Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
Vom Netzwerk:
ich auf und zog mich an. Der Kopfschmerz war einer dumpfen Niedergeschlagenheit gewichen. Am meisten trauerte ich der verschwundenen Halskette nach. Sosehr ich sie zuvor schon bewundert hatte, erschien sie mir jetzt, da ich sie nicht mehr besaß, nur umso erstrebenswerter. Ich fühlte mich gekränkt, als hätte ich mein letztes Geld dafür hergegeben und als wäre sie mir nicht in einem ägyptischen Souvenirshop einfach so überlassen worden.
    Als ich vorsichtig die Treppe zur Lobby hinabstieg, fasste Kyla mich an den Ellenbogen. In meinem Kopf hämmerte es bei jedem Schritt, aber ich sah das Ganze nicht so schlimm. Die Hälfte der Gruppe war bereits da, und die Übrigen kamen nach und nach hinzu.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass Sie schon wieder auf den Beinen sind«, sagte DJ herzlich und viel zu laut. Dabei zuckte ich leicht zusammen. »Sie müssen ja einen Schädel aus Stein haben.«
    »Das Programm von heute Vormittag sollten Sie vielleicht auslassen«, sagte Nimmi und musterte mitleidig mein blasses Gesicht. »Sie sehen gar nicht gut aus.«
    Genau das, was ein Mädchen gern hört. Ich habe mich immer gefragt, wie Menschen einem ins Gesicht sagen können, dass man aussieht wie Braunbier mit Spucke. Davon wird einem auch nicht besser. Und wenn es einem gutgeht, kann es wie eine Ohrfeige wirken. Schon eine merkwürdige Art, Mitleid auszudrücken.
    »Natürlich komme ich mit«, sagte ich entschlossen.
    Flora und Fiona schleppten sich herein. Flora hatte ihr Shirt mit der linken Seite nach außen angezogen.
    »Wie geht es Ihnen heute, Liebes?«, fragte Fiona.
    »Danke, gut«, antwortete ich so aufgeräumt wie möglich.
    »Das freut mich zu hören. Das war ja eine schlimme Sache.«
    Als die beiden in Richtung Toilette schlurften, hörte ich Flora fragen: »Ist sie krank gewesen?«
    Kyla blickte mich an und verdrehte die Augen. Ich musste einen Lacher unterdrücken.
     
    Der letzte Tag unseres Besichtigungsprogramms war angebrochen. Mir schien es schon unendlich lange her zu sein, dass wir in Kairo aufgeregt und glücklich aus dem Flugzeug gestiegen waren. Am nächsten Tag wollten wir packen und nach Kairo zurückfliegen. Dort war noch ein Nachmittag auf dem Basar vorgesehen, bevor wir unsere Maschine bestiegen, die uns wieder in die Staaten bringen sollte. Heute erwartete uns das große Finale. Deir el-Bahari und Karnak. Schon die Namen klangen für mich wie eine einsame Violine in einem leeren Saal.
    Wir stiegen die steile Rampe von der Anlegestelle zur Straße hinauf und kletterten in unseren Bus. Wie immer erwartete uns Achmed bereits an der offenen Tür mit einem Lächeln oder einer helfenden Hand. Die Gruppe, auf alle Fälle die Mehrheit ihrer Mitglieder, ließ Reisemüdigkeit in verschiedenen Stadien erkennen. Kyla sah immer noch perfekt aus. Die Schiffswäscherei musste sogar ihre Jeans gestärkt haben, denn sie wirkten so frisch und glatt wie am ersten Tag. Bisher hatte ich sie noch nicht ein einziges Stück zweimal tragen sehen. Meine Jeans dagegen schleppte ich nun schon den dritten Tag, und auch meinem T-Shirt sah man an, dass es einige Zeit in einem Koffer gelegen hatte. Die hellblaue Windjacke trug ich mehr, um das zerknautschte Shirt zu verdecken, als die Morgenkälte abzuhalten. Die Körperwärme sollte die Knitter ein wenig glätten, bevor die Hitze des Tages die Jacke unerträglich machte.
    Mit Genugtuung sah ich, dass nicht ich allein solche Probleme hatte. Flora und Fiona zählten nicht, denn die hatten vom ersten Tag an schlecht ausgesehen, und seitdem war es mit ihnen nur bergab gegangen. Aber auch Tom Peterson hatte bereits einen Fleck auf seinem Hemd, und Susans Sachen waren so zerknüllt wie meine. Yvonne de Vance in ihrer teuren Reisekollektion von Chico mit den gedeckten Farben und knitterfreien synthetischen Stoffen sah sehr gut aus, aber Charlie wirkte, als hätte er, was er trug, aus einem Korb mit feuchter Schmutzwäsche gefischt. Ich entspannte mich ein wenig.
    Zu meiner Überraschung setzte sich Alan Kyla und mir direkt gegenüber. In der Lobby hatte ich ihn nicht bemerkt, er schien schlecht geschlafen zu haben. Seine Augen waren gerötet, und sein Gesicht war blasser als sonst. Ich fragte mich, ob ich den gleichen Anblick bot, und kam zu dem Schluss, dass auch er sicher nicht darauf angesprochen werden wollte.
    Kaum wurde Kyla seiner ansichtig, da plärrte sie auch schon los: »Mein Gott, sehen Sie scheiße aus. Was haben Sie denn letzte Nacht getrieben?«
    Er blickte sie kalt

Weitere Kostenlose Bücher