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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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durchschnitten hatte, damit der Mörder unerkannt fliehen konnte? Das waren doch ein paar Zufälle zu viel. Honey konnte es kaum abwarten, Doherty davon zu berichten. Sie zwang sich, wieder todernst zu schauen, und wandte sich mit angemessen finsterer Miene der jungen Dame vom Empfang zu.
    Sonja – laut Namensschildchen – zwinkerte nervös. »Mr. Parrot, es ist eine Dame gekommen, die Sie gern sprechen möchte …« Ihre Stimme zögerte. Mr. Parrot hatte sie offensichtlich unterbrochen. Wahrscheinlich gab er ihr gerade die Anweisung, der »Dame« höflich, aber bestimmt zu erklären, sie sollte sich verziehen.
    »Polizei«, platzte die junge Frau heraus.
    |145| »Hannah Driver«, sagte Honey.
    »Hannah Driver. Sie ist von der Polizei.«
    Das passte Honey prächtig. Sie berichtigte diese Aussage nicht. Der Einwurf der Empfangsdame hatte die Aufmerksamkeit des Managers erregt.
    »Ja«, sagte sie knapp und legte den Hörer auf. »Er hat jetzt Zeit für sie. Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Honey wanderte zu einem bequemen Lehnstuhl, der groß genug für zwei Personen war. Ihre Füße schmerzten nach der morgendlichen Schicht in der Küche. Dumpy Doris hatte noch einmal zwei Urlaubstage genommen und war zu ihrer Schwester gereist. Und irgendjemand musste ja den Speck braten. Wie so oft hatte die grausame Hand des Schicksals auf Honey gedeutet.
    Sie redete sich noch einmal ein, dass sie sich nicht als Polizistin ausgegeben hatte. Die junge Frau hatte sie schlicht missverstanden. Honey musterte den feinen Eichenfries über dem Marmorkamin und lenkte ihre Gedanken damit auf eine höhere Ebene. Wie schön, dass einen Kultur und Historie doch immer wieder aus dem Alltag erheben konnten. Jedes der Paneele zeigte ein anderes Bild, und zusammen erzählten sie eine ganze Geschichte.
    Eines der Bilder erregte ihre besondere Aufmerksamkeit: Es schien einen knienden Höfling darzustellen, der Elisabeth Tudor vom Tod ihrer Schwester berichtete und ihr mitteilte, dass sie nun Königin Elisabeth I. von England war. Nun, das war ja wirklich eine Nachricht von epochaler Bedeutung. Jedenfalls um einiges besser als die Aussicht, stattdessen im Londoner Tower zu landen und schließlich vielleicht sogar geköpft zu werden.
    »Hannah Driver?«
    Eine scharfe Stimme riss sie aus diesen Gedanken.
    »Ah! Mr. Parrot. Höchst erfreut, Sie kennenzulernen.«
    Der Mann war etwa eins siebzig groß, hatte ein schmales Gesicht und eine sehr glänzende Stirn. Sein Haar war gelichtet, eigentlich nur noch ein Kranz am Hinterkopf. Drei |146| große Leberflecke, und dann hätte sein Kopf ausgesehen wie eine Bowlingkugel! Angezogen war er wie ein typischer Manager. Unter dem dunklen, sehr geschäftsmäßigen Anzug blitzte eine senfgelbe Weste hervor. Die Lippen hatte er zu einem schmalen Spalt zusammengekniffen, was wohl bedeuten sollte, dass Honey hier nur gerade eben geduldet war.
    Honey erhob sich rasch, und dabei fiel ein Samtkissen auf den Boden.
    Mit steif über dem makellosen Hemdkragen erhobenem Haupt blickte der Manager verächtlich auf den herabgefallenen Gegenstand. Er warf der Empfangsdame, mit der Honey gesprochen hatte, einen strengen Blick zu und deutete wortlos auf das Kissen. Sofort kam die junge Frau hinter dem Tresen hervorgeflitzt und befolgte seine stumme Anweisung.
    Honey stellte sich vor und achtete sorgfältig darauf, nur ihren Namen zu nennen. »Hannah. Hannah Driver. Ich habe ein paar Fragen.«
    Zum Glück bat er sie nicht um einen Dienstausweis oder erkundigte sich nach ihrem Dienstgrad. Sie seufzte innerlich erleichtert auf.
    »Nun«, sagte Mr. Parrot, sobald sie sein Büro betreten hatten. »Was kann ich für Sie tun, Inspector Driver?«
    »Honey«, sprudelte sie rasch hervor. »Nennen Sie mich einfach Honey. Es geht um einen Bericht, den ich von Ihrer Nachbarin gegenüber erhalten habe. Ich wüsste gern, ob Sie mir etwas zu einem kleinen Problem erklären können, mit dem sie zu mir gekommen ist.«
    Sie redete sich ein, dass sie ja nicht eigentlich log. Sie gab nicht vor, eine Polizeibeamtin zu sein – sie vermittelte nur indirekt diesen Eindruck, hatte aber nichts dergleichen ausdrücklich gesagt.
    Der Mann blickte sie verwundert an. »Ich kann Ihnen leider nicht folgen. Wovon genau reden Sie?«
    »Von Miss Camper-Young von gegenüber. Angestellte ihres Hotels haben sich erlaubt, die Kabel ihrer Überwachungskameras |147| zu durchtrennen. Könnten Sie mir erstens mitteilen, wer dafür verantwortlich war, und zweitens

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