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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Lügen.
    »Natürlich.«
    |152| »Ich war bei einer Versammlung im Gemeindesaal im Dorf.«
    Das konnte sie kaum glauben. Das Hotel befand sich in einer ganz anderen Welt als das Dorf. Einige Familien, die in den Cottages und Bauernhäusern in dieser Gegend lebten, waren schon seit Jahrhunderten hier ansässig. Die sahen es gar nicht gern, wenn Außenstehende sich in ihr Dorfleben drängten.
    »Worum ging es bei dieser Versammlung?«
    »SSG International möchte die Einrichtungen des Hotels erweitern. Es gibt Pläne für ein Freizeitzentrum auf dem Gelände, dazu sollen noch Konferenzräume und ein Nachtklub kommen. Wir haben eine Baugenehmigung beantragt, aber im Dorf gibt es einige, die etwas gegen den Fortschritt haben.«
    Honey verzog das Gesicht. »Ich kann mir vorstellen, dass das hier nicht gut ankommt. Ich nehme an, Sie werden dem Planungsamt mitteilen, dass die Leute aus dem Ort die Einrichtungen nutzen können, wenn die Baugenehmigung erteilt wird.«
    »Natürlich.«
    »Wenn’s grün schneit«, murmelte Honey. Das hatte sie mit großen Konzernen schon mehr als einmal erlebt. Man bekommt die Baugenehmigung, wenn man verspricht, dass die Einrichtungen der Allgemeinheit offenstehen. Alles Quatsch!
    Diese im Augenblick triviale Angelegenheit brachte sie auf den Gedanken, noch eine weitere Frage zu stellen. »Es wohnt nicht zufällig ein deutsches Ehepaar bei Ihnen?«
    Er runzelte die Stirn. »Es wohnt niemand bei uns, nicht während der Renovierungsarbeiten. Die Busgesellschaft, das war ein Fehler. Ein bedauerlicher Irrtum.« Er schaute auf die Uhr. »Also, ich habe jetzt eine sehr wichtige Besprechung …«
    »Natürlich. Ich werde Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.«
    |153| Hier konnte sie nichts mehr erfahren – jedenfalls nicht von ihm. Er sagte ihr nur, was unbedingt nötig war. Alles andere musste sie selbst herausfinden.

|154| Kapitel 23
    Die jungen Frauen am Empfangstresen verstauten Briefpapier und Umschläge in großen Schachteln. Hinter ihnen an der Wand lehnte eine Stehleiter. Wahrscheinlich genau die Stehleiter, die die Männer benutzt hatten, um die Kabel der Überwachungskameras am Lobelia Cottage durchzuschneiden. Zwei Männer in Warnwesten aus Nylon hielten den jungen Damen die Türen auf, als die die Schachteln hinaustrugen.
    Honey blickte auf das Chaos ringsum. Jetzt hatte sie diesen Bereich praktisch für sich. Es war niemand da, der sehen konnte, was sie hier machte. Niemand würde merken, dass sie sich ein wenig umschaute, oder? Nein. Natürlich würde sie so was nicht tun. Und die Leute hielten sie ja ohnehin für eine Polizistin, nicht?
    Böses, böses Mädchen!, warnte sie eine leise innere Stimme.
    »Klappe!«, murmelte sie vor sich hin.
    Ihre Füße trugen sie nach links, durch einen großartigen Torbogen, in dem im Augenblick die Türen ausgehängt waren, dann durch einen langen leeren Korridor. An den Fußleisten entlang standen Farbeimer aufgereiht. Aus bloßer Neugier beugte sie sich hinunter. Sie erwartete, die Art von Farbe zu sehen, die sonst in einem innen und außen denkmalgeschützten Haus aus der Zeit Elisabeths I. verwendet wurde. Doch die Bezeichnungen auf den Etiketten lauteten zu gleichen Teilen »Marokkanisches Orange« und »Ägyptisches Sandgelb«. Außerdem stand da »Acryl-Lack«. Diese Farbe war zwar strapazierfähig, wurde jedoch für alten Stuck nicht empfohlen. Das würde der Denkmalschutz gar |155| nicht gern sehen. Wenn man solche Farben benutzte, konnte einem eine hohe Geldstrafe blühen.
    Honey redete sich ein, die Farbe wäre wahrscheinlich für eine andere Baustelle vorgesehen. Gewiss war das so, obwohl die Eimer dann natürlich hier nichts zu suchen hatten, oder?
    Plötzlich hörte Honey in der Nähe Stimmen, die in dem leeren Gang laut hallten. Auf der einen Seite zweigte eine Steintreppe ab. Honey flüchtete hinunter und fühlte sich wieder einmal wie Alice im Wunderland. Unten an der Treppe ging sie durch eine Tür, blieb stehen und schloss die Tür lautlos hinter sich. Es war dunkel und kalt. Der Atem stand ihr in einer Wolke vor dem Mund. Hätte sie gesprochen, so hätte die Gewölbedecke mit lautem Hall ihre Stimme verstärkt. Nicht, dass sie vorgehabt hätte, zu sprechen. Sie schnüffelte herum, und Schnüffler mussten schön leise sein.
    Der Flur, der vor ihr lag, war niedriger und schmaler als der Korridor ein Stockwerk weiter oben. Früher einmal war dies gewiss der Bereich gewesen, in dem sich das Heer von Bediensteten aufhielt, die

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