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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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wütende Hennen, die sich um ein Ei balgten. Sie vermutete, dass es um den Auftrag in St. Margaret’s Court ging. Wahrscheinlich stand unter dem Vertrag nur Philippes Unterschrift, und der von Camilla als seiner Assistentin fehlte. Julia hatte die Chance gewittert, hier einen satten Gewinn zu machen, und hatte sich dazwischengedrängt.
    Honey hörte Schritte und Geräusche, die ziemlich nach Handgemenge klangen. Sie vermutete, dass gerade an langen Haaren gezerrt wurde und bestens manikürte und rot polierte Krallen ausgefahren und zum Einsatz bereit waren. Das Ganze entwickelte sich rapide zu einem bösen Zickenkampf. Jemand, der weniger hinterhältig war, wäre die Treppe hinaufgegangen und hätte versucht, den Streit zu schlichten. Aber Honey war in letzter Zeit sehr viel hinterlistiger |159| geworden, als sie das je für möglich gehalten hätte. Seit sie den Job als Verbindungsperson zur Kripo übernommen hatte, hatte sie einiges an Schlauheit und Heimtücke entwickelt. Das brachte die Arbeit so mit sich. Wenn man was herausfinden wollte, musste man sich unsichtbar machen und zuhören, statt aus der Deckung zu stürmen und Streit zu schlichten. Die Chancen standen gut, dass sie noch ein paar interessante Wahrheiten mitbekommen würde, ehe die beiden Rivalinnen ernsthaft mit Kratzen und Beißen anfingen.
    »Schlampe!«
    »Dämliche Kuh!«
    Alles andere als damenhafte Ausdrücke schwirrten durch die Luft. Dazu kamen die Geräusche von klatschenden Ohrfeigen, schleifenden hohen Absätzen und reißendem Stoff.
    »Geben Sie mir das Zeug zurück!«
    »Ich hab Ihr Zeug nicht! Ich hab’s verdammt noch mal nie weggenommen! Ich bin nicht mal in der Nähe von eurem Scheißlager gewesen.«
    Auf verbale Beleidigungen folgte Kreischen, und dann hörte man, wie jemand krachend gegen das Geländer geworfen wurde.
    Jetzt hatten sie sich wie die Furien in der Wolle. Honey erwog, dass nun die Zeit reif war, und stürmte zwei Stufen auf einmal die Treppe hinauf.
    »Okay, Mädels. Der Streit ist beendet.«
    Völlig überrascht trennten sich die beiden Frauen voneinander. Sofort begannen sie, ihre Power-Kostümchen glattzuzupfen und sich das Haar zurückzustreichen, um den Eindruck zu vermitteln, als sei hier rein gar nichts geschehen.
    »Wir hatten nur eine kleine Diskussion«, sagte Julia mit ihrer vornehmen, tiefen Stimme und warf den Kopf zurück.
    Honey verschränkte die Arme und sah die beiden vorwurfsvoll an. »Worüber?«
    »Farbzusammenstellungen«, antwortete Camilla und reckte ihr spitzes Kinn vor.
    |160| »Ja, genau«, bekräftigte Julia. Sie strich sich das blonde Haar hinter die Ohren. »Wir haben unsere Vorstellungen für die Seidenvorhänge in der Hochzeits-Suite verglichen.«
    »Und sie hat ihre Ideen erst einmal mir vorgeschlagen«, fügte Camilla, die mit dem Schmollmündchen und dem rabenschwarzen Haar, hinzu.
    »Und ich bin eure gute Fee«, sinnierte Honey. Sie machte ihre Fingerspitze nass und tupfte das Blut auf, das aus einem Kratzer auf Camillas Wange rann. »Also, wo ist die Beute, Julia?«
    Camilla zuckte zusammen.
    Julias vollkommene Gesichtszüge fielen in sich zusammen wie ein Soufflé in der Zugluft.
    »Ich habe keine Vorstellung, was Sie damit meinen.«
    Honey trat ihr entgegen. »Und ob Sie das wissen. Ich habe euch gehört.« Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter in Richtung Kellertreppe. »Ein netter kleiner Zickenkrieg. Was macht ihr als Zugabe? Mord? Oh, Verzeihung!«, sagte sie und hob abwehrend die Hände, als wollte sie sich für einen Fauxpas entschuldigen. »Mord als Zugabe, das wollen wir mal gleich wieder vergessen. Aber wie wäre es mit Mord als Vorspiel zu diesem kleinen Streitgespräch? Wer von euch beiden hatte denn am meisten durch Philippes Tod zu gewinnen? Na, Mädels? Wollt ihr mich mal aufklären?«
    Camilla stand wie vom Donner gerührt da. »Meinen Sie wirklich, was ich da glaube gehört zu haben?«
    Julia war ganz cool. »Ja, so ist es wohl, meine liebste Camilla. Sie versucht gerade, uns den Mord am lieben Philippe in die Schuhe zu schieben.«
    »Nein«, sagte Camilla und schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe Philippe nicht umgebracht.«
    Honey musterte sie nachdenklich. »Auch nicht wegen all der Beute, die er in seinem Lagerraum aufbewahrte?«
    »Nein!«, bekräftigte Camilla und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Nein, nein, nein!«
    |161| Honey wandte ihren anklagenden Blick nun Julia zu. »Sie haben einen ähnlichen Geschmack wie Philippe und

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