Mord ist ihre Leidenschaft
die gute Sinead Duggin eventuell mehr weiß als die arme Maureen.«
»Der Typ, der Ihnen das Rätsel aufgegeben hat, meinte, Sie hätten Zeit bis morgen früh.«
Eve stand auf und steckte die Münze in die Tasche. »Ich bin sicher, dass er nicht ehrlich spielt.«
Sinead Duggin zündete sich eine schlanke, silberfarbene Zigarette an, kniff die harten grünen Augen feindselig zusammen und blies Eve den nach Jasmin duftenden Rauch des Glimmstengels absichtlich mitten ins Gesicht. »Ich rede nicht gerne mit den Bullen.«
»Und ich rede nicht gerne mit irgendwelchen blöden Ziegen«, antwortete Eve mit milder Stimme. »Trotzdem bringe ich die Hälfte meines Lebens damit zu. Entweder hier oder auf der Wache, Sinead. Sie haben die Wahl.«
Sinead zuckte mit den dünnen Schultern, zog geistesabwesend den aufklaffenden, mit Mohnblumen bedruckten Morgenmantel zu und trottete barfuß durch ihre kleine, voll gestopfte Wohnung.
Sie war nicht mit Möbeln voll gestopft. Neben dem ungemachten Klappbett, aus dem sie auf Eves Klopfen herausgekrabbelt war, gab es nur noch zwei kleine Stühle und zwei schmale Tische. Sämtliche Oberflächen aber, einschließlich der Fensterbänke, waren mit irgendwelchem Schnickschnack übersät.
Sinead schien eine Vorliebe für grelle Nippsachen zu haben. Für Schalen und Teller und kitschige Figuren. Die Quasten an den Lampenschirmen waren schwer vom Staub, und auf dem Boden türmten sich leuchtend bunte Flickenteppiche wie die Teile eines Puzzles in wildem Durcheinander übereinander auf. Sinead setzte sich im Schneidersitz aufs Bett, griff nach einem riesengroßen Aschenbecher, der ein wunderbares Mordinstrument gewesen wäre, und öffnete den Mund zu einem Gähnen.
»Also, was wollen Sie von mir wissen?«
»Ich bin auf der Suche nach Shawn Conroy. Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
»Gestern Abend. Ich arbeite bis abends im Pub.« Sie kratzte sich am linken Fuß. »Und tagsüber schlafe ich.«
»Mit wem hat er sich gestern Abend unterhalten? Haben Sie ihn mit jemand Bestimmtem reden sehen?«
»Es war alles normal. Die Leute kommen, um ein Glas zu trinken, und werden von Shawn und mir bedient. Wir verdienen unser Geld auf ehrliche Art und Weise.«
Eve schob Kleider, die mengenmäßig für mindestens eine Woche reichten, von einem der Stühle und nahm Platz. »Peabody, ziehen Sie die Vorhänge zur Seite und lassen Sie ein bisschen Licht rein.«
»Aua.« Sinead hielt sich die Hand vor die Augen, als plötzlich blendend grelles Licht durch eins der Fenster fiel. »Die Helligkeit bringt einen um.« Dann erklärte sie mit einem resignierten Seufzer: »Hören Sie, Shawn trinkt gern mal einen über den Durst. Aber wenn das das Schlimmste ist, was man von einem Menschen sagen kann, ist er wohl ganz in Ordnung. «
»In seiner Pause ist er in sein Zimmer gegangen. Wer hat ihn begleitet?«
»Ich habe niemanden mit ihm nach hinten gehen sehen. Ich hatte zu tun. Außerdem mische ich mich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute ein. Weshalb interessieren Sie all diese Dinge?« Allmählich bekam sie einen halbwegs klaren Blick. »Weshalb wollen Sie das wissen? Ist Shawn etwas passiert?«
»Genau das versuche ich herauszufinden.«
»Tja, gestern Abend war mit ihm noch alles in allerbester Ordnung, so viel kann ich Ihnen sagen. Er war sogar supergut gelaunt. Hat etwas von irgendeinem neuen Job erzählt. Davon, dass er jetzt endlich die große Kohle machen würde.«
»Was war das für ein Job?«
»Service auf irgendwelchen privaten Partys bei irgendwelchen megareichen Leuten. Shawn hätte immer schon gerne ganz oben mitgespielt.« Sinead drückte ihre Zigarette aus und zündete sich umgehend die nächste Kippe an. »Als er aus der Pause zurückkam, hat er gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd. Meinte, dass er ein gutes Wort für mich einlegen würde, wenn ich Interesse daran hätte.«
»Ein gutes Wort bei wem?«
»Ich habe nicht weiter auf sein Gefasel geachtet. Shawn hat häufig große Reden geschwungen. Gestern meinte er, er würde auf der Party irgendeines großen Tieres hinter der Theke stehen und endlich mal die feinsten Weine ausschenken statt wie bisher nur Guinness oder Bier.«
»Nennen Sie mir einen Namen, Sinead. Er hat vor Ihnen angegeben, er war total stolz. Was für einen Namen hat er dabei genannt?«
»Tja, verdammt.« Sinead rieb sich die Stirn. »Es ging um irgendeinen alten Kumpel. Jemanden aus Dublin, der es zu was gebracht hat. Roarke«, sagte sie und piekste Eve
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