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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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an. »Ich habe etwas vom Fluch der Mumie abgekriegt, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    Sie krauste ihre kleine gerade Nase. »Kein Wort weiter. Ich hoffe, es ist nicht ansteckend.«
    »Ihr Mitgefühl ehrt Sie«, gab er mit einem ironischen Blick auf mich zurück. Ich schaute zur Seite. Seine Witzchen sollte er besser nicht mit einer Person machen, der er Schmuggel und Mord zutraute. Und die gegen ihn selbst überhaupt keinen Verdacht hegte. Bei dem Gedanken stockte ich. Etwas an meiner Logik stimmte nicht, aber mein Kopf schmerzte viel zu sehr, um herauszufinden, was es war.
    Wie die alten Ägypter überquerten wir den Nil von Ost nach West  – eine sehr symbolische Fahrt. Jene hatten das natürlich in winzigen schwankenden Booten, ständig auf der Hut vor Krokodilen und anderen schwimmenden Gefahren tun müssen, statt in einem riesigen Reisebus über eine asphaltierte Brücke zu fahren. Trotzdem spürte ich die Wirkung dieser Fahrt. Wer den Nil nach Westen in Richtung der sinkenden Sonne überquerte, nahm Kurs auf den Tod und das Jenseits – einer der Gründe, weshalb die Ägypter fast alle ihre großen Nekropolen, Gräber und Tempel am westlichen Ufer des Flusses errichteten. Das östliche war dem Leben vorbehalten.
    An diesem Morgen hing die Sonne tief über dem östlichen Horizont und warf einen rosigen Schein auf die glatte Wasseroberfläche. Vor dem tiefen Blau des westlichen Himmels standen drei regenbogenfarbene Heißluftballons in der stillen Luft wie die Perlen einer Halskette.
    Wir kamen an ein paar winzigen Häusern aus Lehmziegeln und Stroh vorüber. Davor standen ein paar Esel schläfrig in einem Gatter oder an eine Akazie gebunden. Die Szene war sicher genauso wie vor tausend Jahren.
    »Sehen Sie mal, da spielen Kinder bei der verfallenen Hütte«, sagte Kathy Morrison.
    Alle drehten die Köpfe. Anni lächelte und griff zum Mikrofon. »Die Häuser sind nicht verfallen. Sie werden von Familien bewohnt.«
    »Aber sie haben kein Dach«, sagte Lydia Carpenter. Von der Höhe der Straße konnten wir auf die nackten Innenwände blicken.
    »Die Ägypter bauen ihre Häuser so, wie sie sich das Material leisten können. Mir haben Gäste schon häufig gesagt, wie seltsam das Besuchern aus anderen Ländern erscheint, aber vergessen Sie nicht, hier ist die Wüste. Es regnet und schneit nicht. Ein Dach wird nicht gebraucht. Bei einer Ballonfahrt kann man manchmal die Leute in ihren Häusern schlafen sehen.«
    Der Bus rollte auf einen kleinen Parkplatz, wo wir einen Blick auf die sagenhaften Kolosse von Memnon erhaschten, zwei riesige Statuen vor dem Eingang zum Tempel von Amenhotep III. Wir stiegen aus, die meisten in gemessenem  Tempo. Die Ausnahme waren wieder einmal Chris und David Peterson, die vorausliefen, einen kurzen Blick auf die Statuen warfen und dann verschwunden waren. Vielleicht suchten sie nach Steinen, mit denen sie sich bewerfen konnten. Wie beneidete ich sie um ihre Energie! Jeder Schritt, den ich tat, löste einen Stich in meinem Kopf aus.
    Die Kolosse wirkten, als habe sie ein Riesenkind zu Boden fallen lassen und dann wie den Humpty Dumpty aus dem englischen Kinderreim wieder zusammengesetzt. Das war im Wesentlichen auch ihr Schicksal. Ein Erdbeben im 2. Jahrhundert n. Chr. zerstörte einen großen Teil der Tempelanlage, der Nil und spätere Pharaonen, die Baumaterial brauchten, taten den Rest. Nun waren von dem Ganzen nur noch zwei zerbrochene sitzende Riesen von etwa fünfundzwanzig Metern Höhe übrig, die man in der Neuzeit wieder zusammengesetzt hatte und die jetzt schweigend ein riesiges Ruinenfeld bewachten.
    Langsam entfernte ich mich ein wenig von der Gruppe, um einen besseren Überblick zu bekommen. Zu meiner Überraschung gesellte sich Alan mir zu. Ich machte keine Bewegung. Es hätte mich zu viel Kraft gekostet, vor ihm wegzulaufen. Da standen wir nun und schauten auf die Giganten. Zumindest ich tat das. Er dagegen schien sich auf mich zu konzentrieren. Ich weiß nicht, warum mir das ein kleines bisschen guttat. Der Mann hatte etwas. Immer wieder musste ich mich daran erinnern, dass höchstwahrscheinlich er es gewesen war, der mich auf den Kopf geschlagen hatte. Vielleicht hatte er ja meine Halskette immer noch in seiner Tasche.
    »Wie geht es Ihnen heute Morgen?«, fragte er.
    »Gut. Der Kopf tut noch ein bisschen weh.«
    »Ich denke, sie hätten unrestauriert vielleicht besser ausgesehen«, bemerkte er. »Wie die geborstenen Kolosse von Abu Simbel.«
    Ich versuchte

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