufgesammelt haben. Aber meine Brieftasche habe ich unten liegen sehen, das Einzige von gewissem Wert, wenn man ein paar Hundert Dollar in ägyptischen Pfund überhaupt als wertvoll ansehen will.«
»Das kommt darauf an. Der Dieb wollte sie bestimmt nicht da hinunterfallen lassen. Vielleicht hat er nicht erwartet, dass du dich wehrst.«
Wir standen einige Minuten schweigend da und gingen dann langsam in die Hauptkammer mit der gewölbten Decke zurück. Jetzt tat mir der Arm richtig weh.
»Es ist lächerlich, Alan zu verdächtigen«, sagte Kyla schließlich. »Ich glaube das nicht.«
»Ich will es ja auch nicht glauben«, stimmte ich zu. Aber die Zweifel blieben. »Gehen wir zurück. Sie werden jetzt sicher fertig sein.«
Wir erklommen gerade die paar Stufen zum nächsten Raum, als wir Schritte näher kommen hörten. Alan hetzte heran. Ungläubig starrte er uns an.
»Wir dachten, Sie wären hinaufgestiegen. Man sucht Sie überall.«
Ich forschte in seinem Gesicht, aber alles, was ich sah, war Sorge und ein wenig Verbitterung.
Kyla schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. »Sie haben gesagt, wir sollen auf Sie warten. Sie haben doch nicht gedacht, wir stehen die ganze Zeit da herum und tun gar nichts.«
»Und ich musste das hier unbedingt sehen«, fügte ich entschuldigend hinzu.
Er ließ einen Blick über die herrlichen Malereien schweifen und schüttelte nur den Kopf. »Kommen Sie.«
Damit war unser Besuch im Tal der Könige im wesentlichen auch zu Ende. Als wir wieder oben ankamen, führte man mich in ein sehr schönes Gebäude für Erste Hilfe, wo sie mir ein brennendes Desinfektionsmittel auf den Arm sprühten und ihn dann einpackten wie eine Mumie. Kyla verschwand, während ich verbunden wurde, kam aber nach einigen Minuten mit einem T-Shirt, bedruckt mit Hieroglyphen, zurück. »Zwanzig Pfund«, verkündete sie triumphierend. »Ich habe gefeilscht.«
Ich zog es gerade über und versuchte etwas Ordnung in mein Haar zu bringen, da führte Anni die verstörte Fiona herein, der Flora auf dem Fuße folgte.
Anni ratterte etwas auf Arabisch herunter, die Krankenschwester legte den Arm schützend um Fionas Schultern und geleitete sie zu einem Stuhl. Zu meiner Überraschung sah ich Blut an Fionas Ärmel.
Anni senkte kurz den Blick und trat dann auf Kyla und mich zu. »Wie geht es Ihnen? Ich hoffe, Ihr Arm schmerzt nicht zu sehr.«
»Nein, es war nur ein Kratzer«, versicherte ich ihr und blickte dann zu den Schwestern hinüber. »Was ist denen denn passiert?«
»Fiona ist auf der Treppe gestürzt und hat sich die Hände zerkratzt.«
»Wahrscheinlich bei der Panik«, sagte Kyla. »Ich wäre beinahe selber hingefallen.«
»Vielleicht. Aber auf dem Weg hierher ist sie noch einmal gestürzt. Ich mache mir Sorgen um die beiden.« Sie biss sich auf die Lippe und senkte die Stimme. »Ich bin nicht sicher, ob sie überhaupt in der Lage sind, eine solche Reise zu unternehmen.«
Da konnten wir ihr wohl kaum widersprechen.
In diesem Moment starrte mich Flora durch ihre starke Brille wie eine Eule an. Als sie meinen verbundenen Arm sah, schien sie krampfhaft nachzudenken.
»Sind Sie nicht aus unserer Reisegruppe, meine Liebe?«, fragte sie. »Was ist denn mit Ihrem Arm passiert?«
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Zu viele Einzelheiten hätten sie entweder erschreckt oder durcheinandergebracht. Nach einer Weile sagte ich nur: »Als das Licht dort unten ausging, hat man mich gestoßen, und ich bin gefallen.«
Sie atmete tief durch. »Das ist Fiona auch passiert. Meiner Schwester«, fügte sie erklärend hinzu. »Wir reisen zusammen. Auf einem Schiff.«
»Wir auch«, sagte ich und nickte. Die arme Alte. Da waren wir bereits eine ganze Woche zusammen, und sie hatte mich nicht einmal erkannt. Ich hoffte, dass
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